Brennende Bücher des tätowierten Mars-Kolonisten

Ray Bradbury „Space Opera“ („Der illustrierte Mann“, „Die Mars-Chroniken“, „Fahrenheit 451“ Hardcover im Schuber), 960 Seiten, 39 €, Diogenes, ISBN: 978-3257066500;

Der Mann ist ein Genie, ein verkanntes Genie. Denn Ray Douglas Bradbury ist noch immer zu vielen Literaturfreunden nicht bekannt. Er verbindet auf raffinierte kindliche Lust zum Fabulieren mit zündender Sozialkritik. Der Diogenes-Verlag pflegt Bradburys Werk seit Jahrzehnten und hat nun unter dem Titel „Space Opera“ drei der wichtigsten Werke überarbeitet und als Hardcover neu veröffentlicht.

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Die ganze Fülle menschlichen Zusammenlebens

Thomas Pynchon „Gegen den Tag“, 1760 Seiten, 29,90 €, Rowohlt, ISBN: 978-3498053062;

Es gibt Bücher, die sind so ambitioniert, dass Wissenschaftler und Laien weltweit über sie diskutieren. Sie werden hochgelobt, und jeder Literaturinteressierte, der etwas auf sich hält, kauft sich dieses Buch. Aber wenn wir ganz ehrlich sind, bis zu Ende gelesen werden diese Bücher so gut wie nie. Das wird auch den neuesten Pynchon treffen.

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Drei Ebenen eines missliebigen Lebens

J. M. Coetzee „Tagebuch eines schlimmen Jahres“, 288 Seiten, 19,90 €, S. Fischer, ISBN: 978-3100108340;

Vielstimmigkeit bekommt eine neue Bedeutung. Bei dem neuen Roman des Nobelpreisträgers Coetzee muss der Leser ernst nachdenken, wie er das Werk bewältigt. Denn erst zwei, dann drei Erzählstränge laufen buchstäblich parallel, optisch getrennt durch eine Querlinie.

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Vom Scheitern einer ganzen Generation

Bernhard Schlink „Das Wochenende“, 240 Seiten, 18,90 €, Diogenes, ISBN: 978-3257066333;

Das Vorbild ist unverkennbar Christian Klar, jener RAF-Terrorist, der – erinnern Sie sich noch? – im letzten Jahr nach langer öffentlicher Debatte nicht nach langer Haftstrafe vorzeitig begnadigt wurde. Jörg, die Hauptfigur von Bernhard Schlinks neuestem Roman, kommt frei – und trifft sich an seinem ersten Wochenende mit alten Freunden – eine Abrechnung.

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Eine Odyssee von Ost nach West

Sherko Fatah „Das dunkle Schiff“, 440 Seiten, 22 €, Jung und Jung, ISBN: 978-3902497369;

Jetzt stehen sie wieder im Fokus. Nach der Entführung von drei bayerischen Bergsteigern am Berg Ararat in der Türkei machen die Kurden wieder Schlagzeilen. Im Mittelpunkt des neuen Romans des Deutsch-Irakers Sherko Fatah steht indes nicht das Kurdenthema (auch wenn der Held Kurde ist), sondern der islamische Extremismus.

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Istanbul, Du bist keine Freude

Sabahattin Ali „Der Dämon in uns“, 349 Seiten, 19,90 €, „Türkische Bibliothek“ im Unionsverlag, ISBN: 978-3293100077;

Zurück in die Anfangszeit der 1923 gegründeten Türkei. Ein neuer Staat auf den Trümmern des zerfallenen Osmanischen Reichs, eine Gesellschaft im Aufbruch zwischen den aufkeimenden Ideologien, Kommunismus und Faschismus. Sabahattin Alis großer Istanbul-Roman wurde 2007, 67 Jahre nach Erscheinen, erstmals auf deutsch veröffentlicht.

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Vom Suchen und Finden der Heimat

Jenny Erpenbeck „Heimsuchung“, 190 Seiten, 17,95 €, Eichborn, ISBN: 978-3821857732;

Heim, Heimat, Haus – Heimsuchung. Was für ein Buchtitel. Hier steckt alles drin, die Zuflucht genauso wie das Unglück. Jenny Erpenbeck, Kind der DDR, konzentriert eine Jahrhundertgeschichte auf ein einziges Gebäude. Zwölf Lebensgeschichten, verbunden durch ein Haus am idyllischen Scharmützelsee, nicht weit von Berlin.

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375, die Spur eines verdrängten Lebens

Marc Buhl „Drei Sieben Fünf“,  280 Seiten, 19,95 €, Eichborn, 978-3821857824;

Das ehemalige Stasi-Untersuchungsgefängnis Hohenschönhausen ist einer der Berliner Orte, die mich immer wieder anziehen. Nirgendwo sonst in dieser großen Stadt wird das Unrecht der DDR-Zeit so greifbar, wie an diesem Ort des Unrechts, diesem Museum des Schreckens.

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Liebe in Zeiten der Unfreiheit

Perihan Magden „Zwei Mädchen – Istanbul-Story“, 327 Seiten, 10 €, Suhrkamp (Taschenbuch), ISBN: 978-3518460054;

Perihan Magden, Jahrgang 1960, ist eine der scharfzüngigsten politischen Journalistinnen der Türkei. Ihre Kolumnen in  „Radikal“, der Zeitung der Intelligenz, sind bekannt für ihre pointierten Analysen. Ebenso treffsicher beschreibt sie in ihrer „Istanbul-Story“ die Lebenssituation von „Zwei Mädchen“.

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Bei allem Pech bleibt nur das Leben

Rolf Lappert „Nach Hause schwimmen“ , 544 Seiten, 21,50 €, Hanser, ISBN: 978-3446209923;

Solche Menschen gibt es: Ihnen klebt buchstäblich das Pech an den Händen, sie ziehen das Unglück förmlich an. Wilbur ist so einer. Auch wenn sein Name auf Bruce Willis hindeutet, sein heimliches Idol. „Nach Hause schwimmen“ ist ein Roman, der trotz aller Tragik Spaß macht.

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