Die Leiden der zweiten Generation

Lizzie Doron „Der Anfang von etwas Schönem“, 257 Seiten, 18,80 €, Jüdischer Verlag (Suhrkamp), ISBN: 978-3633542277;

Neulich schrieb jemand über die 1950er Jahre, das sei jene Zeit gewesen, in der die Deutschen kollektiv einen Psychotherapeuten benötigt hätten, als Folge des Traumas NS-Zeit und Zusammenbruch. Als ob das für die Überlebenden des Holocausts beziehungsweise für deren Kinder nicht gelten würde? Lizzie Doron, 55, Schriftstellerin aus Tel Aviv, hat über die inneren Konflikte der „zweiten Generation“ einen Roman geschrieben.

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Leidenschaftliches Leben in wilden Zeiten

Gilles Leroy „Alabama Song“, 240 Seiten, 19,90 €, Kein & Aber, ISBN: 978-3036955223;

„Ich rauche, ich trinke, ich tanze und ich treibe es, mit wem ich will“, nein, es ist nicht Amy Winehouse, die dies gesagt haben soll oder Paris Hilton oder – wie heißt doch? Egal! Es geht um Zelda Fitzgerald, die mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Scott Fitzgerald, das Glamour-Paar der „Roaring Twenties“ bildete: Hoch hinaus und tief abgestürzt.

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Die Jäger der verlorenen Träume

Tom Drury „Die Traumjäger“, 255 Seiten, 19,90 €, Klett-Cotta, ISBN: 978-3608936070;

Von Talent kann man da nicht reden, der Mann ist immerhin schon 52. Und trotzdem ist Tom Drury, in seinem Heimatland USA längst ein Klassiker, hierzulande noch unbekannt. Das könnte sollte sich mit „Die Traumjäger“, dem ersten ins Deutsche übersetzten Roman, ändern.

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Ein Potpourri der Belanglosigkeiten

Isabel Allende „Das Siegel der Tage“, 409 Seiten, 19,80 €, Suhrkamp, ISBN: 978-3518420102;

„Meinem Leben fehlt es nicht an Dramatik…“, so beginnt Isabel Allendes neuester Roman. So anbiedernd dieser Satz, so belanglos das ganze Buch. Ihre früheren Erfolge haben der chilenischen Diplomatentochter offenbar nicht nur gut getan.

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In den Gedanken wird die Geschichte real

Paul Auster „Mann im Dunkel“, 224 Seiten, 17,90 €, Rowohlt, ISBN: 978-3498000806;

Der neue Auster wird von der Literaturkritik wie ein Neuanfang gefeiert. Nach einigen weniger inspirierten Werken hat der 61-Jährige New Yorker die Kunst des Erzählens wiedergefunden, in einem Mysterienspiel, das mit den verschiedenen Ebenen der Realität jongliert, eine Parabel auf das moderne Amerika, das Krieg gegen sich selber führt.

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Sittich Cowboy und die acht Geschwister

Emma Braslavsky „Das Blaue vom Himmel“, 380 Seiten, 19,90 €, Claassen, ISBN: 978-3546004329;

Es ist der 11.11.1982. Auch im thüringischen Lautenbach beginnt an diesem Tag der Karneval – nur nicht in diesem Jahr: Der sowjetische Staatschef Leonid Breschnew ist tags zuvor gestorben und auch Elfriede, Mutter von sieben Kindern. Die machen sich am Totenbett auf die Suche der eigenen Geschichte – ein turbulentes Unterfangen.

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100 Geschichten aus einer Stadt, der Welt

Peer Hultberg „Die Stadt und die Welt“, 530 Seiten, 32 €, Jung und Jung, ISBN: 978-3902497413;

Dieser Roman ist eine Herausforderung: 300 Figuren kommen in diesem Roman vor, da behält keiner den Überblick. Es geht um Viborg, die Heimatstadt des Schriftstellers, und diese Stadt ist die Welt im Kleinen, ein geschlossener Kosmos. 100 Texte, das sind 100 Miniatur-Biografien.

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Ein früh-amerikanischer Rosenkrieg

Willa Cather „Mein ärgster Feind“, 120 Seiten, 14,95 Euro, Knaus, ISBN: 978-3813503111;

Mit Willa Cather hat der Münchner Knaus-Verlag eine der wichtigsten amerikanischen Autorinnen des vorigen Jahrhunderts wiederentdeckt. In „Mein ärgster Feind“ schildert sie eine Beziehung, die märchenhaft beginnt und in einem Albtraum endet – ein früher Rosenkrieg.

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Die Versöhnung mit dem eigenen Leben

Ulli Olvedi „Über den Rand der Welt“, 300 Seiten, 19,90 €, Pendo, ISBN: 978-3866121829;

„Der Tod macht das Leben klarer“, hat der Philosoph Wilhelm Schmid vor zwei Wochen in einem Interview mit dem Magazin „Spiegel“ gesagt. Klarheit im Leben ist auch das Thema dieses Romans über das Sterben einer 68-jährigen, krebskranken, unzufriedenen Frau. Die Begegnung mit einem geistlichen Lehrer in Tibet öffnet ihr Herz für einen anderen Zugang zum Tod.

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Von der Abschaffung des Menschen

Dietmar Dath „Die Abschaffung der Arten“, 600 Seiten, 24,80 €, Suhrkamp, ISBN: 978-3518420218;

Gesellschaftsutopien, in denen Menschen erklärt werden ohne Menschen oder durch Übermenschen, sind nicht selten: Man denke an „König der Löwen“, „Planet der Affen“ oder an die Pentalogie „Canopus in Argos“ von Nobelpreisträgerin Doris Lessing. „Die Abschaffung der Arten“ ist eine höchst komplexe neue Variante. Die Utopie spielt 500 Jahre nach dem Ende der Zivilisation.

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