Die ganze Welt in einem Mietshaus

Memduh Sevket Esendal „Die Mieter des Herrn A.“, 226 Seiten, 19,90 €, Union (Türkische Bibliothek), ISBN: 978-3293100152;

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Noch so ein Roman, der zeigt, welch herausragende Literatur die Türkei hervorgebracht hat. Und wieder ist es der Schweizer Unionsverlag mit seiner  Türkischen Bibliothek, der dieses Kleinod übersetzen ließ. „Die Mieter des Herrn A.“ ist ein Sittengemälde aus den Anfängen der türkischen Republik.

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Zerstörung durch Leidenschaft

Irène Némirovsky „Leidenschaft“, 128 Seiten, 14,95 €, Knaus, ISBN: 978-3813503227;

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So ein Titel geht eigentlich gar nicht. Das klingt nach Groschenroman, ist aber hohe Literatur. Irène Némirovsky, gestorben 1942 in Auschwitz, ist eine Wiederentdeckung. Bald 60 Jahre waren die Werke der Französin verschollen,  jetzt werden sie nach und nach veröffentlicht.

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Wieviel Schicksal passt in ein Leben?

Anne Cuneo „Zaida“, 569 Seiten, 27 €, Bilger, ISBN: 978-3037620045;

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Die Geschichte einer bemerkenswerten Frau, die Geschichte eines Jahrhunderts zwischen den Jahrhunderten und eine europäische Geschichte: 1859 wird Zaida, zu deutsch: Die Vielgebliebte, in England geboren. 100 Jahre, etliche Umbrüche und zwei Weltkriege später, schreibt Zaida ihre Lebensgeschichte auf.

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Eine Liebe in der Fremde

Jhumpa Lahiri „Einmal im Leben“, 176 Seiten, 16,90 €, Rowohlt, ISBN: 978-3498039295;

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Da ist man in Amerika schon einen Schritt weiter. Immigranten-Literatur erfasst die kulturellen Verknüpfungen der Kulturen, nicht wie bei uns den Klamauk-Effekt wenn Türken auf Deutsche treffen und umgekehrt. Ein gutes Beispiel für diese in USA spürbare Reife ist Lahiris indisch-indische Liebesgeschichte, die an der amerikanischen Gesellschaft scheitert.

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Wie grausam können Eltern sein

Sofie Laguna „Lichterloh“, 173 Seiten, 16,95 €, Fahrenheit, ISBN: 978-3940813145;

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Wie grausam und verblendet können Eltern sein? Wohin führt Fanatsismus? Und was halten Kinder alles aus? Drei Fragen, ein Buch – aber eine Antwort gibt es nicht, kann es nicht geben. Dafür Einblicke in ein bekennendes Schicksal. Als Film fiele dieses Buch in die Kategorie Horror.

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Alle Schicksalswege kreuzen sich auf dem Schiff

Stefan Moster „Die Unmöglichkeit des vierhändigen Spiels“, 448 Seiten, 22 €, Mare-Buch, ISBN: 978-3866481114;

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Eine Art Familientherapie: Almut und Sebastian, Mutter und Sohn, haben sich vor Monaten entzweit, nun haben sie „aus Zufall“ denselben Arbeitsplatz  – ein Kreuzfahrtschiff. Dort können sie sich nicht – für immer – aus dem Weg gehen, vor allem kommen sie sich selbst nicht aus.

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Wie viel Wahrheit braucht Erinnerung?

Lars Gustafsson „Frau Sorgedahls schöne weiße Arme“, 236 Seiten, 19,90 €, Hanser, ISBN: 978-3446232730;

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Mein erster Gustafsson war vor über 25 Jahren Schullektüre. Ich weiß noch, wie sich meine damalige (zur Verklemmung neigende) Freundin über gewissen freizügige Darstellungen aufregte. Inzwischen ist Gustafsson alt (und ich bin’s auch), und entsprechend hat sich auch seine Blickrichtung verändert. Es geht um die Erinnerung.

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Ein Patriarch voller Empfindsamkeit

Alfred Neven DuMont „Reise zu Lena“, 255 Seiten, 19,90 €, Frankfurter Verlagsanstalt, ISBN: 978-3627001582;

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Der Kölner Zeitungspatriarch ist mit 81 Jahren sicher der älteste Romandebütantin der deutschen Literaturgeschichte und einer der am meisten beachteten. Denn im eigentlichen Leben ist Alfred Neven DuMont einer der erfolgreichsten Zeitujngsverleger und damit eher für Fakten denn für Fiction zu haben.

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Ein ganzes Jahrhundert in siebzig Episoden

Ernst Halter „Jahrhundertschnee“, 420 Seiten, 22,95 €, Ammann, ISBN: 978-3250601302;

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Was für ein ambitioniertes Vorhaben: Ein ganzes Jahrhundert in einen Roman zu packen. Der 71-jährige Schweizer Ernst Halter zieht in „Jahrhundertschnee“ eine Art Lebensbilanz. Der so genannte Roman kommt ohne durchgehende Handlung aus und versucht collagenartig eine Ära zu umfassen. Geschmackssache!

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