Über Joachim

Es gibt auch lesenswerte Bücher, die nicht in den Spiegel- und Focus-Bestsellerlisten auftauchen. Ein paar davon findet ihr hier. Lest selbst ...

Drei Ebenen eines missliebigen Lebens

J. M. Coetzee „Tagebuch eines schlimmen Jahres“, 288 Seiten, 19,90 €, S. Fischer, ISBN: 978-3100108340;

Vielstimmigkeit bekommt eine neue Bedeutung. Bei dem neuen Roman des Nobelpreisträgers Coetzee muss der Leser ernst nachdenken, wie er das Werk bewältigt. Denn erst zwei, dann drei Erzählstränge laufen buchstäblich parallel, optisch getrennt durch eine Querlinie.

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Vom Scheitern einer ganzen Generation

Bernhard Schlink „Das Wochenende“, 240 Seiten, 18,90 €, Diogenes, ISBN: 978-3257066333;

Das Vorbild ist unverkennbar Christian Klar, jener RAF-Terrorist, der – erinnern Sie sich noch? – im letzten Jahr nach langer öffentlicher Debatte nicht nach langer Haftstrafe vorzeitig begnadigt wurde. Jörg, die Hauptfigur von Bernhard Schlinks neuestem Roman, kommt frei – und trifft sich an seinem ersten Wochenende mit alten Freunden – eine Abrechnung.

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Eintauchen in den kirgisischen Alltag

Judith Beyer/Roman Knee „Kirgistan – Ein Bildband über Talas“, 224 Seiten, 39,90 €, Hirmer, ISBN: 978-3777438054;

Provinz hat in Deutschland immer irgendwie einen negativen Klang – rückständig zum Beispiel oder borniert. Aus unserer Sicht ist die zentralasiatische Republik Kirgisien Provinz. Und die dortige Provinz Talas ist Provinz für die Provinz. Für die dort lebenden Menschen wiederum ist Talas der Mittelpunkt ihres Lebens. Die Ethnologin Judith Beyer vom Max-Planck-Instititut und Fotograf Roman Knee haben mit den Einheimischen den Alltag geteilt. Eine Liebeserklärung!

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Eine Odyssee von Ost nach West

Sherko Fatah „Das dunkle Schiff“, 440 Seiten, 22 €, Jung und Jung, ISBN: 978-3902497369;

Jetzt stehen sie wieder im Fokus. Nach der Entführung von drei bayerischen Bergsteigern am Berg Ararat in der Türkei machen die Kurden wieder Schlagzeilen. Im Mittelpunkt des neuen Romans des Deutsch-Irakers Sherko Fatah steht indes nicht das Kurdenthema (auch wenn der Held Kurde ist), sondern der islamische Extremismus.

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Preußens Maler, Chronist des 19. Jahrhunderts

Adolph Menzel „Radikal Real“, 240 Seiten, 39,90 €, Hirmer, ISBN: 978-3777441757;

Zu Zeiten, als es noch keine Fotografie gab, bildeten Künstler die Wirklichkeit ab. Der Hypo-Kulturstiftung in München verdanken wir die Wiederentdeckung eines der bedeutendsten Malers und Zeichners des 19. Jahrhunderts. Der Titel der Ausstellung „Radikal Real“ offenbart die hohe Qualität des als bedeutendster Realist gewürdigten Künstlers. Wer die Ausstellung nicht besuchen kann, dem sei der bei Hirmer erschienene Katalog empfohlen.

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Kein Heil in der virtuellen Welt

Tim Guest „Die Welt ist nicht genug“, 364 Seiten, 19,90 €, Rogner & Bernhard, ISBN: 978-3807710419 (erhältlich über www.zweitausendeins.de);

Was ist Realität? Was Fiktion? Ist das ganze Leben wirklich so, wie es scheint. Spätestens seit der unvergleichbaren „Matrix“-Trilogie stellen wir uns diese Frage. Inzwischen hat das Leben uns eingeholt. „Second Life“ ist für viele der Ersatz für wirkliche Probleme. Der Journalist Tim Guest ist in diese Welten eingetaucht.

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Vom Suchen und Finden der Heimat

Jenny Erpenbeck „Heimsuchung“, 190 Seiten, 17,95 €, Eichborn, ISBN: 978-3821857732;

Heim, Heimat, Haus – Heimsuchung. Was für ein Buchtitel. Hier steckt alles drin, die Zuflucht genauso wie das Unglück. Jenny Erpenbeck, Kind der DDR, konzentriert eine Jahrhundertgeschichte auf ein einziges Gebäude. Zwölf Lebensgeschichten, verbunden durch ein Haus am idyllischen Scharmützelsee, nicht weit von Berlin.

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375, die Spur eines verdrängten Lebens

Marc Buhl „Drei Sieben Fünf“,  280 Seiten, 19,95 €, Eichborn, 978-3821857824;

Das ehemalige Stasi-Untersuchungsgefängnis Hohenschönhausen ist einer der Berliner Orte, die mich immer wieder anziehen. Nirgendwo sonst in dieser großen Stadt wird das Unrecht der DDR-Zeit so greifbar, wie an diesem Ort des Unrechts, diesem Museum des Schreckens.

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Michael Stipe in allen Lebenslagen

Michael Stipe/David Belisle (Fotos) „R.E.M. – Hello“, 192 Seiten, 49,90 €, Schwarzkopf & Schwarzkopf, ISBN: 978-3-89602-841-9;

Schon oft hieß es, R.E.M., also Ar.Ih.Em., sind Vergangenheit, tot, erledigt. Und dann brachten sie wieder ein neues Album heraus und zeigten sich wandelbarer als so ziemlich jede andere Band. 30 Jahre lang geht das nun schon so. Jetzt ist „Accelerate“ erschienen, Michael Stipe und seine Freunde sind wieder auf Tournee, und Schwarzkopf & Schwarzkopf hat diesen prächtigen Bildband herausgegeben.

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Vom Spießerkind zum „Gottvater des Punk“

Paul Trynka „Iggy Pop“, 528 Seiten, 29,90 €, Rogner & Bernhardt, ISBN: 978-3807710396 (erhältlich bei www.zweitausendeins.de);

James Osterberg jun. ist schon 61, er hatte bisher ein bewegtes Leben, und darum sind 520 Seiten Biografie durchaus okay. Schon gar, wenn man weiß, das Osterberg als Iggy Pop bekannt ist oder schlicht als „Gottvater des Punk“. Ein ungewöhnliches Werk über einen ungewöhnlichen Musiker.

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