Toby Lester „Der vierte Kontinent – Wie eine Karte die Welt veränderte“, 560 Seiten, 39,90 €, Berlin, ISBN: 978-3827007322;

Fasziinierend. Bis zur Entdeckung Amerikas, das urspünglich irrtümlich für Indien gehalten wurde,gingen die Menschen davon aus, dass die Welt aus drei Teilen besteht, aus Europa, Asien und Afrika. Der deutsche Kartograf Martin Waldseemüller veränderte die Welt, als er 1507, keine 20 Jahre nach der Entdeckung Amerikas die erste Karte dieses vierten Kontinents zeichnete. Er hielt sich an die Berichte des Seefahrers Amerigo Vespucci, der die südamerikanische Ostküste erkundet hatte, und nannte ihm zu Ehren den neuen Erdteil „America“.

Eine faszinierende Geschichte, die der Bostoner Autor Tony Lester hier nachvollzogen hat und zwar sehr gündlich. Denn die Ursprünge der Waldseemüller-Arbeit gehen zurück in eine mittelalterliche Welt, in der Mönche das Wissen der Welt bewahren. Dies änderte sich an der Schwelle zum 16. Jahrhundert, durch die wenige Jahrzehnte zuvor erfolgten Erfindung des Buchdrucks.

Die humanistisch geprägten Mönche lebten noch in einer Welt, die von griechischen Vorstellungen bestimmt war. Aber sie wollten mehr, viel mehr und nahmen jahrelange Arbeit an, um die Erkenntnisse Vespuccis, der sich als Entdecker Amerikas ausgab, in einer Karte niederzulegen.

Während die in einer Auflage von 1000 Stück gedruckte Karte nach und nach verschollen ging, hielt deren Wirkung an, und das Geheimnis um die Erschaffer wurde immer größer. Alexander von Humboldt war es, der Martin Waldseemüller und dessen aus dem Elsaß stammenden Gelehrten-Kollegen Matthias Ringmann als Erschaffer enttarnte. Heute gibt es nur noch ein einziges Exemplar der Karte. 2007 übergab es Bundeskanzlerin Merkel an die Kongress-Bibliothek in Washington.

Ein Buch für historisch interessierten Menschen, die einfach mehr wissen wollen. Noch dazu ist Lesters famoses Werk außerordentlich ausgestattet: hochwertiges Papier, viele Illustrationen und natürlich ein Faksimile der Karte.

Bewertung: *****