Istanbul und Berlin im Gleichschritt

Izzet Celasin „Schwarzer Himmel, schwarzes Meer„, 336 Seiten, 19,95 €, Kiepenheuer & Witsch, ISBN: 978-3462040357;

Vergangenheitsbewältigung à la Türkei. Knapp 30 Jahre, nachdem schon einmal ein Militärputsch die Demokratiebestrebungen weit in der Türkei zurückgeworfen hatte, beginnt nun die Aufarbeitung der damaligen Ereignisse. Izzet Celasin, ehemals politischer Häftling, hat seine Erinnerung an die bewegten Jahre in einen Roman gepackt.

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Und als Nachtisch Integration

Hatice Akyün „Ali zum Dessert – Leben in einer neuen Welt“, 220 Seiten, 18,95 €, Goldmann, ISBN: 978-3442311477;

„Im Herzen bin ich eine Türkin, im Geiste eine Deutsche“ – Hatice Akyün ist eine von rund drei Millionen Deutschländern, türkischstämmige Deutsche. Das eine nicht und das andere nicht oder doch beides. In ihrem zweiten Roman verliebt sich Hatice in Ali, obwohl sie doch unbedingt einen Hans wollte.

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Von der Wut einer verlorenen Generation

Murat Uyurkulak „Zorn“, 352 Seiten, 19,90 €, Unionsverlag (Türkische Bibliothek), ISN: 978-3293100114;

„Zorn“, in dem Romantitel steckt ein Grundgefühl der Türkei: Zorn auf die nicht schnell genug verlaufende Modernierung, auf die Konflikte um die Regilgion, auf Armut und übersteigerten Reichturm. Hier heißt es: Treffen sich zwei Männer im Zug, auf dem Weg in den wilden Osten der Türkei. Sie reden – und heraus kommt ein Werk, das die Kritiker schon als Geschichtsschreibung ansehen.

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Vom Zusammenprall der Kulturen

Zülfü Livaneli „Glückseligkeit“, 313 Seiten, 22,90 €, Klett-Cotta, ISBN: 978-3608937923;

Zülfü Livaneli ist einer der bedeutendsten türkischen Intellektuellen, und seine Lebensgeschichte ähnelt der von so vielen: In den 1970er Jahren musste der Komponist, Sänger, Filmemacher und Schriftsteller die Türkei wegen seiner politischen Ansichten verlassen. Heute gehört er zu jenen, die die Erneuerung der so widersprüchlichen Gesellschaft vorantreiben wollen und die Integration nach Europa.

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In eigener Sache: Alles Türkei, oder?

Die Türkei als Gastland der größten Bücherschau der Welt – was für eine Chance, sich zu präsentieren! Und es kommt nicht von von ungefähr, dass bei der 60. Frankfurter Buchmesse vom 15. bis 19. Oktober das Land am Bosporus, die Schnittstelle zwischen Orient und Okzident, im Mittelpunkt steht.

Denn in diesem quirligen Land im Aufbruch, in dem sich so ziemlich alle gesellschaftlichen Konflikte abspielen, die man sich vorstellen kann, gibt es eine Literaturszene, die ihresgleichen sieht. Linke Intellektuelle, junge Konsumkritiker, Deutschtürken in Deutschland und zurückgekehrte Exilanten des 1980er Militärputsches.

Eins ist klar, die Türkei, wie wir sie in Deutschland uns gemeinhin vorstellen, hat mit dieser Türkei nichts zu tun.

Anlässlich der Buchmesse veröffentlichen wir auf diesem Blog einen Türkei-Schwerpunkt (es ist nicht der erste) und stellen ab 2. Oktober die wichtigsten Neuerscheinungen türkisch(stämmig)er Autoren dieses Herbstes vor, jeden Tag eine. Das aus meiner Sicht wichtigste Buch finden Sie bereits seit drei Wochen auf diesem Blog: Oya Baydars „Verlorene Worte“.

Geplant sind außerdem:
Zülfü Livaneli „Glückseligkeit“
Murat Uyurkulak „Zorn“
Hatice Akyün „Ali zum Dessert – Leben in einer neuen Welt“
Izzet Celasin “Schwarzer Himmel, schwarzes Meer
Gerhard Schweizer „Die Türkei – Zerreißprobe zwischen Islam und Nationalismus“
Esmahan Aykol „Scheidung auf türkisch“
Adalet Agaoglu „Sich  hinlegen und sterben“
Klaus Kreiser „Atatürk“
Yadé Kara „Cafe Cyprus“
Jürgen Gottschlich „Türkei – Ein Land jenseits der Klischees“
Halide Edip Adivar „Die Tochter des Schattenspielers“
Sebnem Isigüzel „Am Rand“
Ahmet Hamdi Tanpinar „Seelenfrieden“
Ismail Boro „Die getürkte Republik“
Frank Westerman „Ararat“
Corry Gutstadt „Die Türkei, die Juden und der Holocaust“

Sabahattin Ali “Die Madonna im Pelzmantel”
Heinz Kramer/Maurus Reinkowski „Die Türkei und Europa“
Mario Levi „Istanbul war ein Märchen“
Sema Kaygusuz „Wein und Gold“
Annette Großbongardt „Istanbul Blues“
Gülbeyaz, Halil „Türkei wohin“
Elif Shafak „Der Bonbonpalast“
Saliha Scheinhardt „Schmerzensklänge“
Yusuf Yesilöz „Gegen die Flut“
Renan Demirkan „Septembertee oder das geliehene Leben“
Zehra Ipsiroglu “Eine andere Türkei”
Orhan Pamuk „Das Museum der Unschuld“

Eine Liste der Neuerscheinungen zur Buchmesse hat kürzlich der Veranstalter veröffentlicht.

Ein spannendes Veranstaltungsprogramm hat auch die Robert-Bosch-Stiftung vorbereitet, die sich verdient gemacht mit der im Unionsverlag erscheinenden „Türkischen Bibliothek“.

Und das Kulturforum TürkeiDeutschland in Köln hat rund um die Messe ein großes Programm gemacht. Gestern hatte Oya Baydar dort eine Lesung. Der absolute Höhepunkt ist ein gemeinsames Konzert von Zülfü Livaneli und Mikis Theodorakis am 9. Oktober in der Kölner Philharmonie.

Verloren in der sinnlosen Spirale der Gewalt

Oya Baydar „Verlorene Worte“, 464 Seiten, 22,90 €, Claassen, ISBN: 978-3546004350;

Große Literatur! Wenn Orhan Pamuk dem Türkischen den Weg nach Europa geebnet hat, dann wurde dieser nun von Oya Baydar gepflastert. Thematisch und perspektivisch gibt es viele Parallelen zwischen Pamuks Nobelpreis-Roman „Schnee“ und den „Verlorenen Worten“.  Doch Oya Baydar konstruiert weniger, dafür steckt mehr Emotion und sprachliche Opulenz in diesem Werk.

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Zwischen Fladenbrot und gegrillter Wurst

Nilgün Tasman „Ich träume deutsch“, 192 Seiten, 14,95 €, Herder, ISBN: 978-3451298608;

Warum haben es Türken so schwer in Deutschland? Können sie nicht … wollen sie sich nicht integrieren? Sie wissen es nicht? Nilgün Tasman  schon. Die 40-Jährige ist gebürtige Türkin und aufgewachsen in Deutschland. Sie kennt beide Welten aus dem effeff. Und sie erzählt die Geschichte, wie sie für sich Brücken gebaut hat zwischen den Welten. Weiterlesen

Istanbul, Du bist keine Freude

Sabahattin Ali „Der Dämon in uns“, 349 Seiten, 19,90 €, „Türkische Bibliothek“ im Unionsverlag, ISBN: 978-3293100077;

Zurück in die Anfangszeit der 1923 gegründeten Türkei. Ein neuer Staat auf den Trümmern des zerfallenen Osmanischen Reichs, eine Gesellschaft im Aufbruch zwischen den aufkeimenden Ideologien, Kommunismus und Faschismus. Sabahattin Alis großer Istanbul-Roman wurde 2007, 67 Jahre nach Erscheinen, erstmals auf deutsch veröffentlicht.

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Liebe in Zeiten der Unfreiheit

Perihan Magden „Zwei Mädchen – Istanbul-Story“, 327 Seiten, 10 €, Suhrkamp (Taschenbuch), ISBN: 978-3518460054;

Perihan Magden, Jahrgang 1960, ist eine der scharfzüngigsten politischen Journalistinnen der Türkei. Ihre Kolumnen in  „Radikal“, der Zeitung der Intelligenz, sind bekannt für ihre pointierten Analysen. Ebenso treffsicher beschreibt sie in ihrer „Istanbul-Story“ die Lebenssituation von „Zwei Mädchen“.

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Orientalisches zwischen Wirklichkeit und Wunsch

Hasan Ali Toptas „Die Schattenlosen“ , 247 Seiten, 19,90 €, „Türkische Bibliothek“ im Unionsverlag, ISBN: 978-3293100046 (ab August als Taschenbuch 9,90 €);

Dass er Gerichtsvollzieher und Finanzbeamter war, das passt eigentlich gar nicht zu Hasan Ali Toptas (50), der, so wörtlich, als „urwüchsiges Erzähltalent“ gilt. In „Die Schattenlosen“ beschreibt er eine Gesellschaft im Aufbruch, zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Traum und Wirklichkeit, so der Klappentext ganz treffend.

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