Nadja Gerzen, Studentin aus Leipzig, hat sich an uns gewandt, mit der Bitte ihr bei der Diplomarbeit zu helfen. Für ihre Diplomarbeit hat sie eine Umfrage online gestellt, die sich an Buchleser richtet. Wer mitmachen möchte, blättere um zu Nadjas Originalmail:
Liebesangst ist eine Enttäuschung
Anne B. Ragde „Die Liebesangst“, 288 Seiten, 19,95 €, Btb, ISBN: 978-3442752669;
Jeder darf einmal einen Ausfall haben, so wie die norwegische Autorin Anne B. Ragde mit ihrem im Herbst auf deutsch erschienenen Roman „Die Liebesangst“: Langweilig, vorhersehbar und auch von der Sprache her eher schludrig. Muss man nicht lesen.
Der Feuerfreund ist tot
Sabine Peters „Feuerfreund“, 219 Seiten, 19 €, Wallstein, ISBN: 978-3835307889;
Dies ist ein Buch über Trauer, über den Verlust eines geliebten Menschen und die Schwierigkeiten der Verarbeitung der Leere im Herzen. Was die Intensität dieses sprachmächtigen Romans noch steigert, ist die kaum verschleierte Tatsache, dass Sabine Peters hier ihre eigene Trauer verarbeitet hat.
1700 Jahre Juden prägten Istanbul
Oksan Svastics „Jüdisches Istanbul“, 211 Seiten, 19,90 €, Mandelbaum, ISBN: 978-3854763291;
Von jüdisch-christlichen Werten ist zurzeit die Rede, wenn die Islamophoben wieder mal die deutsche Leitkultur verteidigen müssen. Istanbul hat eine uralte jüdisch-christliche-islamische Leitkultur. Die jüdische ist nicht so offensichtlich, aber sie lebt. Das zeigt dieser hochinteressante Reiseführer.
An den Rändern unserer Gesellschaft
Katharina Döbler „Die Stille nach dem Gesang“, 270 Seiten, 18,95 €, Galiani, ISBN: 978-3869710211;
Dass Journalisten, die hauptberuflich mit Literatur zu tun haben, irgendwann selber mal in Literatur machen, kennt man ja. Manchmal geht das ins Auge, in diesem Fall gar nicht. Die Literaturkritikerin Katharina Döbler (Le Monde diplomatique, Die Zeit) hat ein beachtliches Debüt abgeliefert.
Die Stimme der Entrechteten
Thomas Hettche „Die Liebe der Väter“, 223 Seiten, 16,95 €, Kiepenheuer & Witsch, ISBN: 978-3462041873;
Ein Buch, das ich auch selber schreiben könnte: Peter trennte sich von Ines, als die gemeinsame Tochter gerade zwei Jahre alt war. Seitdem ist die kleine Annika Machtinstrument. Aus jeder Terminabsprache wird ein Kampf. Als Peter mit Freunden und der inzwischen 13-jährigen Tochter zum Jahreswechsel auf Sylt urlaubt, kommen sich Vater und Tochter erstmals näher. Ein sehr persönliches Buch!
Ein Sommer am Ende aller Träume
Isabel Ashdown „Am Ende eines Sommers“, 350 Seiten, 19,95 €, Eichborn, ISBN: 978-3821861203;
„Am Ende eines Sommers“, das ist wieder so ein Titel, der eher in die Irre leitet: das klingt fast nach Romanze. Dabei wird hier eine eindrucksvolle Familiengeschichte erzählt, die sich über viele Sommer hinzieht und alles ist, aber nicht romantisch. Aus gutem Grund bekam der Roman 2009 in England einen Preis als Buch des Jahres.
Die vergessenen Geheimnisse endlich gehoben
Oksana Sabuschko „Museum der vergessenen Geheimnisse“, 850 Seiten, 29,90 €, Droschl, ISBN: 978-3854207726;
Die Ukraine ist Europa, aber wer interessiert sich hierzulande schon für das ehemalige Ostblockland. Klar die (gescheiterte) „Orange Revolution“ ist noch in Erinnerung, aber ansonsten wird die Ukraine eher mit Mafia, Zwangsprostitution und dem Super-Gau von Tschernobyl identifiziert. Oksana Sabuschko zeigt auf über 800 Seiten, dass weit mehr dahintersteckt.
Der junge Johnny und seine Schriftstellerin
Kajsa Ingemarsson „Das große Glück kommt nie allein“, 576 Seiten, 16,95 €, Krüger, ISBN: 978-3810510693;
Schade, Ingemarssons Vorgänger „Es ist nie zu spät für alles“ war wirklich ein mitreißender Roman, „Das große Glück …“ ist es leider nicht. Im Gegenteil, es hat mich gelangweilt, und ich habe es nicht bis zum Ende gelesen.
Der Rost greift um sich im alten Amerika
Philipp Meyer „Rost“, 460 Seiten, 22,95 €, Klett-Cotta, ISBN: 978-3608938937;
Buell ist das, was dem Ruhrgebiet gottlob erspart blieb. Die Kleinstadt in Pennsylvania ist tot, seit das Stahlwerk hier schloss. Und Buell ist nur ein Beispiel unter vielen. Insgesamt wurden 1987 in dem US-Bundesstaat 150.000 Arbeiter in der Schwerindustrie entlassen. Über die Folgen hat Philipp Meyer einen weltweit gefeierten Roman geschrieben: „Rost“.