Die DDR als Familiengeschichte

Maxim Leo „Haltet euer Herz bereit“, 272 Seiten, 19,95 €, Blessing, ISBN: 978-3896674012;

Maxim_Herz

20 Jahre nach dem Untergang der DDR dominiert die Verklärung. Statt einer Abrechnung mit dem Unrechtssystem beschränkt sich die mediale Erinnerung auf Film-Grotesken wie „Goodbye Lenin“ und Sonnenallee“ und auf das Phäonmen der Ostalgie. Maxim Leo will hier einen Gegenpunkt setzen, ohne zu verurteilen. Ob das gelingen kann?

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Alles hängt mit allem zusammen

Norbert Zähringer „Einer von vielen“, 486 Seiten, 22,90 €, Rowohlt, ISBN: 978-3498076641;

Viele

80 Jahre, mehr als ein Leben. Es ist der 1. September 1923. Ein Erdbeben ängstigt die Menschen in Japan, als Edison Fromm in der Mojaewüste, wo die Erde auch noch bebt, zur Welt kommt. Zur gleichen Zeit wird in Berlin Siegfried Heinze geboren, dessen Vater noch am selben Tag in einer Schießerei stirbt. Zwei Männer, ein Jahrhundert – eine globale Geschichte erzählt Zähringer quasi im Rückwärtsgang, ausgehend vom Jahr 2003.

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Man weiß nie, wo’s hingehen soll

Feridun Zaimoglu „Hinterland“, 442 Seiten, 19,95 €, Kiepenheuer & Witsch, ISBN: 978-3462041330;

Hinterland

Orient trifft Okzident, man nehme einen Schuss deutsche Romantik und mische ihn mit einer Prise Märchen aus 1000 und einer Nacht, und fertig ist „Hinterland“. Naja, das klingt zu schön, und ich muss sagen, ich war so richtig enttäuscht von diesem neuesten Opus von Feridun Zaimoglu, nachdem mir dessen „Liebesbrand“ sehr gut gefallen hatte.

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Wasser ist alles, ohne Wasser ist alles nichts

Gunther Hirschfelder/Angelika Ploeger (Hrsg.) „Purer Genuss?“, 295 Seiten, 29,90 €, Campus, ISBN: 978-3593390284;

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Ein Buch über Wasser, das erschien mir erstmal seltsam. Klar Wasser ist Leben, und wir Menschen bestehen zu über 90 Prozent aus Wasser. Und Wasser ist mancherorts knapp, ja es soll sogar Auslöser für Kriege in der Zukunft sein. Und so ist das Thema nicht merkwürdig, es ist höchstens merkwürdig, dass es nicht längst ein solches Buch gab.

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Menschlichkeit hat keinen Platz mehr

John Burnside „Glister“, 288 Seiten, 19,95 €, Knaus, ISBN: 978-3813503494;

glister

Solche Szenarien kennt man als Filmfreund: Eine entmenschlichte Welt, geprägt durch die giftigen Hinterlassenschaften von Industriebetrieben. Aber dieser kafkaeske, an tschernobylischen Ängsten reiche Roman spielt in einer nicht definierten Jetztzeit, in Schottland. Und wenn man dem sprachbegabten John Burnside eins partout nicht absprechen kann, dann ist es eine ausgeprägte Fantasie, diese Geschichte realitätsnah zu erzählen.

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Ein Welttheater in überbordender Sprachgewalt

Brigitte Kronauer „Zwei schwarze Jäger“, 286 Seiten, 21,90 €, Klett-Cotta, ISBN: 978-3608938852;

Kronauer

„Einfälle über die Welt haben“, so heißt es irgendwann über Gräfin Aurora von Königsmark, und dieser Satz ist ein Schlüsselsatz im neuesten Roman der sprachgewaltigen Brigitte Kronauer. Sie offenbart uns in diesem fantasiesprühenden Roman ein Sammelsurium an Personen, bei dem man leicht den Überblick verlieren kann. Zur Not hilft ein Blick in das Personenverzeichnis.

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Auch Jasper ist schuld an der Finanzkrise

Kristof Magnusson „Das war ich nicht“, 289 Seiten, 19,90 €, Antje Kunstmann, ISBN: 978-38889757820;

Magnusson

Drei Menschen, drei Fehlentscheidungen, drei Wendepunkte. Der in Hamburg geborene Kirchenmusiker und Übersetzer  Magnusson hat eine Geschichte zum Börsencrash geschrieben – von Jasper, einem Investmentbanker im Größenwahn, von der Übersetzerin Maike, die nach einem neuen Sinn sucht, und dem amerikanischen Bestsellerautor Henry, den eine Schreibblockade quält.

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Die zerstörerische Kraft der Liebe

Alan Pauls „Die Vergangenheit“, 558 Seiten, 24,90 €, Klett-Cotta, ISBN: 978-3608937053;

Wieder geht es um die Liebe. Alan Pauls, ein hierzulande bisher unbekannter argentinischer Autor, hat mit „Die Vergangenheit“ für Furore gesorgt. Der 50-Jährige wird verglichen mit Marcel Proust, der 2003 verstorbene Roberto Boláno („2666“) nannte ihn gar einen „der größten lebenden Autoren Südamerikas“. Zu Recht?

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Die vielen Facetten des Hungers

J. M. G. Le Clézio „Lied vom Hunger“, 218 Seiten, 18,95 €, Kiepenheuer & Witsch, ISBN: 978-3462041361;

LeClezio

Als Le Clézio vorletztes Jahr den Nobelpreis erhielt, da rieben sich selbst Literaturkritiker die Augen: Wer ist das? Seitdem erfreut sich der Franzose auch hierzulande großer Beachtung. „Lied vom Hunger“ ist das jüngste Werk – eines, das die hoch gesteckten Erwartungen weitgehend erfüllt.

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Die Befreiung aus dem Wahnsinn

Natascha Wodin „Nachtgeschwister“, 240 Seiten, 19,90 €, Antje Kunstmann, ISBN: 978-3888975608;

Wodin

Sprache kann Liebe sein, aber kann ein Gedichtband der Anfang für die totale Liebe sein. Ist wohl so. In diesem erstaunlichen, poetischen, fast nackten Stück Literatur beschreibt Natascha Wodin ihre Jahre mit dem Schriftsteller Wolfgang Hilbig, einem zutiefst verstörten gestörten, unerträglichen  Menschen. Was sie verband, war – Liebe!

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