Eberhard Rathgeb, „Schwieriges Glück“, 160 Seiten, 14,90 €, Hanser-Verlag, ISBN: 978-3446209435;

„Männer und Frauen – was für ein Wahnsinn“, zu diesem Schluss sind schon viele Autoren gekommen. Eberhard Rathgeb, Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, nähert sich diesem Punkt von einer ungewöhnlichen Warte an.

Sein Thema ist die Vaterliebe, dieses Gefühl, für das uns buchstäblich die Worte fehlen. Oder wie Rathgeb schreibt: Alle sprechen vom Problem der Frauen, Kind und Arbeit zusammenzubringen. Dass auch Väter in diesem Konflikt leben, ist gesellschaftlich nicht anerkannt.

Rathgebs „Versuch über die Vaterliebe“, so der Untertitel seines Büchleins, ist ein interessantes Buch. Er erzählt von Müttern und Vätern, die irgendwann keine Paare mehr sein wollen und dabei keine Rücksicht nehmen auf das größte Wunder, das sie geschafft haben – auf ihre Kinder.

Sie trennen sich einfach so, stolpern in die nächste Beziehung, suchen etwas Neues, was sie nicht finden können, weil sie es nicht geschafft haben, sich mit dem vorherigen auseinanderzusetzen. Rathgeb schreibt sehr persönlich, in altmodisch langen, kunstvollen, aber immer verständnisvollen Sätzen.

Er schreibt von seinem eigenen Vater, der – vorgeblich – vor lauter Arbeit für ihn nie Zeit hatte. Und er schreibt von sich, der eine ganz andere, intensive Beziehung zu seiner Tochter lebt – und ihr dennoch nicht gerecht werden kann, weil er immer wieder wegen seiner Arbeit tagelang unterwegs ist.

Der dänische Philosoph Sören Kierkegaard hat’s vor 150 Jahren schon gewusst: „Entsetzlich, den Leichtsinn und die Gleichgültigkeit und die Sicherheit zu sehen, womit man Kinder erzieht: und doch ist jeder Mensch wesentlich, was er bleibt, wenn er zehn Jahre alt ist.“

Ein Buch nicht nur für Väter, für solche, die Vaterglück empfinden und solche, die noch herausfinden, was es ist.

Bewertung: ****

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