Istanbul in all seiner Zerrissenheit

Börte Sagaster/Manfred Heinfeldner „Istanbul – Ein literarische Einladung“, 137 Seiten, 15,90 €, Wagenbach, ISBN: 978-3803112538;

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Der moslemische Stadtteil Fatih ist vom westlichen Beyoglu so weit entfernt wie Kabul und New York. Räumlich natürlich nicht, da sind es nur ein paar Kilometer, aber kulturell liegen Welten dazwischen. Es gibt kaum eine Stadt auf der Welt, die so vielfältig ist wie Istanbul. Die beiden Herausgeber dieses lesenswerten Büchleins zeigen dies mit literarischen Mitteln.

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Ehrenmörder sind Täter und Opfer

Ayse Önal „Warum tötet ihr?“ , 336 Seiten, 18,90 €, Droemer, ISBN: 978-3426274736;

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Naja, langsam nervt es schon. Wieder ein Buch über die mittelalterliche türkisch-kurdische Stammesgesellschaft, die so genannte Ehrenmorde an Frauen aus angeblichen religiösen Gründen fördert. Schlimm, dass es so ist. Schlimm aber auch, dass das westliche deutsche Bild von der Türkei zunehmend durch dieses Exzesse geprägt wird.

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Die Einfachheit der ganz großen Küche

Ali Güngörmüs „Das Kochbuch“, 280 Seiten, 39,90 €, Collection Rolf Heyne, ISBN: 978-3899103977;

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„Vom Einfachen nur das Beste“, das ist das Motto von Ali Güngörmüs, des einzigen türkischen Kochs, der jemals einen Michelin-Stern verliehen bekam. Jetzt hat der in Tunceli im armen Ostanatolien geborene und in München aufgewachsene Kochkünstler 100 seiner besten Rezepte in einem edel gestalteten Bildband zusammengefasst.

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Nur für Istanbul-Anfänger interessant

Dieter Sauter „Istanbul“, 158 Seiten, 39,95 €, Terra Magica, ISBN: 978-3724310143;

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Es gehörte voriges Jahrja, so darf man es wohl formulieren – für jeden deutschen Journalisten in Istanbul zum guten Ton, ein Buch über seine Stadt oder die politische Lage im Land zu schreiben. Am eindrucksvollsten waren dabei die Werke von Kai Strittmatter und Sibylle Thelen, aber auch der Bildband des früheren ARD-Korrespondenten Dieter Sauter hat seine Qualitäten.

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Die Einigkeitslüge des Staats Türkei

Christopher de Bellaigue „Rebellenland – Eine Reise an die Grenzen der Türkei“, 320 Seiten, 19,90 €, C. H. Beck, ISBN: 978-3406577536;

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Am Einzelfall das Generelle darstellen, das ist das Wesen der Reportage. Insofern hat der britische Journalist Christopher de Bellaigue auf seiner fast dreijährigen Zeitreise durch das ostanatolische Städtchen Varto eine klassische Reportage geschrieben. Sie ist das Beste, was ich bisher über innertürkische Konflike gelesen habe.

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Merhaba, türkische Literatur

27 Bücher über die Türkei und aus der Türkei in weniger als einem Monat vorgestellt, für manche Leser dieses Blogs mag das eine Qual gewesen sein, für andere eine Inspiration – die gestiegenen Zugriffszahlen deuten eher auf Letzteres.

Für mich und meine Kollegen war es vor allem eine Herausforderung: Wir haben den Takt verdoppelt (jeden Tag eine Neuvorstellung) und uns durch einen Berg von Neuerscheinungen gearbeitet. Aber wir haben auch etwas Faszinierendes entdeckt, die bisher unterschätzte Literatur eines unterschätzten Landes.

Ob nun Oya Baydar oder Elif Shafak oder Sebnem Isigüzel – Autoren wie diese sollten nach der Werbung durch die Frankfurter Buchmesse endlich die Anerkennung erfahren, die ihnen gebührt, oder: die Orhan Pamuk längst genießt. Oder auch die Klassiker: Ahmet Hamdi Tanpinar, Halide Edip Adivar oder Sabahattin Ali.

Und auch in Deutschland blüht inzwischen ein Zweig der Immigrantenliteratur: Biografisches von Hatice Akyün und Renan Demirkan und Spannendes von Yadé Kara und Esmahan Aykol. Kurzum: Die (deutsch-)türkische Literatur ist es wert, entdeckt zu werden.

Einen kleinen Beitrag haben wir hier geleistet. Und wir freuen uns natürlich über jede Verlinkung, die dafür sorgt, dass unser kleines Buchmesse-Spezial Türkei auch in Zukunft noch Leser findet.

In diesem Sinne: Merhaba, liebe Leser

Joachim

P.S.: Ab jetzt geht’s bei den Neuvorstellungen wieder im Zwei-Tages-Rhythmus weiter. Mehr schaffen wir leider nicht.

Von Schuld und Unschuld der Liebe

Orhan Pamuk „Das Museum der Unschuld“, 650 Seiten, 24,90 €, Hanser, ISBN: 978-3446230613;

Über dieses Buch wurde so viel geschrieben wie über sonst keins diesen Herbst, und der Autor durfte sogar die Buchmesse eröffnen. Orhan Pamuk, der Pate der türkischen Literatur, das demokratische Gewissen seines Heimatlandes, der feinsinnige, bürgerliche Aristokrat hat wieder ein faszinierendes Buch geschrieben.

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Ich und der Andere hier wie dort

Zehra Ipsiroglu „Eine andere Türkei“, 309 Seiten, 29,90 €, Brandes & Apel, ISBN: 978-3860998779;

„In der Türkei gibt es alles. Es gibt eine wunderschöne Landschaft und eine fantastische Kultur, es gibt aber auch noch Ehrenmorde und Unterdrückung“, diese Widersprüchlichkeit, die Stärke und Schwäche zugleich ist, versucht Zehra Ipsiroglu, Professorin für moderne türkische Literatur an der Uni Duisburg-Essen, an Beispielen festzumachen.

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Der Wunsch, in der Mitte zu leben

Renan Demirkan „Septembertee oder das geliehene Leben“, 200 Seiten, 16,95 €, Gustav Kiepenheuer, ISBN: 978-3378010987;

Eigentlich kennt man sie als Schauspielerin. Seit sie ihren ersten Roman („Schwarzer Tee mit drei Stück Zucker“) veröffentlichte, ist sie auch als Schriftstellerin erfolgreich – Renan Demirkan, eine der bekanntesten Deutsch-Türkinnen. „Septembertee“ ist ihre Autobiografie, ein beeindruckendes Zeugnis des Lebens am Rand unserer Gesellschaft.

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Niemand kann seine Wurzeln verleugnen

Yusuf Yesilöz „Gegen die Flut“, 214 Seiten, 25,5o €, Limmat-Verlag, ISBN: 978-3857915598;

Yusuf Yesilöz ist dreisprachig: kurdisch, türkisch und deutsch. Aber vor allem ist er auch dreikulturig: kurdisch, türkisch und deutsch. Der eidgenössische Türke (Jahrgang 1964), der mit 23 Jahren sein Heimatland verlassen und inzwischen die Schweizer Staatsbürgerschaft angenommen hat, erzählt eine Geschichte über die Macht der eigenen Wurzeln.

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