Was der Mensch ist

Georg Brunold „Nichts als der Mensch“, 800 Seiten, Galiani, 85 €, ISBN: 978-3869710747;

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„Vielgestaltig ist das Ungeheure, und nichts ist ungeheurer als der Mensch“, schrieb vor bald zweieinhalbtausend Jahren der Dichter Sophokles. Was also ist der Mensch? Das ist die zentrale Frage dieses opulenten, mehr als 800 Seiten stark, großformatigen Wälzers. Kürzer kann man sich diesem Thema wohl auch nicht widmen. Georg Brunolds Anthologie von menscherklärenden Textversuchen ist zwar schon vor gut einem Jahr erschienen, für mich aber das Buch des Jahres 2014 und eine wirkliche Empfehlung.

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Von der Garbo und gut sitzenden Männeranzügen

Charlotte Seeling „Mode. 150 Jahre Couturiers, Designer, Marken“, 512 Seiten, H. F. Ullmann, 49,90 €, ISBN: 978-3848006144;

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Als Model mit Konfektionsgröße 36 und Unterarmen wie Streichhölzern möchte man dieses Buch nicht tragen müssen. Ein paar Kilo wiegt er nämlich schon, der Versuch von Charlotte Seeling, 150 Jahre Geschichte der Mode in einem Buch zu erzählen. Der Versuch kann gleichwohl als gelungen angesehen werden.

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Vom Dada zu Max Ernst

Timothy O. Benson (Hrsg.) „Begegnungen – Hans Richter“, 224 Seiten, 49,95 €, Prestel, ISBN: 978-3791352695;

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Auch wenn ihn nur Kenner kennen, Hans Richter  war einer der vielseitigsten Künstler des vorigen Jahrhunderts. Als 14-Jähriger schuf der 1888 geborene Berliner seine ersten grafischen Arbeiten, mit 28 wurde er Dadaist, und im nächsten Leben wurde er Filmemacher und gab als Emigrant in den USA Inspirationen, die bis in die heutige Zeit wirken.

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Die Welt zerstört und neu geschaffen

Isabella Berr „Walking Dreams“, 127 Seiten, Hirmer, 49,90 €, ISBN: 978-3777420837;

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Heutzutage ist alles scharf. Selbst die babyfingernagelgroßen Objektive von Smartphones machen exakte Bilder. Was an Präzision fehlt, besorgen (HDR-)Filter. Die Künstlerin Isabella Berr ist den umgekehrten Weg gegangen. Sie setzt Unschärfe als Gestaltungsmittel an und produziert schemenhafte Fotos, die eher an abstrakte Gemälde erinnern als an realistische Momentaufnahmen.

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Zeit für Experimente im Garten

Piet Oudolf/Noel Kingsbury „Neues Gartendesign mit Stauden und Gräsern“, 160 Seiten, 29,90 €, Ulmer, ISBN: 978-3800178926;

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Piet Oudolf hat den etwas anderen Blick. Der Gartendesigner sieht die Pflanzen, mit denen er arbeitet, in ihrer Ganzheit, im Werden ebenso wie im Verblühen. Nicht Blüten allein zählen, sondern genauso Stängel und Blätter. Oudolfs Leidenschaft gilt den Stauden, weniger den Gehölzpflanzen. Das durchzieht dieses 2007 erstmals erschiene Standardwerk für bewusst arbeitende Gärtner.

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Ab morgen: Bildbände-Spezial

Kurz vor Weihnachten gibt es noch mal ein Bildbände-Spezial, das nun schon achte in der Geschichte des Lesenblogs. Vorstellen wollen wir ein paar interessante Bildbände und sonstige Neuerscheinungen, die als Geschenke sehr zu empfehlen sind, aus den Bereichen Wohnen, Kunst und Fotografie und als absoluten Höhepunkt Brunolds „Nichts als der Mensch“:

Piet Oudolf/Noel Kingsbury „Neues Gartendesign mit Stauden und Gräsern“ (Ulmer)
Isabella Berr „Walking Dreams“ (Hirmer)
Timothy O. Benson (Hrsg.) „Begegnungen – Hans Richter“ (Prestel)
Charlotte Seeling „Mode. 150 Jahre Couturiers, Designer, Marken“ (H.F. Ullmann)
Georg Brunold „Nichts als der Mensch“ (Galiani)
House Beautiful (Hrsg.) „350 Wohnideen“ (Callwey)
Manfred Lucenz/Klaus Bender „Ein Garten ist niemals fertig“ (Callwey)
Boris Friedewald „Meisterinnen des Lichts“ (Prestel)
Sabine Krüger/Heinrich Kuhn „Armutszeugnisse – West-Berlin vor der Stadterneuerung in den sechziger Jahren“ (Edition Braus)
Juliane Zimmer/Anne Zuber „Das große Wohnbuch“ (Callwey)
Jürgen Hohmuth „Berlin aus halber Höhe“ (Edition Braus)
Bank Austria (Hrsg.) „Fotografie im Fokus – Die Sammlung“ (Hirmer)
Edward Gorey „Ein fragwürdiger Gast“ (Lilienfeld)
Edward Gorey “Die Wasserblüte”, 64 Seiten (Lilienfeld)
Edward Gorey „Halloween/Geister“ (Diogenes)

Zwei ungleiche Brüder und der Mittelstand

A. M. Homes „Auf dass uns vergeben werde“, 672 Seiten, Kiepenheuer & Witsch, 22,99 €, ISBN: 978-3462046106;

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Mit Familiengeschichten hat die 1961 geborene Amerikanerin A. M. Homes viel Erfahrung. Die sind ihr Thema, nicht erst seit sie ihre eigene Geschichte als Adoptivkind, das von nichts wusste, niederschrieb („Die Tochter der Geliebten“, 2009). Damals zeigte sie auch schob, dass sie großer Humor auszeichnet. Der ist in ihrem jüngsten Buch über ein Brüderpaar sogar stilprägend. Eine Geschichte aus dem puren Leben.

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Leben als Freiheit und Abgrund

Karl Ove Knausgard „Leben“, 624 Seiten, 22,99 €, Luchterhand, ISBN: 978-3630874135;

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Mit „Sterben“ hat er angefangen. Nun. im vierten Band seiner auf sechs Teile angelegten autobiografischen Romanprojekts „Min Kampf“ ist Karl Ove Knausgard im „Leben“ angelangt. Endlich die Schulzeit und damit die Kindheit des Norwegers sind beendet.

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Die Wirklichkeit als Konstrukt der Wünsche

A.S.A. Harrison „Die stille Frau“, 384 Seiten, 14,99 €, Bloomsbury, ISBN: 978-3827012074;

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Ein stilles Buch. Eine faszinierend tiefgründige Geschichte um ein Paar, das schon lange zusammenlebt. Man hat sich aneinander gewöhnt, man akzeptiert die Marotten des anderen, ja, man will miteinander alt werden. Oder will man das doch nicht? Etwas Unvorhergesehenes passiert.

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Von wegen Krimi, Katze, Können

Sibylle Lewitscharoff „Killmousky“, 223 Seiten, 19,95 €, Suhrkamp, ISBN: 978-3518423905;

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Ach, Frau Lewitscharoff. Was haben Sie nur angestellt? Selbst aus der Distanz eines halben Jahres waren ihre Thesen zur künstlichen Befruchtung purer Unfug und menschenfeindlich noch dazu, und dann veröffentlichen Sie auch noch so einen Roman, einen Katzenkrimi. Geht’s noch? Wir sind ja nun wirklich besseres von Ihnen gewöhnt.

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