Auf der Suche nach dem Paradies

Heiner Geißler „Ou Topos – Suche nach dem Ort, den es geben müsste“, 224 Seiten, 18,95 €, Kiepenheuer & Witsch, ISBN: 978-3462036831;

Geissler

Gelehrte sind in der Politik selten geworden, die Männer und Frauen, die über den Tellerrrand hinausschauen. Heiner Geißler, den eine große Zeitung kürzlich zu dessen 80. Geburtstag als „Missionar der CDU“ würdigte, ist einer von ihnen. In diesem Alter macht Geißler natürlich keine Politik mehr, er schreibt kluge Bücher, solche wie „Ou Topos“.

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Ich, Andreas, und ein Spiel mit Liebe und Sprache

Andreas Unterweger „Wie im Siebenten“, 137 Seiten, 18 €, Droschl Literaturverlag, ISBN: 978-3854207573;

Ein leichtes Buch zu schreiben, ist schwer. Und leicht ist dieses Buch keinesfalls, mit seiner kunstvollen, teilweise verschwurbelten Sprache, seinen ständigen Wiederholungen, diesem „ich, Andreas“. Als Leser muss man sich Zeit nehmen, um die Geheimnisse zu erkennen.

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Erich von Kahler und seine Scheidung

Ulrich Raulff „Kreis ohne Meister – Stefan Georges Nachleben“, 544 Seiten, 29,90 €, C. H. Beck, ISBN: 978-3406592256;

Das ist eines dieses seltenen Bücher, die eine ganz unbekannte Zeitgeschichte erzählen. Eine Geschichte, die ohne diese Arbeit verschollen wäre. Es geht um den berühmten Freundeskreis von Stefan George. Dieser bedeutende, aber leider heute nicht mehr gelesene Schriftsteller sammelte bis in die 1930-er Jahre viele Dichter, Philosophen und Intellektuelle um sich. Was aus ihnen nach Georges Tod wurde, ist Thema dieser Arbeit.

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Ein Happy End wäre unangemessen

A. L. Kennedy „Was wird“, 224 Seiten, 19,90 €, Wagenbach, ISBN: 978-3803132239;

Schriftsteller sollen nicht nur schreiben, sie sollen sich auch melden. Anders ausgedrückt: Sie müssen sich einmischen. A. L. Kennedy, kurz ALK, ist so eine Art Idealtypus für diese Schriftsteller-Kategorie. Die 45-jährige Schottin argumentiert vehement gegen den Irakkrieg und nutzt dazu Demonstrationen, Zeitungskolumnen und ihr Talent als Kabarettistin. Auch in „Was wird“ hält sie den Briten den Spiegel vor.

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Vier Beine sind zwei zu viel

Nina Jäckle „Nai – oder was wie so ist“, 89 Seiten, 14,90 €, Klöpfer & Meyer, ISBN: 978-3940086440;

Ein irritierendes Buch: Keine erzählte Geschichte, kein Rundheurm, nur Nai, die Titelheldin, die in kindlicher Weise reflektiert. Sparsam wie so manche moderne Kunst ist diese Geschichte – und ich bin leider mit ihr so gar nicht warm geworden.

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Die spätrömische Dekadenz, aber tatsächlich

Alexander Schimmelbusch „Blut im Wasser“, 126 Seiten, 16,90 €, Blumenbar, ISBN: 978-3936738582;

Westerwelles idiotisches Wort von der spätrömischen Dekadenz, bei dieser Geschichte wäre es angemessen gewesen. Alex und Pia haben alles und sind doch zwei bedauernswerte Menschen, bei denen die Vielfalt des Lebens ausgehöhlt wurde durch materiellen Reichtum. Eine beeindruckende, kurze Geschichte über die Sinnlosigkeit.

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Abba gezz is allet gut

Frank Goosen „Radio Heimat“, 168 Seiten, 14,95 €, Eichborn, ISBN: 978-3821860725;

Der schönste Satz dieser „Geschichten von zuhause“ ist schon fast in die Literaturgeschichte eingegangen: „Ach, woanders is‘ auch scheiße.“ Natürlich stammt diese Lebensweisheit vom Oppa. Frank Goosen, 44, hat eine Liebeserklärung an den Pott geschrieben, witzig und weise. Unbedingt lesen!

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Rohlinge gibt’s auf der einen und der anderen Seite

Claire Beyer „Rohlinge“, 157 Seiten, 17,90 €, Frankfurter Verlagsanstalt, ISBN: 978-3627001636;

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„Rauken“, das nun schon zehn Jahre alte Debüt der württembergischen Schriftstellerin Claire Beyer hatte mich damals sehr beeindruckt. Und „Rohlinge“, ihr neuestes Werk. Es wird beyer voll gerecht, eine Gegenwartsgeschichte aus Deutschland, jenem Land, das zwar längst ein Einwandererland ist, aber unter keinen Umständen mit den Einwanderer was zu tun haben möchte.

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War der 17. Earl of Oxford der echte Shakespeare?

Kurt Kreiler „Der Mann, der Shakespeare erfand“, 595 Seiten, 29,80 €, Insel, ISBN: 978-3458174523;

Wer hätte das gedacht? William Shakespeare war gar nicht William Shakespeare. Hinter dem bekanntesten englischen Dichter aller Zeiten verbarg sich in Wirklichkeit Edward de Vere, der 17. Earl of Oxford. Wer das behauptet? Der Publizist Kurt Kreiler. Und er offeriert diese These, 400 Jahre nachdem alles geschah, höchst schlüssig und interessant zu lesen.

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Die Zeit am Fenster, vergangen und noch nicht

Richard Obermayr „Das Fenster“, 24 €, 298 Seiten, Jung und Jung, ISBN: 978-3902497703;

Es ist, was es ist – oder doch nicht. Ist wahr, was wir glauben, dass wahr ist. Und was ist die Zeit wirklich? In diesem kunstvollen, sprachgewaltigen Roman gibt es zwar keine Handlung, aber einen Ich-Erzähler, einen Schuss, eine Mutter, die aus dem Fenster sieht und Klavier spielt und deren Mann, den Vater.

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