Das Unrecht (an) der Mutter

Mikolaj Lozinski „Reisefieber“, 200 Seiten, 17,95 €, DVA, ISBN: 978-3421042873;

Wer an polnische Literatur denkt, dem dürfte als erstes Stanislaw Lem einfallen – der geniale Fabulierer ist nicht jedermanns Sache gewesen. Mit Mikolaj Lozinski hat nun ein ganz anderer polnischer Autor die literarische Bühne in Deutschland betreten – raffiniert wie Lem, europäisch denkend und mit einem aktuellen Thema, einer Mutter-Sohn-Beziehung.

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Von Schuld und Unschuld der Liebe

Orhan Pamuk „Das Museum der Unschuld“, 650 Seiten, 24,90 €, Hanser, ISBN: 978-3446230613;

Über dieses Buch wurde so viel geschrieben wie über sonst keins diesen Herbst, und der Autor durfte sogar die Buchmesse eröffnen. Orhan Pamuk, der Pate der türkischen Literatur, das demokratische Gewissen seines Heimatlandes, der feinsinnige, bürgerliche Aristokrat hat wieder ein faszinierendes Buch geschrieben.

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Niemand kann seine Wurzeln verleugnen

Yusuf Yesilöz „Gegen die Flut“, 214 Seiten, 25,5o €, Limmat-Verlag, ISBN: 978-3857915598;

Yusuf Yesilöz ist dreisprachig: kurdisch, türkisch und deutsch. Aber vor allem ist er auch dreikulturig: kurdisch, türkisch und deutsch. Der eidgenössische Türke (Jahrgang 1964), der mit 23 Jahren sein Heimatland verlassen und inzwischen die Schweizer Staatsbürgerschaft angenommen hat, erzählt eine Geschichte über die Macht der eigenen Wurzeln.

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Und die Folterer kommen doch davon

Saliha Scheinhardt „Schmerzensklänge“, 199 Seiten, 17,90 €, Brandes & Apsel, ISBN: 978-3860997413;

Folter ist zwar gesetzlich verboten, aber immer noch Realität in der Türkei – bei Polizei und Armee, vor allem in den Kurdengebieten im Südosten. Und noch immer wird nur ein Bruchteil der Misshandlungen juristisch gesühnt. Saliha Scheinhardt führt uns zurück in die 90er Jahre und erzählt die unglaubliche Geschichte einer 16-jährigen Schülerin.

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Die ganze Stadt in einem einzigen Haus

Elif Shafak „Der Bonbonpalast“, 470 Seiten, 19,90 €, Eichborn, ISBN: 978-3821858067;

Wenn es ein Indiz ist für gute türkische Literatur, von den Behörden wegen des Paragrafen 301 angeklagt zu werden, dann ist die 36-jährige Elif Shafak eine hervorragende Autorin. Die Diplomatinnen-Tochter, in Straßburg geboren, in Madrid und Amman aufgewachsen, hat mit dem Bonbonpalast der Stadt Istanbul ein Denkmal gesetzt.

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Von Griechen, von Türken und von allem

Sema Kaygusuz „Wein und Gold“ , 392 Seiten, 24,80 €, Suhrkamp, ISBN: 978-3518419960;

Viele Jahrhunderte llebten sie im Osmanischen Reich friedlich zusammen. Nach Gründung der Türkei wurden die Griechen von dort und die Türken aus Griechenland vertrieben. Dabei ging unglaublich viel verloren. Situation jetzt: Eine türkische Insel, auf der beide Völker friedlich zusammenwirken. Als Leylan bei ihrem Vater tiefer einsteigt, kommen einige Familiengeheimnisse ans Licht.

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Geschichten aus vergangenen Zeiten

Mario Levi „Istanbul  war ein Märchen“, 844 Seiten, 24,80 €, Suhrkamp, ISBN: 978-3518419977;

„Wichtig ist, dass man Träume hat“, hat Mario Levi im Gespräch mit meiner Freundin und Kollegin Canan Topcu einmal gesagt. Nur wer träumt, kann auch Märchen schreiben oder eine solch innige Liebeserklärung, wie sie der jüdische Istanbuler seiner Geburtsstadt widmete.

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Eine deutsch-türkische Liebesgeschichte

Sabahattin Ali „Die Madonna im Pelzmantel“, 254 Seiten, 19,80 €, Dörlemann, ISBN: 978-3908777380;

Noch ein Buch von Sabahattin Ali (nach „Der Dämon in uns“), das ins Deutsche übersetzt wurde – 60 Jahre nach dem gewaltsamen Tod des Autors. Als Wanderer zwischen Istanbul und Berlin war Ali schon in den 1940er Jahren so etwas wie der Vorläufer heutiger deutsch-türkischer Intellektueller, etwa Yade Kara mit ihrem „Café Cyprus“.

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Istanbul und die Zeitenwende

Ahmet Hamdi Tanpinar „Seelenfrieden“, 576 Seiten, 22,90 €, Unionsverlag (Türkische Bibliothek), ISBN: 978-3293100138;

Noch ein Zeitenwende-Schriftsteller: Ahmet Hamdi Tanpinar (1901-1962) ist ein Chronist des Ancient-Regime. Europa hatte er bereist und begegnete ihm mit Sympathie, sein Herz aber gehörte dem untergegangenen Osmanischen Reich, wovon „Seelenfrieden“, laut Orhan Pamuk „der bedeutendste Roman, der je über Istanbul geschrieben wurde“, ein beredtes Zeugnis abgibt.

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Auf der Flucht vor sich selbst

Sebnem Isigüzel „Am Rand“, 416 Seiten, 19,90 €, Berlinverlag, ISBN: 978-3827008053;

„Müllberg“, so heißt der türkische Titel dieses Romans direkt übersetzt. Und darum geht’s: Um die geheimnisvolle Geschichte einer jungen Frau, die auf einem Müllberg in Istanbul endet. Wobei Istanbul hier vor allem eine Kulisse bietet.

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