Heiße, erste Liebe eines Eigenbrötlers

Vincent Overeem „Misfit“, 236 Seiten, 19,90 €, Berlin, ISBN: 978-3827008879;

Zwei Brüder, eine junge Frau, ein heißer Sommer – und fertig ist die Mixtur für eine Coming-out-, eine Liebes- und eine raffinierte Familiengeschichte. Ein Roman, der genau in den August passt, denn es ist schon im ersten Satz sehr heiß: Seit Wochen schon war es über 30 Grad, und wir hatten keinen Sex mehr.“

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Der Wendehals, der keiner sein wollte

Ralph Hammerthaler „Der Sturz des Friedrich Voss“, 220 Seiten, 18,95 €, DuMont, ISBN: 978-3832195403;

20 Jahre nach dem Ende der DDR hat die Aufarbeitung der Geschichte der Diktatur erst so richtig begonnen. Ralph Hammerthaler, 1965 im bayerischen Wasserburg geboren und aufgewachsen, hat sich des erfolgreichen Chirurgen Friedrich Voss angenommen. Nach der Wende verliert er seinen Job – und bringt sich um. Warum?

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Im postpubertären Größenwahn

Andreas Bernard „Vorn“, 249 Seiten, 16,95 €, Aufbau, ISBN: 978-3351032944;

Ein Leben zwischen Schumann’s, Brit-Pop-Konzert und kollektivem Größenwahn. Der Münchner Journalist Andreas Bernard hat einen Roman über seine späte Jugend in den 90ern geschrieben, als er als Autor und Redakteur der SZ-Jugendbeilage „Jetzt“ seine Karriere startete. Nicht immer überzeugend: Es gibt interessante Einblicke in dieses ganz besondere München-Feeling, aber eine bisweilen platt erzählte Rahmenhandlung.

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Ein Fremder in einer fernen Welt

Martin Kubaczek „Sorge. Ein Traum“, 288 Seiten, 22,50 €, Folio, ISBN: 978-3852564975;

Kubaczek

Wieder so ein literarisches Kleinod aus Österreich: Martin Kubaczek (56), Literaturprofessor und Autor, rollte die Geschichte eines lange vergessenen Meisterspions auf. Richard Sorge sollte von 1933 an im Auftrag Stalins in Tokio ein Spionage-Netzwerk aufbauen und schnüffelte bis zu seiner Enttarnung und Hinrichtung auch noch als angeblicher Zeitungskorrespondent nationalsozialistische Kreise aus. Was für ein Stoff!

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Noch nicht Mutter, aber immer Tochter

Justine Lévy „Schlechte Tochter“, 176 Seiten, 17,90 €, Antje Kunstmann, ISBN: 978-3888976438;

Tod und Geburt liegen nah beisammen in Justine Lévys drittem Roman. Die 35-jährige Französin schrieb eine Generationengeschichte: über das Mutterwerden, während die eigene Mutter gerade im Sterben liegt. Dass die Geschichte autobiografisch geprägt ist, daran lässt die Autorin nie einen Zweifel: „Ich schreibe über mein Leben, weil es das Einzige ist, was ich kann.“

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Wenn die Zeit endet, bleibt nur Liebe

Don DeLillo „Der Omega Punkt“, 110 Seiten, 16,95 €, Kiepenheuer & Witsch, ISBN: 978-3462041927;

Am Ende allen Daseins steht der Omegapunkt, und nur die Liebe führt uns dorthin. Diese philosophische Endzeit-Vorstellung des Theologen Teilhard de Chardin stellt Don DeLillo in den Mittelpunkt seines schmalen, essayhaften Romans. Das Ende, der Omegapunkt, ist offen, so wie dieses beeindruckend komprimierte Werk.

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Ein paar entspannende Stunden in Sardinien

Milena Agus „Die Gräfin der Lüfte“, 128 Seiten, 15 €, Hoffmann und Campe, ISBN: 978-3455400403;

Über den Geheimtipp-Status ist Milena Agus in den letzten Jahren in Deutschlan längst hinausgewachsen. Nach „Die Frau im Mond“ und „Die Flügel meines Vaters“ reüssierte sie nun erneut mit einem dünnen Büchlein, in dem eine Geschichte aus Sardinien erzählt wird, fein gesponnen mit dem Fokus auf der Sprache und nicht allein der Handlung.

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Auf der Suche nach dem Märchenland

Annika Reich „Durch den Wind“, 320 Seiten, 19,90 €, Hanser, ISBN: 978-3446235137;

Nicht mehr jung und doch noch nicht richtig erwachsen, viele Mittdreißiger stecken in so einer Art präadolescenter Krise: Jetzt wird’s ernst, jetzt muss man sich festlegen, die Zeit der Unbekümmertheit ist vorbei. Annika Reich, 37, erzählt von vier Frauen in Berlin. Sie sind tatsächlich – „voll durch den Wind“.

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In der “Perle” geht die Post ab

Katja Oskamp „Hellersdorfer Perle“, 219 Seiten, 18,95 €, Eichborn, ISBN: 978-3821861104;

Was unterscheidet die Männer aus dem Osten von denen aus Westdeutschland? Genau, sie schauen den Frauen auch mal auf den Arsch. Und das macht müde Frauen mitunter munter. So wie die Ich-Erzählerin, die in ein dubioses Lokal namens „Hellersdorfer Perle“ kommt und dort ein neues Leben entdeckt.

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Die Rückkehr zur inneren Harmonie

Siri Hustvedt „Die zitternde Frau – Eine Geschichte meiner Nerven“, 224 Seiten, 18,90 €, Rowohlt, ISBN: 978-3498030025;

„Was ich liebte“ war ein brillanter Roman über das Leben im heutigen New York, eine fiktive Geschichte von großer Realität. In ihrem neuesten Buch erzählt die Ehefrau von Paul Auster ihre Geschichte, und diesmal liest sie sich fast wie Fiktion. Es geht um ein mysteriöses, beängstigendes Zittern, das die Autorin befallen hat, das sie ängstigt und das sie auf die Spur des eigenen Ichs führt. Tatsächlich nicht fiktiv.

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