Die Armut ist greifbar

Sabine Krüger/Heinrich Kuhn „Armutszeugnisse – West-Berlin vor der Stadterneuerung in den sechziger Jahren“, 112 Seiten, 29,95 €, Edition Braus, ISBN: 978-3862280896;

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In meiner Jugend, in den 80er Jahren galt Berlin als megacool. Viele billige Wohnungen, Altbauten unsaniert und Neubauten mit Komfort. Dass dies – vor allem die Neubauten – Ergebnis eines großen Plans waren, der vor über 50 Jahren vom damaligen Regierenden Bürgermeister Willy Brandt ausgedacht wurde, war mir neu, bis zu diesem Buch.

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Der ganz andere Blick auf das Motiv

Boris Friedewald „Meisterinnen des Lichts“, 240 Seiten, Prestel, 34,95 €, ISBN: 978-3791346731;

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Sie waren schon immer eine Minderheit, dabei haben sie einen ganz besonderen Blick auf ihre Motive. Fotografinnen, Künstlerinnen mit der Kamera. Der Kunsthistoriker Boris Friedewald hat ihnen einen ganzen Bildband gewidmet.

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Was der Mensch ist

Georg Brunold „Nichts als der Mensch“, 800 Seiten, Galiani, 85 €, ISBN: 978-3869710747;

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„Vielgestaltig ist das Ungeheure, und nichts ist ungeheurer als der Mensch“, schrieb vor bald zweieinhalbtausend Jahren der Dichter Sophokles. Was also ist der Mensch? Das ist die zentrale Frage dieses opulenten, mehr als 800 Seiten stark, großformatigen Wälzers. Kürzer kann man sich diesem Thema wohl auch nicht widmen. Georg Brunolds Anthologie von menscherklärenden Textversuchen ist zwar schon vor gut einem Jahr erschienen, für mich aber das Buch des Jahres 2014 und eine wirkliche Empfehlung.

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Die Welt zerstört und neu geschaffen

Isabella Berr „Walking Dreams“, 127 Seiten, Hirmer, 49,90 €, ISBN: 978-3777420837;

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Heutzutage ist alles scharf. Selbst die babyfingernagelgroßen Objektive von Smartphones machen exakte Bilder. Was an Präzision fehlt, besorgen (HDR-)Filter. Die Künstlerin Isabella Berr ist den umgekehrten Weg gegangen. Sie setzt Unschärfe als Gestaltungsmittel an und produziert schemenhafte Fotos, die eher an abstrakte Gemälde erinnern als an realistische Momentaufnahmen.

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Ab morgen: Bildbände-Spezial

Kurz vor Weihnachten gibt es noch mal ein Bildbände-Spezial, das nun schon achte in der Geschichte des Lesenblogs. Vorstellen wollen wir ein paar interessante Bildbände und sonstige Neuerscheinungen, die als Geschenke sehr zu empfehlen sind, aus den Bereichen Wohnen, Kunst und Fotografie und als absoluten Höhepunkt Brunolds „Nichts als der Mensch“:

Piet Oudolf/Noel Kingsbury „Neues Gartendesign mit Stauden und Gräsern“ (Ulmer)
Isabella Berr „Walking Dreams“ (Hirmer)
Timothy O. Benson (Hrsg.) „Begegnungen – Hans Richter“ (Prestel)
Charlotte Seeling „Mode. 150 Jahre Couturiers, Designer, Marken“ (H.F. Ullmann)
Georg Brunold „Nichts als der Mensch“ (Galiani)
House Beautiful (Hrsg.) „350 Wohnideen“ (Callwey)
Manfred Lucenz/Klaus Bender „Ein Garten ist niemals fertig“ (Callwey)
Boris Friedewald „Meisterinnen des Lichts“ (Prestel)
Sabine Krüger/Heinrich Kuhn „Armutszeugnisse – West-Berlin vor der Stadterneuerung in den sechziger Jahren“ (Edition Braus)
Juliane Zimmer/Anne Zuber „Das große Wohnbuch“ (Callwey)
Jürgen Hohmuth „Berlin aus halber Höhe“ (Edition Braus)
Bank Austria (Hrsg.) „Fotografie im Fokus – Die Sammlung“ (Hirmer)
Edward Gorey „Ein fragwürdiger Gast“ (Lilienfeld)
Edward Gorey “Die Wasserblüte”, 64 Seiten (Lilienfeld)
Edward Gorey „Halloween/Geister“ (Diogenes)

Zwei ungleiche Brüder und der Mittelstand

A. M. Homes „Auf dass uns vergeben werde“, 672 Seiten, Kiepenheuer & Witsch, 22,99 €, ISBN: 978-3462046106;

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Mit Familiengeschichten hat die 1961 geborene Amerikanerin A. M. Homes viel Erfahrung. Die sind ihr Thema, nicht erst seit sie ihre eigene Geschichte als Adoptivkind, das von nichts wusste, niederschrieb („Die Tochter der Geliebten“, 2009). Damals zeigte sie auch schob, dass sie großer Humor auszeichnet. Der ist in ihrem jüngsten Buch über ein Brüderpaar sogar stilprägend. Eine Geschichte aus dem puren Leben.

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Von wegen Krimi, Katze, Können

Sibylle Lewitscharoff „Killmousky“, 223 Seiten, 19,95 €, Suhrkamp, ISBN: 978-3518423905;

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Ach, Frau Lewitscharoff. Was haben Sie nur angestellt? Selbst aus der Distanz eines halben Jahres waren ihre Thesen zur künstlichen Befruchtung purer Unfug und menschenfeindlich noch dazu, und dann veröffentlichen Sie auch noch so einen Roman, einen Katzenkrimi. Geht’s noch? Wir sind ja nun wirklich besseres von Ihnen gewöhnt.

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Die Wahrheit über die Westbank

Assaf Gavron „Auf fremdem Land“, 544 Seiten, 22,99 €, Luchterhand, ISBN: 978-3630874197;

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Als Nachrichtenjunkie muss man sich immer wieder wundern: Warum gibt es im Nahen Osten keinen Frieden? Warum provoziert Israel die Palästinenser immer wieder, in dem es die besetzten Gebiete nicht freigibt? Warum? Warum? Warum? Aaron Gavron liefert eine Lösung, aus der Innensicht. Ein weiteres kluges Buchs des Autors von Hydromania.

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Selbstverliebte Linke

Jonathan Lethem „Der Garten der Dissidenten“, 476 Seiten, Klett-Cotta/Tropen, 24,95 €, ISBN: 978-3608501162;

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Die Frage ist in der Tat spannend. Kann es nach der Entmystifizierung Stalins, noch mehr: kann es nach dem geradezu rückstandsfreien Zusammenbruch des Ostblocks noch mal so etwas wie einen Kommunismus geben? Der vielgerühmte Autor Jonathan Lethem sucht nach einer amerikanischen Antwort. Dieser Zugang ist eher seltsam.

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Furor menschlicher Unzulänglichkeit

Evgeny Morozov „Smarte neue Welt“, 656 Seiten, 24,90 €, Blessing, ISBN: 978-3896674760;

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Nein, Morozov, der Vordenker, träumt nicht davon, dass das Internet die Weltr rettet. Im Gegenteil, er denkt bereits über die Digitalisierung hinaus und fürchtet allerlei negative Entwicklung. Der Titel seines aktuellen Buchs erinnert nicht ohne Grund an Huxleys „Schöne neue Welt“.

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