Zehra Ipsiroglu „Eine andere Türkei“, 309 Seiten, 29,90 €, Brandes & Apel, ISBN: 978-3860998779;
„In der Türkei gibt es alles. Es gibt eine wunderschöne Landschaft und eine fantastische Kultur, es gibt aber auch noch Ehrenmorde und Unterdrückung“, diese Widersprüchlichkeit, die Stärke und Schwäche zugleich ist, versucht Zehra Ipsiroglu, Professorin für moderne türkische Literatur an der Uni Duisburg-Essen, an Beispielen festzumachen.
Aus der Perspektive einer „Randeuropäerin“ entwirft die 1948 geborene Istanbulerin das Bild einer blühenden Kultur – hier wie dort. Ipsiroglu, die schon Dürrenmatt und Nöstlinger ins Türkische übersetzt hat, forscht seit über 20 Jahren über Literatur und Theater. Kultur ist für sie die Brücke zwischen den Gesellschaften. Denn gesellschaftliche Probleme werden in Literatur und Theater auf eine eigene Art verarbeitet.
Die Wissenschaftlerin reklamiert für sich den „doppelten Blick“, sie kennt die Türkei, und sie kennt Deutschland, weiß um die Schwächen und Stärken des einen wie des anderen. „Das Fremde im Eigenen bildet für mich seit jeher den eigentlichen Impuls, ja die Triebkraft fürs Schreiben.“
Um „Eine andere Türkei“ zu zeigen“ wechselt die Autorin zwischen Fiktion und Essay: Sie schreibt über den Migranten Murat, sie porträtiert den Satriker Aziz Nesin. Sie beleuchtet das „Bild der Frau in der türkischen Literatur“ und „Deutschlandbilder in der Migrantenliteratur“ und das Leben „Junger Menschen zwischen Ghetto und Gesellschaft. Themen wie „Ich und der Andere“ und „Erblinden“ behandelt sie fiktiv.
Ein reichhaltiges, nicht immer ganz einfaches Buch, das wissenschaftliche Ansprüche erfüllt.
Bewertung: ****
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