Ein Kojak in Berlin, nur der Kommissar fehlt

Johannes Martini „Parallelaktion“, 200 Seiten, 17,90 €, Plöttner, ISBN: 978-3938442647;

Parallelaktion

Berlin ist ein „Schlachtfeld“ heißt es einmal. Und wenn Kokaindealer Hermann über die Schönhauser Allee „rast“, dann fühlt man sich an New York erinnert oder an San Franzisco. Aber inzwischen ist die deutsche Hauptstadt eben auch Weltstadt, und das gilt auch für das Verbrechen, wie diese rasante an ein Film-Drehbuch erinnernde Geschichte deutlich macht.

Weiterlesen

Keine Liebeserklärung an das alte Berlin

Wolfgang Hermann „Konstruktion einer Stadt“, 112 Seiten, 14,90 €, Limbus, ISBN: 978-3902534279;

Konstruktion_Stadt

So dünn dieses kleinformatige Büchlein ist, so schwer habe ich mich damit getan. Die Beliebigkeit und Lakonie der Westberlin-Betrachtungen des Vorarlberger Autors Wolfgang Hermanns ist mir einfach nur auf die Nerven gegangen. Aus diesen Allerweltsformulierungen einen tieferen Sinn zu entwickeln, das, tut mir leid, ist mir trotz guten Willens nicht gelungen.

Weiterlesen

Eine unbekannte Welt mitten in Europa

Claus Stephani „Blumenkind“, 352 Seiten, 19,80 €, SchirmerGraf, ISBN: 978-3865550675;

Blumenkind

Seit vorigen Herbst geht der Literaturfokus in Richtung Rumänien: Herta Müllers Gegenwartsgeschichte zum Dank. Der im siebenbürgischen Kronstadt geborene Volkskundler Claus Stephani hat eine ganz andere, eine märchenhafte Geschichte aus dem Vielvölkerstaat geschrieben – eine ostjüdische Liebesgeschichte.

Weiterlesen

Vorwärts in die Vergangenheit

Leon de Winter „Das Recht auf Rückkehr“, 549 Seiten, 22,90 €, Diogenes, ISBN: 978-3257067330;

de-Winter

Wird der Staat Israel auf Dauer weiter existieren?  Zumindest jüdische Schriftsteller haben daran offensichtlich Zweifel. Assaf Gavron ließ in seinem im Jahr 2067 angesiedelten Roman „Hydromania“ Israel auf Stadtstaatsgröße zusammenschrumpfen, und jetzt tat der jüdisch-niederländische Schriftsteller Leon de Winter dasselbe: Im Jahr 2024 besteht Israel lediglich noch aus dem Großraum Tel Aviv, alle anderen Gebiete fielen an die arabische Bevölkerungsmehrheit zurück.

Weiterlesen

Wenn der Postmann einmal monatlich klingelt

Martin von Arndt „Der Tod ist ein Postmann mit Hut“, 200 Seiten, 17,90 €, Klöpfer & Meyer, ISBN: 978-3940086372;

von_Arndt

Es hat schon einige zehn Seiten gedauert, bis ich warm wurde mit diesem Roman. Aber dann! „Ah, look at all the lonely people“, diese Zeile aus der Beatles „Eleanor Rigby“ ist dem Buch vorangestellt, und sie ist der Schlüssel zum Verständnis. Einsame Menschen sind das Thema dieser ernsthaft-komischen Geschichte.

Weiterlesen

Die Zwiespältigkeit des aufbrechenden Südafrikas

Südafrika ist ein in vielerlei Sicht erstaunliches Land: Nach Jahrzehnten der Unterdrückung ist der einstige Apartheid-Staat trotz vieler Probleme heute der wirtschaftliche Schrittmacher auf dem Kontinent und sogar Austragungsort der Fußball-WM. Auf der anderen Seite stehen weltweit rekordverdächtige Aids- und Kriminalitätsraten. Literarische Zeugen dieser Gegensätze sind  Damon Galgut und Malla Nunn.

Die Titel:

Damon Galgut „Der Betrüger“;
Malla Nunn „Ein schöner Ort zu sterben“;

Weiterlesen

Aus dem Alltag von Mittelstandsfamilien

Anna Katharina Hahn „Kürzere Tage“, 223 Seiten, 19,80 €, Suhrkamp, ISBN: 978-3518420577;

Hahn_Tage

Gesucht wird … die Supermama: Da ist Judith, Mutter und verheiratet mit Klaus, einem Langweiler. Pillen und Nikotin machen Judith den Alltag erträglich. Und da ist Leonie, das „Business-Babe“, eine gehetzte Karrierefrau mit zwei Kindern, gefangen in Schuldgefühlen. Ausgerechnet im schäbisch-geschäftigen Stuttgart hat Anna-Katharina Hahn ihren ersten Roman angesiedelt.

Weiterlesen

Die Angst vor der Todesmitteilung

David Grossman „Eine Frau flieht vor einer Nachricht“, 736 Seiten, 24,95 €, Hanser, ISBN: 978-3446233973;

Grossman

Machen wir uns nichts vor: Auch wir Deutschen leben inzwischen mit einem Krieg. Deutsche Soldaten töten und sterben in Afghanistan. In Israel indes ist dies im eigenen Land Alltag seit der Staatsgründung vor 50 Jahren. Und so schreitet dieser bewegende Roman eines israelischen Friedensaktivisten von Krieg zu Krieg, von Tragödie zu Tragödie.

Weiterlesen

Die Kannibalen sind doch die guten

Torsten Krol „Kleine Kannibalen“, 432 Seiten, 22,95 €, Blessing, ISBN: 978-3896674050;

Krol_Kannibalen

Ein 16-Jähriger wird erwachsen. Die Umstände sind allerdings alles andere als normal. Es ist 1946, Erich Lindens Vater ist im Krieg gefallen, die Mutter ist mit dem Halbwüchsigen und dessen Bruder Zeppi (12) auf dem Weg in ein neues Leben nach Südafrika, wo sie ihren Schwager heiraten will. Gemeinsam fangen sie im Dschungel neu an – es wir turbulent.

Weiterlesen