Die Gegenwart klingt wie die Zukunft

William Gibson „Quellcode“, 448 Seiten, 22,50 €, Klett-Cotta, ISBN: 978-3608937695;

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William Gibson ist ein Phänomen: Die Zukunft, die der Erfinder des Cyberpunks in den 1980-er Jahren in seinen Romanen (unter anderem die „Neuromancer“-Trilogie) beschrieb, ist inzwischen Gegenwart, und die Gegenwart, die er in „Mustererkennung“ und jetzt in „Quellcode“ beschreibt, klingt wie die Zukunft.

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Die verschiedenen Ebenen von Wirklichkeit

Nathan Englander „Das Ministerium für besondere Fälle“, 445 Seiten, 19,95 €, Luchterhand Literaturverlag, ISBN: 978-3630872599;

„Schmutziger Krieg“, in Südamerika ist das ein stehender Begriff. Ob in Chile oder Argentinien, Diktatoren ließen dort in dern 70er und 80er Jahren Tausende (unschuldiger) Menschen sterben. Auch der junge Jude Pato verschwindet irgendwann in Buenos Aires. Oder hat er vielleicht nie existiert?

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So schön kann die Liebe sein

André Aciman „Ruf mich bei deinem Namen“, 284 Seiten, 18,90 €, Kein & Aber, ISBN: 978-3036955155;

Ein Buch wie ein Film. Gefühle, die zu Bildern werden. Eine Liebesgeschichte im besten Sinne. Der halbwüchsige Elio trifft im Urlaub an der italienischen Riviera seine erste große Liebe, den Harvard-Absolventen Oliver, der für sechs Wochen zu Gast ist. Sechs Wochen wie ein ganzes Leben.

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Von Sex und Bier und dem, was Mann noch bewegt

Thomas Pletzinger „Bestattung eines Hundes“, 352 Seiten 19,90 €, Kiepenheuer & Witsch, ISBN: 978-3462039689;

Über kaum einen deutschsprachigen Debütroman wurde im Frühjahr so viel geschrieben wie über diesen. Das hängt mit der illustren Vorgeschichte des Autors zusammen und mit der komplexen Geschichte, die er erzählt – ein Roman des 21. Jahrhunderts. Pletzinger hat sehr fein beobachtet und eine der Hauptnebenrollen spielt ein dreibeiniger Hund – wer sonst?

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Türkei Special 2: Der Mut der Immigranten

Esmahan Aykol „Goodbye Istanbul“, 355 Seiten, 19,90 €, Diogenes, ISBN: 978-3257065695;

Wie ist das, so zerrissen zwischen den Welten? Als Türkin in (West-)Europa? Orient trifft Okzident. Die 37-jährige Juristin Aykol, die in Berlin und in Istanbul lebt, erzählt eine wunderbare Geschichte vom Umziehen, von der Liebe und vom Versuch zu vergessen.

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Chinesische Innenansichten mit der Außenbrille

Ingo Niermann „China ruft Dich“, 275 Seiten, 19,90 €, Rogner & Bernhard (erhältlich über www.zweitausendeins.de), ISBN: 978-3807710389;

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China ist Tibet, China ist Olympia 2008, und China ist Wachstumsland Nummer 1 mit den größten nur denkbaren sozialen Ungerechtigkeiten. „China ruft Dich“ ist eine Dokumentation über modernes Glücksrittertum, Geschichten über 19 Auswanderer oder Heimkehrer, die nach China gegangen sind.

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Erinnerungen an ein jüdisches Teheran

Gina Nahai „Regen am Kaspischen Meer“, 320 Seiten, 19,90 €, Mare-Buchverlag, ISBN: 978-3866480773;

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In der westlichen Wahrnehmung ist Iran ein Schurkenstaat, der Atomwaffen bauen will, die Existenz des Staates Israel leugnet und als faschistoides Regime den Nahen und Mittleren Osten destabilisiert. Tatsächlich ist Persien eine der Wiegen der Zivilisation, ein Jahrtausende altes Kulturland, dessen Gesellschaft auch heute noch tolerant und friedliebend ist – und das eine uralte jüdische Tradition hat.

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Einblicke in eine kranke, heuchlerische Gesellschaft

John O’Hara „BUtterfield 8“, 332 Seiten, 19,90 €, C. H. Beck, ISBN: 978-3406570339;

Gute Literatur wird nie alt. Und so dürfen wir den längst verstorbenen John O’Hara wieder kennenlernen. Nach „Begegnung in Samarra“ hat der Münchner Beck-Verlag nun auch dessen zweiten großen Roman veröffentlicht. Und wieder geht es um eine dekadente Gesellschaft – das New York der 1930er Jahre.

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Wüste Geschichte aus der Zeit der Aufklärung

Drago Jancar „Katharina, der Pfau und der Jesuit“, 472 Seiten, 24,90 €, Folio-Verlag, ISBN: 978-3852563749;

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Es war eine wüste, unruhige Zeit, dieses 18. Jahrhundert. Die Aufklärung breitete sich aus, Johann Sebastian Bach schrieb seine unvergängliche Musik und Johann-Wolfgang von Goethe den „Faust“. Großbritannien, Frankreich, Spanien und England führen Krieg um die Weltherrschaft. Und im Herzen Europas wollen eine junge Frau und ein abtrünniger Jesuit von Laibach nach Köln am Rhein pilgern.

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Eine Geschichte, aber viele Wahrheiten

Elliot Perlman „Sieben Seiten der Wahrheit“, 861 Seiten, 22,95 €, DVA, ISBN: 978-3421043412;

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Es gibt nicht Schlimmeres als eine Beziehung, nichts Schlimmeres, nicht Schöneres, nichts Schwierigeres. Und beide Beteiligten bewerten ihre Beziehung völlig anders, abhängig von ihrer Geschichte, ihrer Prägung, ihrer Persönlichkeit. In seinem zweiten Roman schildert der Australier Perlman (der erste, der in Deutschland erscheint) sogar sieben Perspektiven einer Geschichte und wird auf knapp 800 Seiten niemals langweilig.

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