Die Kannibalen sind doch die guten

Torsten Krol „Kleine Kannibalen“, 432 Seiten, 22,95 €, Blessing, ISBN: 978-3896674050;

Krol_Kannibalen

Ein 16-Jähriger wird erwachsen. Die Umstände sind allerdings alles andere als normal. Es ist 1946, Erich Lindens Vater ist im Krieg gefallen, die Mutter ist mit dem Halbwüchsigen und dessen Bruder Zeppi (12) auf dem Weg in ein neues Leben nach Südafrika, wo sie ihren Schwager heiraten will. Gemeinsam fangen sie im Dschungel neu an – es wir turbulent.

Onkel Klaus ist nicht, der er vorgibt zu sein, das erfährt Erich sehr bald. Statt ein Verfolgter der Juden zu sein, war er ein Nazi-Verbrecher. Unterschlupf hat Klaus, Angestellter einer Ölgesellschaft, bei den Yayomi im Dschungel des Orinoko gefunden.

Die Indianer wiederum kennen Weiße bisher nicht, außer den Ethnologen Gerhardt. Der wiederum entpuppt sich als aus Deutschland geflüchteter Jude. Überleben bei den „Wilden“ ist allerdings nur möglich, weil die die Neuankömmlinge als Gottgleiche veehrt.

Nichts ist also, wie es scheint in dieser turbulenten Geschichte. Es geht um Mord, um Drogen und um Sex, um den Glauben der Yayomi und des Westens, um Märchen und um Politik. Und für Erich wird der Feind zum Freund und der Freund zum Feind.

Man kann dieses Buch als Abenteuergeschichte lesen, oder auch – sozusagen auf der Metaebene – als „Clash of civilisations“. Auf der einen Seite die Yayomi, die mit der Natur leben und an Geister glauben, auf der anderen Seite die Flüchtlinge aus dem Westen, gescheitert und gestrandet. Und dazu noch ein Klaus, der an eine Hierarchie der menschlichen Rasse glaubt.

So spannend wie dieser Konflikt, so spannend ist auch die Frage nach dem Autor des Romans: Keiner kennt den im amerikanischen Englisch schreibenden Torsten Krol, nicht mal sein Verlag, mit dem er lediglich per E-Mail verkehrt. Angeblich wohnt er im australischen Outback.

Den Spekulationen nach verbirgt sich hinter dem deutsch klingenden Pseudonym übrigens Stephen King. Eines der Indizen: Krol bedeutet im polnischen ebenso König wie King im englischen. Ganz gleich, wer oder was der Autor ist, das Buch ist lesenswert und unterhaltsam.

Bewertung: ****


Short URL for this post: http://bit.ly/d1ashh
Diesen Beitrag bookmarken bei Diese Icons verlinken auf Bookmark Dienste bei denen Nutzer neue Inhalte finden und mit anderen teilen können.
  • MisterWong
  • Y!GG
  • Webnews
  • del.icio.us
  • Facebook
  • Technorati
  • Google Bookmarks
  • YahooMyWeb
  • TwitThis
Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Roman von Joachim. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

Über Joachim

Es gibt auch lesenswerte Bücher, die nicht in den Spiegel- und Focus-Bestsellerlisten auftauchen. Ein paar davon findet ihr hier. Lest selbst ...

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert