Ein Leben in Gradlinigkeit

Zülfü Livaneli „Roman meines Lebens – Ein Europäer vom Bosporus“, 360 Seiten, 22,95 €, Klett-Cotta, ISBN: 978-3608938951;

Er ist einer der berühmtesten türkischen Künstler der Gegenwart und ein kritischer Chronist seines Heimatlandes. Jetzt hat der in Anatolien aufgewachsene Filmemacher, Musiker und Schriftsteller Zülfü Livaneli (65) seine Autobiografie vorgelegt – ein spannendes Stück Geschichte über das jahrzehntelange Ringen der Türkei um seine Zugehörigkeit zu Europa.

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Volkslieder nicht nur für Kinder

Barbara Mohn/Dagmar Munck (Hrsg.) „Volkslieder“, 128 Seiten, 24,90 €, Reclam, ISBN: 978-3150107942;

Nach den „Wiegenliedern“ nun die „Volkslieder“: Der Reclam-Verlag hat, so scheint es, eine Marktlücke entdeckt und leistet damit auch noch einen gesellschaftlichen Beitrag. Denn viele der 80 Volkslieder, die Barbara Mohn und Dagmar Munck hier herausgegeben, waren zuletzt mehr und mehr in Vergessenheit geraten. Wer singt heute noch Volkslieder?

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Das Bild einer Stadt – wild, dunkel, aggressiv

Jonathan Lethem „Chronic City“, 500 Seiten, 24,95 €, Tropen bei Klett-Cotta, ISBN: 978-3608501070;

Dieser Roman geht rein wie ein Computerspiel, wild, dunkel, aggressiv. Im Mittelpunkt steht das New Yorker der Nuller Jahre, die Zeit nach Nine-Eleven.  „Wie schaffst du es zu überleben? … Wie kommst du in der Welt zurecht, ohne zu verstehen, was um dich herum los ist?“, heißt es einmal.

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Demokratische Hoffnungen sind passé

Lev Gudkov/VictorZaslavsky „Russland – Kein Weg aus dem postkommunistischen Übergang?“, 208 Seiten, 19,90 €, Wagenbach, ISBN: 978-3803136350;

Wie korrupt ist Europa? Wie sehr lässt Europa sein wirtschaftliches Verhältnis zu Europa durch energiepolitische Erwägungen beeinflussen? Und die Menschenrechtsfragen werden darob schamhaft verschwiegen. Für die beiden Wissenschaftler Gudkov und Zaslavsky ist klar: Russland steckt im postkommunistischen Übergang fest.

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Gefangen zwischen den Welten

Joseph Zoderer „Die Farben der Grausamkeit“, 336 Seiten, 19,90 €, Haymon, ISBN: 978-3852186849;

Wie geht das eigentlich, so ein Doppelleben: Auf der einen Seite die Ehefrau mit den Kindern, auf der anderen Seite die Geliebte. Richard Zoderer, einer der wichtigsten Südtiroler Erzähler, hat sich dieses Themas angenommen. Sein Ehedrama „Die Farben der Grausamkeit“ stellt das brüchige Idyll einer bürgerlichen Existenz gegen die Sehnsüchte und Verführungen eines modernistischen Singledaseins.

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Die Bayreutherin, die Polen regieren sollte

Hans-Joachim Böttcher „Christiane Eberhardine“, 352 Seiten, 24,90 €, Dresdner Buchverlag, ISBN: 978-3941757257;

August der Starke, ja, der ist auch geschichtlich nicht so bewanderten Menschen ein Begriff, als sächsicher Herrscher, der sich zum König von Polen wählen ließ und dazu vom lutherischen zum katholischen Glauben wechselte – ein Triumph für die Gegenreformation Ende des 17. Jahrhunderts. Aber August oder korrekter Friedrich August hatte auch eine Gemahlin, die nicht ohne war. Obwohl die Ehe aufgrund der amourösen Avancen des Fürsten sehr bald nur noch auf dem Papier existierte, hinterließ auch die Bayreuther Markgrafentochter ihre Spuren auf dem Feld der Geschichte.

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Eine kurze, verbotene Liebe

John Boyne „Das Haus zur besseren Verwendung“, 560 Seiten, 24,90 €, Arche, ISBN: 978-3716026427;

Das Haus zur besonderen Verwendung ist ein zynischer Begriff. Es handelt sich nämlich um jenes Haus, in dem 1918 nach der Oktoberrevolution die russische Zarenfamilie umgebracht wurde. Die ganze? Die ganze! Und doch halten sich seither Legenden, wonach ausgerechnet die jüngste Tochter Anastasia verschont geblieben sein soll (was nachweislich nicht stimmt). Und genau von der und ihrer großen Liebe zum Bauernsohn und Leibwächter Georgi handelt dieser Roman.

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Wie Gül lernt, auf sich selbst zu schauen

Selim Özdogan „Heimstraße 52“, 302 Seiten, 19,95 €, Aufbau, ISBN: 978-3351033378;

„Euer Leben wird in der Fremde vergehen“, mit dieser Warnung war Gül aus der Türkei nach Deutschland gegangen. Und tatsächlich verzehrt sie sich nach der Heimat, nach der Familie, nach den beidenTöchtern, als sie in dem fremden Land, in der Heimstraße 52,  lebt. Es dauert lang, bis sie in diesem auf den ersten Blick so kalten Land Herzenswärme findet.

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Angst fressen Aufbruch auf

Daniela Dröscher „Gloria“, 160 Seiten, 18,90 €, Berlin, ISBN: 978-3827009074;

Eigentlich schreibt Daniela Dröscher, 34-jährige Münchnerin mit Wohnsitz in Berlin, ja fürs Theater. Und das merkt man ihren Erzählungen, ihren Miniaturen, auch an. Sie umfassen immer einen ganzen Kontinent. Es geht um Menschen, die aufbrechen wollen und die von Dröscher in all ihren Gefühlen dargestellt werden.

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Ein vergleichsweise kleines Arschloch

Wolfgang Schömel „Die große Verschwendung“, 260 Seiten, 19,95 €, Klett-Cotta, ISBN: 978-3608939033;

Geschichten, wie diese, passieren regelmäßig in Deutschland 2011. Politiker, die sich maßlos überschätzen, Wirtschaftsleute, die dies ausnutzen und daran gut verdienen, Frauen, die nicht wissen, wo sie zwischen Macht, Geld und Eros stehen. Wolfgang Schömel, seit über 20 Jahren Kulturreferent der Hansestadt Hamburg, hat eine Geschichte aus dem öffentlichen Kulturbetrieb erzählt, die so satirisch klingt wie nur die Wahrheit sein kann.

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