Fabio Stassi „Die Trophäe“, 304 Seiten, 19,90 €, Kein & Aber, ISBN: 978-3036955407;
Noch ein Tag, dann steht fest, ob es Deutschland wieder ins WM-Finale schafft. Noch fünf Tage, dann entscheidet es sich: Spanien, Holland, Uruguay oder Deutschland? Der Weltmeister-Pokal ist jedenfalls nicht mehr der alte. Die „Coupe Rimet“ durften die Brasilianer nach dem dritten Gewinn 1970 behalten. Um die „schöne Frau“, die Modell stand, geht es in diesem Roman.
Vor der WM 1966 – richtig die, in der die Deutschen wegen des Wembley-Tors verloren – wurde die Coupe Jules Rimet gestohlen. Rigoberto Aguyar Montiel, Held dieses Romans, behauptet, der Täter gewesen zu sein. Das Motiv war Liebe. Liebe zu der Andalusierin Consuelo, die für den Pokal Modell gestanden hatte und unter ungeklärten Umständen verschwand.
Consuela war zwischen den Kriegen die Muse berühmte Männer, eine Unberührbare. Hemingway widmete ihr seinen Roman „Fiesta“. Sie war stark, dank perfekter Schönheit und großen Stolzes. Und dann ist sie weg, spurlos verschwunden. Rigoberto läuft fortan einem Mythos hinterher.
Er reist von Weltmeisterschaft zu Weltmeisterschaft. Wenn schon nicht die Schöne, so soll ihm wenigstens der Pokal gehören. Als Sportjournalist getarnt, reist er in den 30er-Jahren ins faschistische Italien, in den 50-er Jahren nach Kuba und erlebt den Aufbruch im London der 60er-Jahre.
Der Fußball als Medium der Völkerverbindung und als Symbol für all die Mythen und die Sehnsüchte des vorigen Jahrhunderts. Rigoberto erzählt als alter Mann seine Geschichte, und die Leser halten den Atem an. Eine originelle Geschichte – genau passend zur laufenden WM, die Deutschland in einen kollektiven Taumel versetzt hat.
Bewertung: ****