Ricardo Piglia „Ins Weiße zielen“, 256 Seiten, 19,90 €, Wagenbach, ISBN: 978-3803132321;
Mord in der Pampa, was für eine Szenerie, was für ein Bild. Der argentinische Autor Ricardo Piglia hat einen Krimi vorgelegt, der mehr ist als das. Es geht um einen zwielichten Staatsanwalt, der seltsame Geschäfte tätigt, um einen umtriebigen Journalisten, einen Kommissar und den Tatverdächtigen, einen Japaner.
Wir sind tatsächlich in der argentinischen Provinz: „Tod eines Yankees“ titelt denn auch die Lokalzeitung, als der aus New York stammende Glücksritter Tony Durán tot in einem Hotelzimmer aufgefunden wurde, in dem er Tage und Nächte mit zwei Zwillingsschwestern in einer Menage à trois verbracht hatte.
Wer also war der Mörder? Puglia spielt die Geschichte genussvoll durch, erzählt alle möglichen Varianten und entkleidet eine ganze Stadt: Korrupter Landhandel, der Niedergang der alten Wirtschaft, illegale Geldgeschäfte. Dazu noch die reiche Familie, die die Fäden zieht und der schon genannte obskure Staatsanwalt, der die Ermittlungen in seine Richtung zu beeinflussen sucht.
Von wegen Krimi. Ricardo Piglia nutzt hier die Fassade, um eine politische Geschichte über den Niedergang seines Heimatlands zu erzählen. Man merkt aber, dass der 70-Jährige auf ein Publikum zielt, dass nicht aus Südamerikan kommt. Darum erklärt er viel und lässt wenig im Dunklen. Das kommt dann manchmal doch etwas zu pädagogisch daher.
Ein kleiner Makel nur bei einem ansonsten sehr lesenswerten Roman
Bewertung: ****