Das gnadenlose Ende der Liebe

Louise Erdrich „Schattenfangen“, 678 Seiten, 24,90 €, Suhrkamp, ISBN: 978-3518422267;

„Schattenfangen“ ist nicht mein erster Erdrich-Roman, aber zweifelsfrei der heftigste. Ein Psychothriller,  in dem die Täter zugleich Opfer sind. Es geht um das stärkste aller Gefühle: Aus Liebe wird Hass, und das Ende dieses Romans ist so richtig krass. Keine Auflösung, keine Versöhnung, wie halt das Leben so spielt.

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Aus dem Innersten der Vorstadt

Stephen Kelman „Pigeon English“, 297 Seiten, 19,90 €, Berlin, ISBN: 978-3827009753;

Als Jugendlicher stand ich auf Erkan & Stefan, die beiden türkisch-deutschen Freunde, die ein Sprachgemisch namens Kanak pflegten. So eine Sprache kennen auch die Briten: Pigeon English, und genauso heißt auch der Debütroman des Londoners Stephen Kelman. Er spielt, natürlich, im Migrantenmilieu.

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Die tiefen Geheimnisse einer idealen Familie

Jodi Picoult „Schuldig“, 416 Seiten, 19,95 €, Piper, ISBN: 978-3492050302;

In de Feuilletons der großen Zeitungen kommt Jodi Picoult selten vor. Sie gilt offenbar als trivial, dabei greift die amerikanische Bestsellerautorin nicht nur brisante Gegenwartsthemen auf, sie versteht es auch ihre Geschichten hinreißend zu erzählen. „Schuldig“ ist ihr aktuelles Werk.

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So schlimm kann Kindheit sein

John Burnside „Lügen über meinen Vater“, 384 Seiten, 19,99 €, Knaus, ISBN: 978-3813503159;

Sie erinnern sich bestimmt noch an diesen Iren (dessen Namen mit gerade nicht einfällt), der seinerzeit Weltruhm erlangte mit seinen Kindheitserinnerungen von Hunger, Alkohol und Gewalt. John Burnsides „Lügen über meinen Vater“ ist ein ähnliches Kaliber, nicht ausgestattet mit dem Anspruch eine unselige Wahrheit zu schreiben, aber mindestens ebenso kraftvoll und aufrüttelnd.

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Kiffen, stehlen und morden

Carlos Busqued „Unter dieser furchterregenden Sonne“, 192 Seiten, 17,90 €, Kunstmann, ISBN: 978-3888976780;

Ein Nachtrag zum Gastland 2010 auf der Buchmesse 2010: Carlos Busqueds Debütroman führt die Leser in eine furchterregende Geschichte in einer furchterregenden Gegend. Im „Chaco“, der Steppe ganz im Norden Argentiniens, lebt die Hoffnungslosigkeit und blüht die Kriminalität.

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Silberfischchen versus Spießbürger

Inger-Maria Mahlke „Silberfischchen“, 199 Seiten, 16,95 €, Aufbau, ISBN: 978-3351033095;

Wer mag schon Silberfischchen? Diese putzigen, kleinen Tierchen, die sich immer dann zeigen, wenn im dunklen Altbau-WC das Licht angemacht wird. Die Polin Jana Potulski ist auch so eine Art Silberfischchen, vor allem als sie dem pensionierten Polizisten Hermann Mildt an einer Bushaltstelle in Frankfurt/Oder über den Weg läuft. Zurück kann sie nicht, weil Ausweis und Tasche gestohlen wurden. Also folgt sie Mildt nach Hause.

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Die Tragik des Hindukusch-Einsatzes

Dirk Kurbjuweit „Kriegsbraut“, 336 Seiten, 19,95 €, Rowohlt, ISBN: 978-3871346613;

Wieder ein Journalist, der einen Roman geschrieben hat, aber Dirk Kubjuweit ist nicht irgend jemand. Der 48-Jährige leitet das Spiegel-Hauptstadtbüro und ist somit einer der profilitersten Kenner deutscher Politik. „Kriegsbraut“ ist sein Versuch, den deutschen Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan aus Sicht der Betroffenen, der Bundeswehr-Soldaten, zu erzählen.

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Rückkehr in eine vergangene Welt

Andrea Giovene „Das Haus der Häuser“, 356 Seiten, 19,90 €, Osburg, ISBN: 978-3940731364;

Dieses Buch war mal berühmt, vor 42 Jahren. Damals erschien das italienische Original und wurde beim internationalen Buchfestival in Nizza als bester europäischer Roman ausgezeichnet. Dann aber geriet „Das Haus der Häuser“ wieder in Vergessenheit, es passte einfach nicht in das Nach-68er-Europa. So kam es, dass dieser bemerkenswerte Roman jetzt erst ins Deutsche übersetzt und hierzulande veröffentlicht wurde, durch den ambitionierten Osburg-Verlag.

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Der Untergang des argentinischen Traums

Ricardo Piglia „Ins Weiße zielen“, 256 Seiten, 19,90 €, Wagenbach, ISBN: 978-3803132321;

Mord in der Pampa, was für eine Szenerie, was für ein Bild. Der argentinische Autor Ricardo Piglia hat einen Krimi vorgelegt, der mehr ist als das. Es geht um einen zwielichten Staatsanwalt, der seltsame Geschäfte tätigt, um einen umtriebigen Journalisten, einen Kommissar und den Tatverdächtigen, einen Japaner.

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Die Begegnung mit der auferstandenen Tochter

Monika Helfer „Bevor ich schlafen kann“, 224 Seiten, 17,90 €, Deuticke, ISBN: 978-3552061422;

Unglück muss man ernst nehmen, meint Josi, besonders wenn es das eigene ist. Josefine Bartok ist Psychiaterin und als solche eher mit einem kühlen Blick auf die Wirklichkeit gesegnet. Sie weiß aus der Praxis, was Unglück bedeutet, aber jetzt geht es um ihr eigenes: Erst bekommt sie Krebs und dann beichtet ihr Mann nach 20 Jahren Ehe, dass er schwul ist.

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