Zuhause im Nirgendwo

Melinda Nadj Abonji „Tauben fliegen auf“, 314 Seiten, 22 €, Jung und Jung, ISBN: 978-3902497789;

Ich muss zugeben, der Deutsche Buchpreis für diesen Roman hat mich gefreut, bevor ich Abonjis Werk kannte: Ein Migranten-Schicksal als Preisträger und ein kleiner, aber verdienstvoller Verlag – das klang gut. Und doch bleibt ein fader Beigeschmack. Denn Wawerzineks „Rabenliebe“ hat mich wesentlich mehr beeindruckt.

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Aus dem Leben einer Kleinstadt-Antiheldin

Elizabeth Strout „Mit Blick aufs Meer“, 352 Seiten, 19,95 €, Luchterhand, ISBN: 978-3630873305;

Das ist eigentlich kein richtiger Roman, sondern eher eine Sammlung von 13 Erzählungen. Im Mittelpunkt steht die Mathematik-Lehrerin Olive Kitteridge aus Crosby im US-Bundesstaat Maine, eine klassische Antiheldin, deren Leben uns die Autorin auf wundersame Weise entblättert. Dafür bekam sie voriges Jahr den Pulitzerpreis.

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Sterben an einem Ort ohne Wiederkehr

Pete Dexter „God’s Pocket“, 368 Seiten, 22 €, Liebeskind, ISBN: 978-3935890700;

Was Richard Yates für die amerikanische Gesellschaftskritik der Nachkriegszeit war, das ist Krimiautor Pete Dexter als Chronist der 70-er und 80-er Jahre: Ein dunkler, penibel recherchierender Autor, der sich den Menschen im Schatten widmet. Das eine wie das andere, großartige Literatur.

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Dieser eine Tag im Juni 1969

Gerbrand Bakker „Juni“, 303 Seiten, 19,80 €, Suhrkamp, ISBN: 978-3518421390;

Unser Nachbarland Niederlande befindet sich eigentlich nicht in unserem Fokus. Okay, wenn die Fußball-WM stattfindet oder auch über die Freigabe von Haschisch diskutiert wird oder – ganz aktuell – über fremdenfeindliche Exzesse und einen blonden Rechtspopulisten namens Geert Wilders. Aber wie ist Holland wirklich? Gerbrand Bakkers erzählt es.

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Das Sibirien, das in jedem von uns steckt

Jewgenij Grischkowez „Flüsse“, 170 Seiten, 18,95 €, Ammann, ISBN: 978-3250601388;

Der in Kaliningrad lebende Grischkowez ist so etwas wie der russische Dario Fo, Erzähler, Regisseur, Schauspieler und Chronist.  „Flüsse“ ist nach seinem gefeierten Roman „Das Hemd“ eine Rückkehr an die Orte seiner Jugend im tiefen Sibirien in einer hierzulande kaum bekannten Großstadt namens Kemerowo.

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Die Chinesen sind da

Jörg-Uwe Albig „Berlin Palace“, 220 Seiten, 19,90 €, Tropen, ISBN: 978-3608501063;

Neulich habe ich ein Radiogespräch mit einem China-Experten gehört, der sehr plausibel darstellte, dass die chinesische Wirtschaft zwar Maßstäbe setze, das autoritäre gesellschaftliche System aber erst dem von Europa um 1790 gleiche. Jörg-Uwe Albig hat einen anderen Ansatz für den Umgang mit der grassierenden China-Phobie gewählt: Die Satire.

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Best of Heimatzeitung

Wir, die Redakteure des Tölzer Kurier, haben vergangenen Samstag ein einzigartiges Projekt auf die Bühne des Tölzer Kurhauses gebracht: „Best of Heimatzeitung“ – eine kabarettistische Lesung. 450 Zuschauer waren begeistert.

Einen kurzen Einblick bieten dieses Video und unser Bericht.

Was unserem Regisseur Tristan Berger so alles widerfahren ist, lesen Sie hier

Ein Krimi, der auch Sittengemälde ist

Louise Welsh „Das Alphabet der Knochen“, 432 Seiten, 22 €, Antje Kunstmann, ISBN: 978-3888976766;

Ein guter Krimi lebt von seinen Geheimnissen. Ein guter Krimi sollte aber auch virtuos starten und irgendwann ein (überraschendes) Ende finden. Insofern hat es mir „Das Alphabet der Knochen“ trotz vieler Geheimnisse und spätem Suspense mit über 400 Seiten nicht ganz leicht gemacht.

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Rabenliebe? Nein, keine Liebe, nur Lüge

Peter Wawerzinek „Rabenliebe: Eine Erschütterung“, 450 Seiten, 22,95 €, Galiani, ISBN: 978-3869710204;


Ist Peter Wawerzinek ein DDR-Schriftsteller? Gibt’s das noch? Natürlich, „Rabenliebe“ ist geschichtliche Aufarbeitung pur und eine ganz persönliche Tragödie. Der Autor, geboren 1954 in Rostock, erzählt hier seine eigene Geschichte, von der Mutter, die nach dem Vater in den Westen floh und Wawerzinek und seine Schwester, zwei und ein Jahr alt, in ihrer Wohnung zurück ließ. „Rabenliebe“ ist ein Drama über das Verlassenwerden.

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Am anderen Ende der Welt ist’s auch nicht anders

Rolf Lappert „Auf den Inseln des letzten Lichts“, 544 Seiten, 24,90 €, Hanser, ISBN: 978-3446235564;

Der Mann hat’s drauf: Nach dem hoch gelobten „Nach Hause schwimmen“ hat der Schweizer Rolf Lappert nun andere Saiten aufgezogen. „Auf den Inseln des letzten Lichts“ ist Abenteuergeschichte, Familiendrama, Gesellschaftskritik  und ganz nebenbei noch ein Appell zur Fleischlosigkeit. Das kommt ja zurzeit ganz gut.

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