Monika Maron „Bitterfelder Bogen“, 176 Seiten, 18,95 €, S. Fischer, ISBN: 978-3100488282;
Erst an diesem Wochenende war von einer neuen Untersuchung zu lesen, wonach die neuen Bundesländer die alten in Sachen Innovationsfreude inzwischen abgehängt haben. 20 Jahre nach dem Mauerfall tut sich was in Deutschland. Und Monika Maron, einst die kritische Stimme der DDR, hat genau hingesehen.
1981, als diesseits der Mauer kaum jemand vom Chemiedreieck in Sachsen-Anhalt wusste, beschrieb Monika Maron Bitterfeld in ihrem berühmten Debütroman „Flugasche“ als „die schmutzigste Stadt Europas“.
Nach der Wende, als sich die gesamte Industrie dort als nicht konkurrenzfähig erwies, entstand eine riesige Industriebrache, eine gigantische Altlast, aus der nach enormen gesellschaftlichem Einsatz inzwischen „Solar Valley“ wurde. Q-Cells ist der größte Solarzellen-Produzent der Welt.
Das ist die Ausgangsbasis für Marons Rückkehr nach Bitterfeld-Wolfen. 360 Betriebe haben sich inzwischen dort angesiedelt, wie Maron in ihrem reduzierten Reportagestil schreibt.
20 Jahre nach dem Mauerfall ist dieses Land noch immer innerlich geteilt in West und Ost, in Gewinner und Verlierer. Monika Maron, die in Berlin geboren wurde, 1988 in den Westen übersiedelte und nun wieder in Berlin lebt, macht dies wütend. Sie sieht, was gut ist, im Osten, und übersieht auch nicht die Probleme.
„Bitterfelder Bogen“ ist kein Bericht, wie es im Untertitel heißt. Es ist eine sehr engagierte, emotionale Reportage. Dass „mehr als die Hälfte der Ostdeutschen der Demokratie nicht zutrauen, die bestehenden Probleme zu lösen“, lässt die 68-jährige Schriftstellerin nicht kalt, es entmutigt sie aber auch nicht.
Sie fordert endlich mehr Selbstbewusstsein im Osten und ein Anerkennen der dortigen Leistungen im Westen. Dem ist nicht zu widersprechen. Nur: Wer einen elegant konstruierten Roman erwartet, statt einer journalistischen Bestandsaufnahme, der sollte nicht zu diesem Buch greifen. Die reduzierten Fotos von Jonas Maron stützen das Harte, Karge.
Bewertung: ****
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