Alberto Giacometti „Die Frau auf dem Wagen“, 222 Seiten, 34,90 €, Hirmer, ISBN: 978-3777424118;
Es dürfte eines der bekanntesten Stücke der Nachkriegs-Kunst sein: „Die Frau auf dem Wagen“. Alberto Giacometti schuf die 1,73 Meter hohe Gipsskulptur „Die Frau auf dem Wagen“ um 1945 herum. Vier Mal formte der Schweizer Bildhauer (1901-66) dieses Motiv und gab der modernen Plastik einen nachhaltigen Schub. Morgen geht eine große Giacometti-Ausstellung im DuisburgerLehmbruck-Museum zu Ende.
Lothar-Günter Buchheim, Schriftsteller, Filmemacher, vor allem aber kapriziöser Kunstsammler, hatte seine Werke dereinst nach Duisburg geben, bevor er seine Zusage zurückzog (heute ist seine Sammlung Mittelpunkt des nach ihm benannten Museums in Bernried am Starnberger See).
Für das Lehmbruck-Museum erwies sich diese Absage als Glücksfall. Vor 24 Jahren bekam das Museum ein Angebot zum Kauf der Ursprungsversion der „Frau auf dem Wagen“ und schlug zu, für damals 1,5 Millionen Mark. Das war der Startschuss für das „Zentrum internationaler Skulptur“, das von der Qualität seiner Werke her durchaus mit der Modern Tate in London konkurrieren kann.
Giacometti führte das Motiv des Wagens in die Plastik ein. Der Sockel, auf dem die Frau steht, wurde auf einen vierrädrigen, niedrigen hölzernen Wagen gestellt. Wagen oder auch Räder wurden zum Leitmotiv des Schweizer – Symbol für Tempo und Bewegung.
Erstmals sind in der Austellung alle vier Versionen zu sehen, zwei weitere Gipse, die sonst in Paris ausgestellt sind und eine Fassung, die 1962 erstmals in Zürich ausgestellt worden war. Natürlich wird die „Femme au Chariot“, so der Originaltitel, im Ausstellungskatalog ausführlich interpretiert: zwischen Triumpf und Tod. Nur so viel, Vorbild war eine Freundin des Künstlers, eine Engländerin.
Für das Duisburger Museum war der Ankauf der „Frau auf dem Wagen“ übrigens ein Glücksfall. Vor zweieinhalb Monaten wurden für Giacomettis „Schreitenden Mann“ bei Sotheby’s in London umgerechnet 73 Millionen Euro erlöst.
Eine sehr gute Einführung in das Sujet dieses faszinierenden Künstlers.
Bewertung: *****
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