Überall herrschen Krieg und Tarnung

Nick McDonell „Ein hoher Preis“, 306 Seiten, 22 €, Berlin, ISBN: 978-3827009449;

Dass einzige, was zählt in der Welt der Freiheitskämpfer, Agenten und Kriegsreporter, ist der persönliche Nutzen. Die Moral hat dazwischen keinen Platz und politische Ethik schon gar nicht. Nick McDonells dritter Roman „Ein hoher Preis“ ist reduziert wie ein Agententhriller und hat trotzdem eine Botschaft.

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Ein Geheimnis überkommener Wirklichkeit

Michela Murgia „Accabadora“, 176 Seiten, 17,90 €, Wagenbach, ISBN: 978-3803132260;

So eine schöne Sprache, ein kleines Buch, aber eine große Geschichte. Sardinien ist einfach anders, nicht das bekannte Italien. Michela Murgia erzählt eine ergreifende Geschichte von einer alten Schneiderin und deren Ziehtochter. „Meiner Mutter. Allen beiden“ heisst die Widmung der Autorin in ihrem fulminanten Debut.

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A für auserwählt oder A für Alles auf Anfang?

Douglas Coupland „Generation A“, 330 Seiten, 19,95 €, Klett-Cotta, ISBN: 978-3608501100;

Sein „Generation X“ vor 19 Jahren war Porträt einer ganzen Generation, ein genialer Versuch, dem Widerstand gegen Konsumwahn und Entmenschlichung eine junge Stimme zu geben und Vorbild für Apologeten wie Illies („Generation Golf“) und ähnliche. Nun also die Fortsetzung „Generation A“, eine irrwitzige Geschichte aus der globalisierten You-Tube-Welt.

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Ministerpräsident ohne Gedächtnis

Joachim Zelter „Der Ministerpräsident“, 188 Seiten, 18,90 €, Klöpfer & Meyer“, ISBN: 978-3940086839;

Bei Kabinett denkt er an Raritäten, nicht an Minister. Und von seiner Frau kennt er nur noch die Telefonnummer, weiß nicht mal, warum man eine Frau haben sollte und ob nicht ein Fahrrad sinnvoller wäre. Claus Urspring ist Ministerpräsident, und er hatte einen schweren Unfall, der ein zehntägiges Koma verursachte. Nun kümmern sich um ihn sein Mitarbeiter Julius März und andere Berater. Denen geht es aber vor allem um sich selber.

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Eine Geschichte von Leben und Tod

Michael Kleeberg „Das amerikanische Hospital“, 240 Seiten, 19,95 €, DVA, ISBN: 978-3421043900;

1991, zwei Menschen, deren Lebensläufe unterschiedlicher kaum sein könnten, begegnen sich in einem Pariser Krankenhaus: Hélène, Mittelstands-Französin, deren sehnlichster Wunsch es ist, endlich ein eigenes Kind zu haben, und David, ein amerikanische Soldat, der die Bilder des Grauens im ersten Irakkrieg nicht verdrängen kann. Keine Liebesgeschichte, eine Erzählung über Leben und Tod.

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Der Außenseiter hat keine Chance

Tristan Egolf „Kornwolf“, 430 Seiten, 26,80 €, Suhrkamp, ISBN: 978-3518420751;

Manche Künstler macht der Suizid unsterblich. Man denke an Kurt Cobain oder David Foster Wallace. Für den amerikanischen Schriftsteller und Musiker Tristan Egolf trifft das wohl nicht zu. Er hatte seinen Durchbruch noch nicht geschafft, als er sich 2005 erschoss. Schade:  „Kornwolf“, sein dritter, posthum auf deutsch erschienener Roman, verrät großes Potenzial.

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Vom Ende des amerikanischen Traums

Philip K. Dick „Stimmen der Straße“, 432 Seiten, 22 €, Liebeskind, ISBN: 978-3935890724;

Er galt schon in meiner Jugend als einer der wichtigsten amerikanischen Autoren. Damals aber waren nur seine Science-Fiction-Werke in Deutschland bekannt, die später verfilmten „Blade Runner“ zum Beispiel oder „Minority Report“. Tatsächlich konnte er auch ganz anders.

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Die Geheimnisse des Süden

Zora del Buono „Big Sue“, 192 Seiten, 18 €, Mare, ISBN: 978-3866481350;

Ach, wie sehr liebe ich doch diese Filme aus dem Süden der USA, aus Alabama, Florida und South Carolina, diese schwüle Atmosphäre, die hohe Emotionalität, die Geheimnisse. Die Schweizerin Zora der Buono scheint diese Sympathie zu teilen. Warum sonst hätte sie ihre Geschichte sonst in Savannah/Georgia spielen lassen.

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Inside der Lower East Side

Richard Price „Cash“, 528 Seiten, 19,95 €, S. Fischer, ISBN: 978-3100608109;

Wieder so ein Roman, der zeigt, dass es zurzeit kaum jemand so gut wie die Amerikaner  versteht, Geschichten zu erzählen und dabei ganze Universen aufblättern. Und so ist auch der vorgebliche Krimi „Cash“ weit mehr als nur eine Mordaufklärung. In seinem opulenten Bilderbogen erzählt Price wie der New Yorker Stadtteil Lower East Side funktioniert.

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Vom Leben und Sterben der Liebe

Rafael Yglesias „Glückliche Ehe“, 430 Seiten, 22,90 €, Klett-Cotta, ISBN: 978-3608937077;

Bald 30 Jahre sind Enrique und Margaret verheiratet. Eine glückliche Ehe. Nun aber ist ihre Zeit zu Ende, den Margaret ist unheilbar an Krebs erkrankt. Der 56-jährige New Yorker Yglesias hat mit dem lebensklugen Roman nach 13 Jahren ohne Veröffentlichung sich selbst und seiner 2004 verstorbenen Frau ein Vermächtnis gesetzt.

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