Stille Wasser sind mitunter sehr tief

Bethan Roberts „Stille Wasser“, 320 Seiten, 19,90 €, Verlag Antje Kunstmann, ISBN: 978-3888975141;

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Es geht um Robert, aber auch um Howard und Kathryn, dessen Eltern. Es geht um Roberts Schwarm Joanna, es geht um das Leben in einer tristen englischen Kleinstadt, um die enttäuschten Hoffnungen und die unerkannten Fehler: Robert, 16, ist tot. Es ist Weihnachten 1985.

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Trauerarbeit, ein Mondflug in endloser kasachischer Steppe

Jo Lendle „Die Kosmonautin“, 192 Seiten, 16,95 €, DVA, ISBN: 978-3421043436;

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Über dieses Buch wird sich Reinhold Krämmel sicherlich freuen. Der Bauunternehmer aus Wolfratshausen südlich von München ist Honorarkonsul von Kasachstan. Der „Borat“-Film, der sein Lieblingsland als mittelalterlich und unzivilisiert darstellte, ist vergessen. Jo Lendles Roman schildert die Ex-Sowjetrepublik in einem positiven Licht.

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Türkei Special 1: Literatur, aber keine Reiseführer

Orhan Pamuk „Istanbul“

Yusuf Atilgan „Der Müßiggänger“

Asli Erdogan „Die Stadt mit der roten Pelerine“

Tevfik Turan (Hrsg.) „Von Istanbul nach Hakkari“

Leyla Erbil „Eine seltsame Frau“

Halid Ziya Usakligil „Verbotene Lieben“

Orhan Pamuk „Schnee“

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Die Türkei ist politisch in aller Schlagzeilen: Der Generalstaatsanwalt will die demokratisch gewählte Regierungspartei AKP verbieten, die Armee marschiert im Nordirak ein, um PKK-Basen zu zerstören, die Diskussion über Kopftücher an der Universität spaltet die Nation – und dazu steigt der Widerstand in der EU, das Land in die Gemeinschaft aufzunehmen.

Viele schlechte Nachrichten, nur eins ist völlig unstrittig: Literarisch betrachtet ist die Türkei längst Weltklasse und das nicht erst seit Orhan Pamuk 2006 den Nobelpreis bekam. Nicht ohne Grund ist die Türkei 2008 Gastland der Frankfurter Buchmesse. Und äußerst verdienstvoll hat der Unionsverlag eine ganze „Türkische Bibliothek“ veröffentlicht. Davon soll in diesem Lesenblog-Spezial die Rede sein.

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„Ich will“ ist das Elixier der Beziehung

Jorge Bucay „Liebe mit offenen Augen“, 272 Seiten, 19,90 €, Ammann-Verlag, ISBN: 978-3250601173;

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„Quiero – Ich will“ ist der wichtigste Satz in einer Beziehung, sagt der argentinische Paartherapeut Jorgé Bucay. „Liebe mit offenen Augen“, sein erster Roman ist eine leicht erzählte Paartherapie in Zeiten des Internets.

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Des Ragazzos Traum von Frauen und Autos

Alessandro Baricco, „Diese Geschichte“, 312 Seiten, 19,90 €, Hanser, ISBN: 978-3446209183;

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Ganz Klischee: Was das Herz des Italieners begehrt sind schnelle Frauen Autos und schöne Autos Frauen. Um beides geht es in Alessandro Bariccos neuem Roman „Diese Geschichte“. Mit „Seide“ landete der italienische Autor vor zwölf Jahren einen Welt-Bestseller. Sein neuestes Werk ist leider etwas dem Zeitgeist geschuldet.

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Eine romantische Liebe in Nienburg – wo sonst?

Feridun Zaimoglu, „Liebesbrand“, 352 Seiten, 19,95 €, Verlag Kiepenheuer & Witsch, ISBN: 978-3462039696;

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Ist es nicht schön? Feridun Zaimoglu ist einer „der besten deutschen Schriftsteller“ (Die Zeit). Bis er als Autor bekannt wurde, war er in erster Linie mal Türke. Was in Einwanderungsländern wie den USA völlig normal ist, nämlich Erfolg zu haben als Angehöriger einer Minderheit, ist bei uns noch etwas Besonderes. Das ist der wahre Erfolg des Erfolg des hoch gelobten Schriftstellers des hoch gelobten Romans „Liebesbrand“.

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Ein Außenblick auf Politik und Macht

Michael Kumpfmüller, „Nachricht an alle“, 384 Seiten, 19,90 €, Verlag Kiepenheuer & Witsch, ISBN: 978-3462039672;

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Der Roman beginnt als Reportage. Selden, Innenminister, bekommt eine SMS seiner erwachsenen Tochter, in der sie ihm ihren Tod ankündigt – als Passagierin in einem Flugzeug, das gerade abstürzt. Ein Scherz? Selden braucht eine Zeit, die Nachricht zu überprüfen. Zeit, sie zu verarbeiten, bekommt er nicht.

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Als der Tod mal kurz Lebt wohl sagte

José Saramago, „Eine Zeit ohne Tod“, 256 Seiten, 19,90 €, Rowohlt, ISBN: 978-3498063894;

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Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen: Plötzlich stirbt niemand mehr, an einem Tag nicht, am nächsten auch nicht und am übernächsten genauso wenig. Die Gesellschaft steht Kopf – zwischen der Hoffnung, ewig zu leben, und dem Schrecken, nie zu sterben.

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Das Gedächtnis der Prairie

Willa Cather, „Meine Antonia“, 318 Seiten, 19,95 €, Knaus, ISBN: 978-3813503128;

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Upton Sinclair, mit dem Pulitzerpreis ausgezeichneter, sozialkritischer US-Autor wurde gerade ein filmisches Denkmal gesetzt: Mit dem Oscar-gekrönten Streifen „There will be Blood“. Eine ähnliche Würdigung hat Willa Cather, die große alte Dame der amerikanischen Literatur, nie erfahren.

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