Über Joachim

Es gibt auch lesenswerte Bücher, die nicht in den Spiegel- und Focus-Bestsellerlisten auftauchen. Ein paar davon findet ihr hier. Lest selbst ...

Die 5 und die 7 finden nie zueinander

Paolo Giordano „Die Einsamkeit der Primzahlen“, 368 Seiten, 19,95 €, Blessing, ISBN: 978-3896673978;

Primzahlen

Primzahlen, war da nicht mal was? Der italienische Literaturaufsteiger Paolo Giordano hat Physik studiert und an einer renommierten italienischen Autorenschule gelernt. Er weiß also, wie man Bestseller konstruiert in Zeiten, in denen die Geschichten, die das Leben schreibt, hauptsächlich in Fernsehserien dargestellt werden. Dramaturgisch wohlfeil ist jedenfalls, dass es jeweils nur ein einziger Tag ist, der das Leben der beiden Protagonisten aus der Bahn wirft.

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Von der Langeweile und langen Sätzen

Thomas Kunst „Strandkörbe ohne Venedig“, 144 Seiten, 14,90 €, Plöttner, ISBN: 978-3938442722;

Kunst_Venedig

Ein Buch mit CD, ein Buch mit Soundtrack. Thomas Kunst, 45-jähriger Schriftsteller aus Stralsund, übt sich in ausgefallenen Formen. Und so wie die Musik auf der Begleit-CD, so fließt auch „Strandkörbe ohne Venedig“ dahin. In endlosen Schachtelsätzen strömt die Lebens- und Gefühlswelt des Lektors Bengt Claasen.

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Aus dem Gejagten wird ein Jäger

William Boyd „Einfache Gewitter“, 448 Seiten, 25 €, Berlin, ISBN: 978-3827008787;

Boyd

Was zeichnet einen Thriller aus: Dass er vorgebliche Zufälle kalkuliert einsetzt? Dass er eine Botschaft hat, und spannende Geschichten erzählt, in denen unbescholtene Menschen in lebensbedrohende Situationen geraten? Ja, so geht das bei William Boyd. „Einfache Gewitter“ ist der zehnte Roman des in Ghana geborenen schottischen Autoren, der mit „Erbarmungslos“ internationale Bekanntheit erlangte.

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Ich, Andreas, und ein Spiel mit Liebe und Sprache

Andreas Unterweger „Wie im Siebenten“, 137 Seiten, 18 €, Droschl Literaturverlag, ISBN: 978-3854207573;

Ein leichtes Buch zu schreiben, ist schwer. Und leicht ist dieses Buch keinesfalls, mit seiner kunstvollen, teilweise verschwurbelten Sprache, seinen ständigen Wiederholungen, diesem „ich, Andreas“. Als Leser muss man sich Zeit nehmen, um die Geheimnisse zu erkennen.

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Ein Happy End wäre unangemessen

A. L. Kennedy „Was wird“, 224 Seiten, 19,90 €, Wagenbach, ISBN: 978-3803132239;

Schriftsteller sollen nicht nur schreiben, sie sollen sich auch melden. Anders ausgedrückt: Sie müssen sich einmischen. A. L. Kennedy, kurz ALK, ist so eine Art Idealtypus für diese Schriftsteller-Kategorie. Die 45-jährige Schottin argumentiert vehement gegen den Irakkrieg und nutzt dazu Demonstrationen, Zeitungskolumnen und ihr Talent als Kabarettistin. Auch in „Was wird“ hält sie den Briten den Spiegel vor.

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Vier Beine sind zwei zu viel

Nina Jäckle „Nai – oder was wie so ist“, 89 Seiten, 14,90 €, Klöpfer & Meyer, ISBN: 978-3940086440;

Ein irritierendes Buch: Keine erzählte Geschichte, kein Rundheurm, nur Nai, die Titelheldin, die in kindlicher Weise reflektiert. Sparsam wie so manche moderne Kunst ist diese Geschichte – und ich bin leider mit ihr so gar nicht warm geworden.

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Die spätrömische Dekadenz, aber tatsächlich

Alexander Schimmelbusch „Blut im Wasser“, 126 Seiten, 16,90 €, Blumenbar, ISBN: 978-3936738582;

Westerwelles idiotisches Wort von der spätrömischen Dekadenz, bei dieser Geschichte wäre es angemessen gewesen. Alex und Pia haben alles und sind doch zwei bedauernswerte Menschen, bei denen die Vielfalt des Lebens ausgehöhlt wurde durch materiellen Reichtum. Eine beeindruckende, kurze Geschichte über die Sinnlosigkeit.

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Rohlinge gibt’s auf der einen und der anderen Seite

Claire Beyer „Rohlinge“, 157 Seiten, 17,90 €, Frankfurter Verlagsanstalt, ISBN: 978-3627001636;

Beyer_Rohlinge

„Rauken“, das nun schon zehn Jahre alte Debüt der württembergischen Schriftstellerin Claire Beyer hatte mich damals sehr beeindruckt. Und „Rohlinge“, ihr neuestes Werk. Es wird beyer voll gerecht, eine Gegenwartsgeschichte aus Deutschland, jenem Land, das zwar längst ein Einwandererland ist, aber unter keinen Umständen mit den Einwanderer was zu tun haben möchte.

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War der 17. Earl of Oxford der echte Shakespeare?

Kurt Kreiler „Der Mann, der Shakespeare erfand“, 595 Seiten, 29,80 €, Insel, ISBN: 978-3458174523;

Wer hätte das gedacht? William Shakespeare war gar nicht William Shakespeare. Hinter dem bekanntesten englischen Dichter aller Zeiten verbarg sich in Wirklichkeit Edward de Vere, der 17. Earl of Oxford. Wer das behauptet? Der Publizist Kurt Kreiler. Und er offeriert diese These, 400 Jahre nachdem alles geschah, höchst schlüssig und interessant zu lesen.

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Die Zeit am Fenster, vergangen und noch nicht

Richard Obermayr „Das Fenster“, 24 €, 298 Seiten, Jung und Jung, ISBN: 978-3902497703;

Es ist, was es ist – oder doch nicht. Ist wahr, was wir glauben, dass wahr ist. Und was ist die Zeit wirklich? In diesem kunstvollen, sprachgewaltigen Roman gibt es zwar keine Handlung, aber einen Ich-Erzähler, einen Schuss, eine Mutter, die aus dem Fenster sieht und Klavier spielt und deren Mann, den Vater.

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