Die Leiden eines traurigen, verrückten Ingenieurs

Fernando Pessoa, „Álvaro de Campos – Poesia“, 774 Seiten, 69,90 €, Ammann-Verlag, ISBN: 978-3250104544;

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„Am Ende allen Schlafens.
Am Ende wovon?
Am Ende alles Scheinbaren …
Dieses kleine provinzielle Universum zwischen den Gestirnen,
Dieses winzige Dorf des Raumes,
und nicht nur des sichtbaren Raumes, sondern des totalen Raumes.

Er war der Urvater der modernen portugiesischen Literatur, Alberto di Pessoa, tragischer Dichter, gestorben 1935 in Lissabon, als einsamer, psychisch-kranker, vom Alkohol zerstörter Mann. Geblieben ist seine Kunst.

Álvaro de Campos ist eines der wichtigsten Heteronyme Pessoas, eine andere Form seines Ichs, jemand, über den er, mit der er kommunizierte.“Geboren“ wurde Campos, der „verrückte Ingenieur“, am 8. März 1914.

Die Freiheit, ja, die Freiheit!
Die wahre Freiheit! […]
Was ist geworden aus dem, der ich gewesen sein muss?
Und außer diesem Verlangen nach Freiheit und Gutem und Luft,
was ist geworden aus mir?

Die Gedichte, in denen Pessoa seinen Campos sein Leben erzählen lässt, sind tief traurig, fast autistisch, Dokumente von Sehnsucht und Verzweiflung. Der schweizerische Ammann-Verlag, der in anerkennenswerter Weise das Gesamtwerk des bemerkenswerten Fernando António Nogueira Pessoa wiederentdeckt hat, hat auch diesen Band zweisprachig, portugiesisch und deutsch, veröffentlicht.

Bemerkenswert ist die schlichte, wortgetreue (Neu-)Übersetzung von Inés Koelbel, die jenen, die sich aus den Gedichten allein kein Bild von Álvaro de Campos machen können, in ihrem Nachwort kurz dessen Lebensgeschichte erzählen. Er war ein Technik begeisterter Schiffsbauingenieur, weit gereist und ausgebildet in Glasgow, der sich zum Schreiben nach Lissabon zurückzog.

Ganz ehrlich: ein wundervolles Buch, ein Buch für Freaks.

Bewertung: *****

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