Miriam Meckel „Brief an mein Leben – Erfahrungen mit einem Burnout“, 224 Seiten, 18,95 €, Rowohlt, ISBN: 978-3498045166;
Ich „folge“ Frau Meckel auf Twitter: Kein Medium zur Entschleunigung. Dabei hätte es die Frau Professor dringend nötig, diese Entschleunigung. Immerhin wäre die Medienwissenschaftlerin an den sich überschlagenden Medien fast zerbrochen. „Burnout“ hieß die Diagnose. Miriam Meckel hat ihre Schlüsse daraus gezogen und einen „Brief an mein Leben“ geschrieben.
„Wir können uns einen Lebensweg als eine Leiter vorstellen, deren Stufen man Schritt für Schritt erklimmt. Manchmal bricht eine Sprosse ein, manchmal muss man länger auf einer Stufe pausieren und manchmal klettert man einfach wieder runter, weil es oben gar nicht so schön ist“, das schreibt Meckel auf ihrer Homepage.
Bekannt wurde die 1967 geborene vormalige Fernsehredakteurin und Hochschullehrerin als parteilose Staatssekretärin in Nordrhein-Westfalen (2001 bis 2005), vor allem aber durch ihre Partnerschaft mit Anne Will. Das Leben auf der Überholspur mit 250 E-Mails am Tag und 40.000 Flugkilometern im Jahr ging auf Dauer nicht gut. Irgendwann klappte sie zusammen, versagte ihr vor zwei Jahren der Körper den Dienst. Diagnose: Burnout.
Ganz offen schildert sie ihr Leiden, das bis heute tabuisiert ist in unserer auf Leistung getrimmten Welt. „Man muss schon aufpassen, dass man sich ein bisschen pflegt. Immer nur vier Stunden schlafen, das kann nicht funktionieren“, schrieb sie bereits 2001 auf der Höhe der Popularität und ohne zu wissen, um was es wirklich ging.
Sie macht eine stationäre Therapie und tritt Selbsthilfegruppen bei. Sie übt sich im Yoga und lernt Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Hörsturz, kaputter Magen, Konzentrationsprobleme, tiefe Erschöpfungszustände – dagegen half nur einen Gang zurückschalten und als Therapie ein Buch zu schreiben.
Das soll nun auch anderen Betroffenen helfen. Denn Meckel spricht ein Problem an, das in unserer Leistungsgesellschaft tabuisiert wird. Ob sie wirklich umsetzt, was sie gelernt und erfahren hat, wer weiß das schon? Miriam Meckel bleibt eine öffentliche Frau.
Bewertung: ****
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