Ein Gelehrter zwischen West und Ost

Oguz Atay „Der Mathematiker“, 304 Seiten, 19,90 €, Union (Türkische Bibliothek), ISBN: 978-3293100169;

Mathematiker

Die Literatur der Türkei birgt noch viele Schätze. Stück  für Stück werden sie nun vom Schweizer Unionsverlag mit dessen „Türkischer Bibliothek“ gehoben. Oguz Atay, 1934 bis 1977, ist im deutschsprachigen Raum völlig unbekannt und gilt in seinem Heimatland als einer der besten Romanschriftsteller.

Es geht um den Ingenieur und Mathematiker Mustafa Inan (1911-1967). Das Wunderkind machte seinen Doktor in Zürich und eine große Karriere an der Technischen Universität Istanbul. Er wurde sogar deren Dekan.

Erzählt wird diese Lebensgeschichte aus der Perspektive eines früheren Kollegen Inans in Ankara, der einem Studenten dessen Lebensgeschichte erzählt. Damit ist die Perspektive dieses biografischen Romans fast die eines Ich-Erzählers. denn auch Atay hatte bei Mustafa Inan studiert.

Dessen Lebensgeschichte ist ein Parabel für die Zerrissenheit der Türkei, die die 87-jährige Geschichte des Landes geprägt hat – immer an der Schwelle zwischen Orient und Okzident, weder hier noch dort dazugehörig.

Zudem ist Inans Leben eine Geschichte über die hoffnungsfrohen Gründerjahre der Türkei, geprägt von der Hoffnung auf gesellschaftlichen Aufbruch und Idealismus. Damit seine Botschaft auch bestimmt verstanden wird, idealisiert Atay für meinen Geschmack zu stark.

Trotzdem wieder ein hochinteressantes Zeugnis aus dem reichen, türkischen Literaturschatz.

Bewertung: ****



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