Manfred Beier „Alltag in der DDR: So haben wir gelebt“, 288 Seiten, 19,95 €, Fackelträger, ISBN: 978-3771644673;
20 Jahre sind es jetzt, dass die DDR unterging und mit ihr die Alltagskultur der sozialistischen Republik. Wie war das so in Ostdeutschland? Wie lebten die Menschen jenseits der Propaganda ihrer Staatsführung? Der Lehrer Manfred Beier (1927-2002) hat rund 60.000 Fotografien gesammelt, das größte Privatarchiv der DDR. Erst nach seinem Tod entdeckten es seine Söhne und sicherten es der Nachwelt.
Ohne Bücher wie dieses wäre die DDR sicher bald vergessen – natürlich nicht von den Opfern des Regimes, aber auch deren Lebenszeit ist endlich. Nicht so die dieser Fotosammlung, die Beiers Söhne Wolfram und Nils inzwischen dem Bundesarchiv übergeben haben.
Den ersten Teil bilden die Familienbilder, aus den 50er Jahren aufwärts. Frauen und Männer beim Kartenspiel, beim Frisieren, Spielen und Tanzen, das Wohnzimmer und die Küche – kein Unterschied zwischen Ost und West. Der präsentiert sich höchstens außerhalb der eigenen vier Wände beim Spaziergang durch die Plattenbausiedlung.
Aber es gibt die Unterschiede: Junglehrer Beier fotografierte die Mai-Umzüge zu Ehren Stalins, kollektives Kartoffelschälen, die vormilitärische Ausbildung kleiner Jungs, die „Brause“ bei der Klassenfahrt und die Schülerdemo anno 1952; Slogan: „Weg mit Adenauer!“
Manfred Beier war viel unterwegs, davon zeugen Stadtansichten, die in chronologischer Folge ein Zeugnis ablegen vom Aufschwung in der DDR: amüsant etwa die „Bunte Stube“ in der Künstlerkolonnie an der Ostsee, die Straßenbahn vor dem Kaufhaus „Konsum“ in Erfurt oder die heruntergekommenen Zeiss-Werke in Jena.
Viel rumgekommen ist der Fotograf auch bei seinen Dokus des Berufsalltags in der DDR. Er war in der Backstube, im Möbelladen, beim Zahnarzt und auf dem Feld. Und wie immer sind es die Randaspekte, die die Bilder so interessant machen.
Ein Muss für all jene, die wissen wollen, wie es wirklich war, damals mit der DeDeEr.
Bewertung: *****
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