Wir Menschen mussten einfach sein

Simon Conway Morris „Jenseits des Zufalls“, 367 Seiten, 44,90 €, Berlin University Press, ISBN: 978-3940432070;

morris

Es ist eines der ungelösten Rätsel der Menschheit. Läuft die Evolution ziellos ab oder entwickelt sich das Leben zwangsläufig zu intelligenten Spezies? Ist der Mensch Zufall oder unvermeidbare Konsequenz des Lebens? Cambridge-Professor Simon Conway Morris jedenfalls glaubt nicht an Zufälle.

Das vor einem Jahr bei dem neu gegründeten Verlag Berlin University Press auf deutsch erschienene Werk des Paläobiologen hat die Darwinisten-Szene mächtig durcheinander gerüttelt. Vor 20 Jahren noch hatte Morris‘ Kollege Stephen Jay Gould noch vom „Zufall Mensch“ geschrieben.

Morris hingegen sieht die Evolution einem Bauplan folgend. Sein wichtigstes Indiz dafür ist Konvergenz, also die unumstrittene Tatsache, dass sich ähnlich Eigenschaften in ganz unterschiedlichen (Tier- und Pflanzenarten) unabhängig voneinander entwickelt haben oder entwickeln mussten.

Beispiel gefällig? Das Auge des Menschen funktioniert fast genauso und folgt einem ganz ähnlichen Bauplan wie das des Ringelwurms oder des Tintenfischs. Warum? Weil es sonst nicht funktionieren könnte.

Für Morris fing alles mit dem Urknall an, also der Schöpfung des uns bekannten Universums. Ab diesem Zeitpunkt waren „Lebewesen mit einem großen Gehirn, zwei fokussierfähigen Augen und aufrechtem Gang angelegt. Und auch, dass diese Lebewesen in einer kognitiven Welt ähnlich unserer heutigen leben würden“, ist der Wissenschaftler überzeugt.

Mit seinen in wissenschaftlichen Kreisen höchst umstrittenen Thesen stößt Simon Conway Morris eine interessante Diskussion an. Ist es nicht tröstlich, dass Außerirdische uns ähnlich sein müssen? Und auch die Christenheit sieht ihre Vorstellungen von Gott durch einen göttlichen Bauplan zumindest weitgehend bestätigt.

Morris ist ein begabter Rethoriker. „Jenseits des Zufalls“ ist amüsant geschrieben, reich an Anekdoten und garantiert auch für Laien verständlich. Dass der fast 100 Seiten starke Anmerkungen-Teil nicht übersetzt wurde, ist allerdings rätselhaft.

Bewertung: ****



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