Alice Miller, „Dein gerettetes Leben“, 319 Seiten, 19,90 €, Suhrkamp-Verlag, ISBN: 978-3518419342;

Ehrlichkeit ist der Schlüssel zum Glück. Seit dem „Drama des begabten Kindes“ predigt die Schweizer Psychotherapeutin Alice Miller, dass sich das Verhältnis zwischen Kindern und Eltern ändern muss. Über geschehenes Unrecht muss offen geredet werden. „Dein gerettetes Leben“ ist so eine Art Vermächtnis der 84-Jährigen.

„Schon mit 10 oder 11 Jahren habe ich mir erlaubt, meine Eltern zu hassen und habe mich vor ihnen geschützt. Geholfen hat mir dabei das Beispiel der Familie einer Freundin. Dort habe ich gesehen, wie es eigentlich sein sollte. Wie Eltern eigentlich mit ihren Kindern umgehen sollten.“ Das schreibt eine Leserin auf Alice Millers Internetseite nach der Lektüre von „Dein gerettetes Leben“.

Und in der Tat, bis heute sind die Eltern in unserer Kultur sakrosant. Sie zu ehren, ist sogar ein biblisches Gebot. Aber dies führt, und das sagt nicht nur Miller, es ist schädlich nicht hinzuschauen: „Wie kann sich ein Mensch lieben, der sehr früh lernen musste, dass er nicht liebenswert sei? Dass er Schläge bekommt, damit er anders wird, als er ist?“

All das verursacht Schuldgefühle, und die bestimmen unser Handeln ein ganzes Leben lang – außer wir schauen hin und setzen uns mit unseren Eltern und deren Taten auseinander. Miller belegt, dass Misshandlungen nicht nur unglückliche und verwirrte Kinder schaffen, sondern auch destruktive Jugendliche und die misshandelnden Eltern der Zukunft.

Wer sich mit dem erlittenen Unrecht auseinandersetzt, die Schuld dort sucht, wo sie ist, der hat auch die Chance, dem inneren misshandelten Kind wieder nahezukommen, es zu ehren und zu lieben. Am besten gelingt dies natürlich, wenn die Eltern bereit sind, anzuerkennen, was sie falsch gemacht haben. Miller empfiehlt Therapeuten, genau diesen Prozess in Gang zu setzen.

Ein wichtiges Buch!

Bewertung: *****

Eine Empfehlung: http://www.wir-im-gespräch.de/

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