Brigitte Kronauer „Zwei schwarze Jäger“, 286 Seiten, 21,90 €, Klett-Cotta, ISBN: 978-3608938852;
„Einfälle über die Welt haben“, so heißt es irgendwann über Gräfin Aurora von Königsmark, und dieser Satz ist ein Schlüsselsatz im neuesten Roman der sprachgewaltigen Brigitte Kronauer. Sie offenbart uns in diesem fantasiesprühenden Roman ein Sammelsurium an Personen, bei dem man leicht den Überblick verlieren kann. Zur Not hilft ein Blick in das Personenverzeichnis.
Wie das Leben so ist: Am Anfang ist alles in bester Ordnung, aber dann zerbricht nach und nach dieser ganze Mikrokosmos. Es geht um die Schriftstellerin Rita Palka, die aus ihrem neuen Buch liest – es heißt „Zwei schwarze Jäger“ – und um einen Leseabend in einem Schloss, an dem nicht alles glatt läuft, freundlich formuliert.
Dieses Buch im Buch ist zwar nicht neu, aber in diesem Fall wohl gelungen. Denn Palka wird Teil ihrer Erzählung, auch wenn nur „acht Camouflagezuhörer“ und der Schlossverwalter. Die Bronzeskulptur der Schwarzen Jäger, die in der römischen Villa Borghese steht, wird für alle beteiligten zum Symbol ihrs eigenen Lebens, ihrer wahren Probleme.
Kritiker verglichen dieses Panoptikum schon mit „Short Cuts“, jenem genialen Episodenfilm von Robert Altman, der das Westküsten-Amerika der 90er Jahre charakterisiert hatte. Und so setzt Brigitte Kronauer nun den deutschen Dekadenzen und Depressionen des Nuller-Jahrzehnts ein literarisches Denkmal und das auch noch auf eine sehr erfrischende Weise mit einer überbordenen Freude am Jonglieren mit Sprache.
Dieser Roman ist ein mal boshaftes, mal sympathisierendes Welttheater. Er fängt den Leser ein und lässt ihm Platz für eigene Geschichten, mit denen er die Episoden von „Zwei schwarze Jäger“ vervollständigen darf. Glänzend!
Bewertung: *****
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