Zwischen postpubertierend und internationalem Adel

Richard K. Breuer/Gunther Eckert „Rotkäppchen 2069“, 324 Seiten, 19,90 €, Eigenverlag, ISBN: 978-3950249804;

Richard K. Breuer „Die Liebesnacht des Dichters Tiret“, 230 Seiten, 17,90 €, ISBN: 978-3950249811;(beide Bücher erhältlich über den Autor, www.1668.cc);

Ist das Buchmarketing der Zukunft? Richard K. Breuer, seinem Vernehmen nach einer der bedeutendsten Wiener Gegenwartsautoren, ist mit seinen im Eigenverlag verlegten Büchern im Netz überall präsent – glänzend gemacht. Über die Qualität seiner Werke kann man indes geteilter Meinung sein.

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All die Unmenschlichkeit des Krieges

Matthew Eck „Das entfernte Ufer“, 190 Seiten, 18,90 €, Tropen bei Klett-Cotta, ISBN: 978-3608501018;

„Wir sind so tief gesunken. Ich empfinde schon gar nichts mehr.“ Zwei karge Sätze, die für ein beeindruckendes Buch stehen. Ist „Das entfernte Ufer“ ein Roman oder eine Dokumentation? Der Übergang ist fließend, jedenfalls zeigt Ecks Debüt die Unmenschlichkeit des (modernen) Kriegs. Furchtbar!

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Verloren in der sinnlosen Spirale der Gewalt

Oya Baydar „Verlorene Worte“, 464 Seiten, 22,90 €, Claassen, ISBN: 978-3546004350;

Große Literatur! Wenn Orhan Pamuk dem Türkischen den Weg nach Europa geebnet hat, dann wurde dieser nun von Oya Baydar gepflastert. Thematisch und perspektivisch gibt es viele Parallelen zwischen Pamuks Nobelpreis-Roman „Schnee“ und den „Verlorenen Worten“.  Doch Oya Baydar konstruiert weniger, dafür steckt mehr Emotion und sprachliche Opulenz in diesem Werk.

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Als Sklave in der untersten Unterklasse des Proletariats

Kurt Drawert „Ich hielt meinen Schatten für einen anderen und grüßte“, 319 Seiten, 19,90 €, C.H. Beck, ISBN: 978-340657688;

Wow, was für eine furiose Geschichte. Ein dreihundertseitiges Gedicht, ein Abgesang aus dem Hades auf die untergegangene DDR. Auch so kann man Geschichte erzählen, in Metaphern, ohne Anfang und ohne Ende. Aber Vorsicht, Drawerts Romanversuch ist nichts für unbedarfte Bürger Leser.

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Szenen vom Rande der Gesellschaft

Alina Bronsky „Scherbenpark“, 288 Seiten, 16,95 €, Kiepenheuer & Witsch, ISBN: 978-3462040302;

Dieser Debutroman ist in aller Munde. „Scherbenpark“, was für ein Wort: Zerbrechen steckt darin und die Idylle eines Parks. Doch es geht um den Rand der bundesrepublikanischen Gesellschaft, um das raue Milieu eines deutschrussischen Gettos: „Du hast deine Hölle, ich habe meine.“

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Drei Nachbarinnen, drei Leben, drei Lieben

Kajsa Ingemarsson „Es ist nie zu spät für alles“, 464 Seiten, 16,90 €, Krüger, ISBN: 978-3810510662;

Drei Frauen, drei Schicksale: „Desperate Housewives“ auf Schwedisch? Klar, auch hier geht es um Erwartungen und um Liebe, aber keineswegs um die sexuellen Vorteile des Gärtners. „Es ist nie zu spät für alles“ ist ein äußerst warmherziges Buch.

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Durch den Kopf, durch das Herz

Frank M. Reifenberg „Landeplatz der Engel“, 253 Seiten, 13,90 €, Thienemann, ISBN: 978-3522178600;

Kinder, Jugendliche sind grausam. Etwa beim Tourette-Syndrom. Das wird selten diagnostiziert, oft übersehen, und äußert sich in unkontrollierten Zuckungen. „Spasti“ nennen so einen die Mitschüler. Der Kölner Drehbuchautor hat ein Jugendbuch über Tourette geschrieben, über Gewinner und Verlierer, das sich nicht nur an Jugendliche richtet.

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Der Geschichte kommt man auch in Schweigen nicht aus

Hans Lebert „Die Wolfshaut“, 557 Seiten, 24,90 €, Neuer Europa Verlag, ISBN: 978-3866955400;

In diesem Buch geht es um Verdrängung und Schuld, um Nichtkonfrontation mit dem eigenen Versagen, um den Krieg. Also etwas ganz Alltägliches? Hans Leberts 1960 erstmals erschienener „Antiheimatroman“ ist genauso sprachgewaltig wie beeindruckend – ein leider bis heute sehr unterschätztes Zeugnis österreichischer Auseinandersetzung mit dem Zweiten Weltkrieg.

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Von der Bedeutung des Alltäglichen

Johano Strasser „Bossa Nova – Ein Provinzroman“, 160 Seiten, 16,90 €, Pendo, ISBN: 978-3866121720;

„Provinzroman“, der Titel spaltet. Ist Provinz ein Etikett, ein Makel gar? Johano Strasser lebt selbst in der Provinz, in der kleinen Gemeinde Berg am Starnberger See. Sein jüngster Roman ist weniger ein Buch über die Provinz, als ein Buch über den Alltag der kleinen Leute.

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Die Geschichte einer ehrenwerten Familie

Gay Talese „Ehre deinen Vater“, 532 Seiten, 18,50 €, Rogner & Bernhard (erhältlich über www.zweitausendeins.de), ISBN: 978-3807710426;

Seit den „Sopranos“ weiß jeder, dass es bei der Mafia auch nicht anders zugeht als bei uns normalen Spießbürgern. Was die amerikanische Fernsehserie in unsere Wohnzimmer brachte, das besorgte vor fast 40 Jahren, 1971, der amerikanische Star-Journalist Gay Talese mit „Ehre deinen Vater“.

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