Troy Blacklaws „Malindi“, 283 Seiten, 19,80 €, Liebeskind, ISBN: 978-3935890502;
Malindi, was für ein Name. Malindi klingt nach Palmen, Strand und Einsamkeit. Und der Ort an Kenias Küste ist die große Sehnsucht des weißen Jungen. Dorthin, so glaubt er, ist sein Vater verschwunden. Aber idyllisch ist der Debütroman des Südafrikaners Troy Blacklaws ganz und gar nicht.
Südafrika 1976. Der weiße Teenager Douglas verliert seinen vierzehnjährigen Zwillingsbruder durch einen tragischen Unfall beim Kricket. Die Mittelstandsfamilie in Kapstadt wird dadurch völlig aus der Bahn geworfen. der Vater haut ab, und die Mutter zieht ins Hinterland – an einen Ort, wo die Rassentrennung das Leben bestimmt.
Während in Kapstadt die Apartheid noch relativ zivilisiert abläuft, trifft Douglas in Klipdorp auf die volle Unmenschlichkeit. Im wüstenartigen Karoo, in einer „Landschaft aus Steinen, Staub und Dornen“, gelten Willkür und die Macht des Stärkeren.
Vor allem in der Schule. Erziehung heißt die Kinder brechen, sie mit Stockschläge auf die gewünschte Linie bringen. Douglas, vom Elternhaus zur Toleranz erzogen, wird konfrontiert mit den brutalen Regeln der Rassentrennung, mit (weißen) Siegern und (schwarzen) Verlierern.
Nur zwei Menschen bieten sich als Retter an: Marika, seine erste Liebe und der Tankwart Moses. Gemeinsam versuchen sie ein Schrottauto wieder flott zu machen, um nach Kapstadt und vielleicht sogar Malindi abzuhauen.
Troy Blacklaws schreibt aus eigener Anschauung. Groß geworden in der Nähe von Kapstadt studierte der 43-Jährige nach seinem Militärdienst (und der Konfrontation mit der Apartheid) Literaturwissenschaft, war zu Studienzwecken in Europa und lebt heute in Singapur.
Seine Sprache ist lakonisch und eindringlich. Die Geschichte zieht den Leser völlig in den Bann. der deutschen Übersetzung hat es sicher nicht geschadet, dass sie von Schriftsteller Michael Kleeberg („Karlmann“) kommt.
Bewertung: ****
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