Hansjörg Schertenleib „Das Regenorchester“, 234 Seiten, 19,95 €, Aufbau, ISBN: 978-3351032371;
Hansjörg Schertenleib ist so ein Wanderer zwischen den Welten. Der 51-Jährige, einer der bekanntesten Schweizer Autoren, lebt abwechselnd in Zürich und in Irland. Diesen Kultursprung hat er auch in seinem neuesten Buch thematisiert – eine zauberhafte Geschichte von Nähe und Vertrauen.
Die 60-jährige Irin Niamh hat ein bewegtes Leben. Sie bittet den Schweizer Schriftsteller Sean, ihr zuzuhören, wenn sie ihre Geschichte erzählt, und sie dann aufzuschreiben. Sean, gerade von seiner Frau verlassen, lässt sich darauf ein. Während der langen Gespräche kommen sich die beiden näher und Sean erfährt von einem Leben, das mit seinem so gar nichts zu tun hat. Oder doch?
Sie erzählt von ihrer vielköpfigen Familie, vom Tod des Bruders, von einer verratenen Liebe, von einem nie gekannten Kind. Ihre Geschichte weist Sean einen Weg und gibt ihm den Mut, einen Neubeginn zu wagen. Der Roman ist autobiografisch gefärbt, gibt es doch Parallelen zum Leben des 50-jährigen Schriftstellers, der vor zwölf Jahren nach Irland auswanderte und vor vier Jahren von seiner Frau geschieden wurde – „eine Geschichte, «von der ich wusste, dass ich sie mir von der Seele schreiben musste“, wie er in einem Interview sagte.
„Das Regenorchester“, das auf die vielfältigen Melodien des in Irland so allgegenwärtigen Niederschlags hindeutet, ist ein gefühlvolles und zurückhaltendes Büchlein, gegriffen aus der Mitte des Lebens und ein Plädoyer für das Schöne und Schlichte. Ein Kontrapunkt zu tristen Novembertagen.
Bewertung: ****
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