Wenn Journalisten die Welt erklären

Große Journalisten, große Reportagen.

 

Gerhard Waldherr „Bruttoglobaltournee“ (Salis);
Wolfgang Büscher „Hartland – Zu Fuß durch Amerika“
(Rowohlt);

Mehr dazu:

Gerhard Waldherr „Bruttoglobaltournee“, 254 Seiten, 24,90 €, Salis, ISBN: 978-3905801453;

Die Globalisierung fängt bei Gerhard Waldherr dort an, wo er aufgewachsen ist, in Gaißach, einem Dörfchen nahe Bad Tölz. Dort ging er zur Schule, dort startete er eine Eishockey-Profikarriere und dort stand er samstags (neben mir übrigens) für die Süddeutsche Zeitung am Fußballplatz.

Bald 30 Jahre ist das nun her, und aus Gerhard Waldherr wurde, ja, so darf man das sagen, ein großer Reporter. Er berichtete aus New York und bereiste für seine Reportagen alle Kontinente. Nun ist der 52-Jährige zurück in Deutschland und hat so eine Art Vermächtnis geschrieben.

Sein Thema: Die Globalisierung. Kein Lamento ist dieses Buch geworden, keine bloße Beschreibung, sondern die journalistische Erklärung, warum das Zusammenwachsen der Welt trotz aller Gefahren und Probleme unumkehrbar ist. Und das ist gut so, für Gerhard Waldherr.

Als guter Journalist überlässt der Oberbayer seine Gecshichten den Menschen. Seine Botschaft transportieren die, über die er schreibt. Das macht dieses Buch absolut lesenswert, selbst die Reportagen, die schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben.

Bewertung: *****

=====================================================   Wolfgang Büscher „Hartland – Zu Fuß durch Amerika“, 304 Seiten, 19,95 €, Rowohlt, ISBN: 978-3871346859;

Wolfgang Büscher ist Globetrotter im besten Sinne. Er ist nämlich tatsächlich immer zu Fuß unterwegs. Nachdem er auf diese Weise unter anderem schon bis Moskau kam und Deutschland einmal umrundete, spazierte er nun durch die USA – ein Abenteuer der besonderen Art.

Wer in Amerika nicht motorisiert unterwegs ist, gehört zum Psychiater oder ist von irgendwo geflohen. Bei dem Reporter Wolfgang Büscher trifft nichts dergleichen zu. Er schätzt nur die Unmittelbarkeit des Erlebens, wenn man zu Fuß unterwegs ist, das Erfassen mit allen Sinnen.

Schon die Einreise via Kanada wird zum Problem, wegen des Misstrauens der Grenzer. Aber dann trifft er immer wieder auf Leute, die alle ihre  eigene Geschichte erzählen, die immer irgendwas mit der Region zu tun haben, in der sie leben. Und sie öffnen sich ihm den Fremden, jedenfalls dort, wo die Menschen aufeinander angewiesen sind, in den wenig besidelten Weiten des Mittleren Westens.

Anders die Erfahrungen in den Städten. Anders die Menschen dort. Und so hat der Wanderer ein Psychogramm des modernen Amerikas geschrieben. Eines Landes, das voller Widersprüche ist, extreme Probleme hat und doch immer wieder von der Hoffnung und dem Willen zum Aufstieg getragen wird.

Lesenswert, ein großer Journalist.

Bewertung: ****

 

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