Der Wendehals, der keiner sein wollte

Ralph Hammerthaler „Der Sturz des Friedrich Voss“, 220 Seiten, 18,95 €, DuMont, ISBN: 978-3832195403;

20 Jahre nach dem Ende der DDR hat die Aufarbeitung der Geschichte der Diktatur erst so richtig begonnen. Ralph Hammerthaler, 1965 im bayerischen Wasserburg geboren und aufgewachsen, hat sich des erfolgreichen Chirurgen Friedrich Voss angenommen. Nach der Wende verliert er seinen Job – und bringt sich um. Warum?

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Im postpubertären Größenwahn

Andreas Bernard „Vorn“, 249 Seiten, 16,95 €, Aufbau, ISBN: 978-3351032944;

Ein Leben zwischen Schumann’s, Brit-Pop-Konzert und kollektivem Größenwahn. Der Münchner Journalist Andreas Bernard hat einen Roman über seine späte Jugend in den 90ern geschrieben, als er als Autor und Redakteur der SZ-Jugendbeilage „Jetzt“ seine Karriere startete. Nicht immer überzeugend: Es gibt interessante Einblicke in dieses ganz besondere München-Feeling, aber eine bisweilen platt erzählte Rahmenhandlung.

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Ein Fremder in einer fernen Welt

Martin Kubaczek „Sorge. Ein Traum“, 288 Seiten, 22,50 €, Folio, ISBN: 978-3852564975;

Kubaczek

Wieder so ein literarisches Kleinod aus Österreich: Martin Kubaczek (56), Literaturprofessor und Autor, rollte die Geschichte eines lange vergessenen Meisterspions auf. Richard Sorge sollte von 1933 an im Auftrag Stalins in Tokio ein Spionage-Netzwerk aufbauen und schnüffelte bis zu seiner Enttarnung und Hinrichtung auch noch als angeblicher Zeitungskorrespondent nationalsozialistische Kreise aus. Was für ein Stoff!

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Noch nicht Mutter, aber immer Tochter

Justine Lévy „Schlechte Tochter“, 176 Seiten, 17,90 €, Antje Kunstmann, ISBN: 978-3888976438;

Tod und Geburt liegen nah beisammen in Justine Lévys drittem Roman. Die 35-jährige Französin schrieb eine Generationengeschichte: über das Mutterwerden, während die eigene Mutter gerade im Sterben liegt. Dass die Geschichte autobiografisch geprägt ist, daran lässt die Autorin nie einen Zweifel: „Ich schreibe über mein Leben, weil es das Einzige ist, was ich kann.“

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Wenn die Zeit endet, bleibt nur Liebe

Don DeLillo „Der Omega Punkt“, 110 Seiten, 16,95 €, Kiepenheuer & Witsch, ISBN: 978-3462041927;

Am Ende allen Daseins steht der Omegapunkt, und nur die Liebe führt uns dorthin. Diese philosophische Endzeit-Vorstellung des Theologen Teilhard de Chardin stellt Don DeLillo in den Mittelpunkt seines schmalen, essayhaften Romans. Das Ende, der Omegapunkt, ist offen, so wie dieses beeindruckend komprimierte Werk.

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Schirrmacher in der digitalen Falle

Frank Schirrmacher „Payback“, 240 Seiten, 17,95 €, Blessing, ISBN: 978-3896673367;

Eines muss man Frank Schirrmacher lassen: Er hat ein Gespür für große Themen. Ob das vor ein paar Jahren der angebliche Rassismus gegen Alte war („Methusalem-Komplott“) oder jetzt die Überforderung durch Multitasking und das Internet. Aber wen wundert’s, als FAZ-Herausgeber vertritt der 50-Jährige natürlich das lineare Lesen. Übrigens, der Münchner Hirnforscher Prof. Ernst Pöppel behauptete neulich: Auch fürs Leben ist das Gehirn nicht gemacht.

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Gegen das Geplapper von Gott und Unsterblichkeit

John Gray „Politik der Apokalypse – Wie Religion die Welt in die Krise stürzt“, 363 Seiten, 22,90 €, Klett-Cotta, ISBN: 978-3608941142;

Gerade ist Religion wieder einmal ein großes Thema: Der katholischen Kirche laufen scharenweise die Mitglieder davon, weil ein Missbrauchsskandal den anderen jagt. In Frankreich wird die Burka verboten, ein antimuslimischer Affront. Dem britischen Philosophen John Gray geht es allerdings um mehr als den „Clash of Cultures“.

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Ein paar entspannende Stunden in Sardinien

Milena Agus „Die Gräfin der Lüfte“, 128 Seiten, 15 €, Hoffmann und Campe, ISBN: 978-3455400403;

Über den Geheimtipp-Status ist Milena Agus in den letzten Jahren in Deutschlan längst hinausgewachsen. Nach „Die Frau im Mond“ und „Die Flügel meines Vaters“ reüssierte sie nun erneut mit einem dünnen Büchlein, in dem eine Geschichte aus Sardinien erzählt wird, fein gesponnen mit dem Fokus auf der Sprache und nicht allein der Handlung.

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Reise in eine andere Zeit

Herta Müller „Cristina und ihre Attrappe oder Was (nicht) in den Akten der Securitate steht“, 47 Seiten, 9,90 €, Wallstein, ISBN: 978-3835306288;

Herta Müller kennt inzwischen jeder. Vor einem Jahr war das noch ganz anders. Dann aber kam der Literatur-Nobelpreis, und dies änderte sich. Jetzt interessiert alles, einfach alles aus dem Leben der Siebenbürgerin, die bis in die Gegenwart Opfer des rumänischen Geheimdiensts Securitate war. Davon handelt dieses Essay.

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Auf der Suche nach dem Märchenland

Annika Reich „Durch den Wind“, 320 Seiten, 19,90 €, Hanser, ISBN: 978-3446235137;

Nicht mehr jung und doch noch nicht richtig erwachsen, viele Mittdreißiger stecken in so einer Art präadolescenter Krise: Jetzt wird’s ernst, jetzt muss man sich festlegen, die Zeit der Unbekümmertheit ist vorbei. Annika Reich, 37, erzählt von vier Frauen in Berlin. Sie sind tatsächlich – „voll durch den Wind“.

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