Gina Nahai „Regen am Kaspischen Meer“, 320 Seiten, 19,90 €, Mare-Buchverlag, ISBN: 978-3866480773;
In der westlichen Wahrnehmung ist Iran ein Schurkenstaat, der Atomwaffen bauen will, die Existenz des Staates Israel leugnet und als faschistoides Regime den Nahen und Mittleren Osten destabilisiert. Tatsächlich ist Persien eine der Wiegen der Zivilisation, ein Jahrtausende altes Kulturland, dessen Gesellschaft auch heute noch tolerant und friedliebend ist – und das eine uralte jüdische Tradition hat.
Gina Nahai, 47, ging mit 16 in die USA, kurz bevor die Revolution der Mullahs den Schah hinwegfegte. Sie ist eine Jüdin aus Teheran und erzählt in ihrem aktuellen Buch eine jüdisch-iranische Liebesgeschichte. Der Stoff ist klassisch: Reicher Junge heiratet armes Mädchen. Sie ist unglücklich, er hat Geliebte. Ein letzter Versuch, zu retten, was nicht mehr zu retten ist, führt das Ehepaar und ihre kleine Tochter ans Kaspische Meer. Da tobt schon der gewalttätige Umsturz …
Nahai erzählt die in den 1950er Jahren beginnende Geschichte aus der Perspektive der Tochter Yaas und entfaltet das Sittengemälde einer in dieser Form nicht mehr existierenden Gesellschaft. Eine strikt hierarchische, jüdische Society, die von Klassenschranken dominiert wird. Der Untergang dieses Systems kam denn auch nicht von ungefähr, wie dieser Roman uns verstehen lässt.
Eine berührende Geschichte mit vielen Anspielungen, die am Schluss sogar Hoffnungen macht auf die Selbstreinigungskräfte der iranischen Gesellschaft, die uns gar nicht so fern ist wie es die politischen Kommentatoren Glauben machen.
Bewertung: ****
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