Daniel Schwartz „Schnee in Samarkand“, 988 Seiten, 49,95 €, Eichborn, ISBN: 978-3821858319;
Dieses Buch sollte man nicht lesen wie ein normales Buch. Es ist einfach nicht normal. Der Untertitel „Reisebericht aus 3000 Jahren“, nun ja, er charakterisiert diesen opulenten 1000-Seiten-Wälzer wohl am besten. „Schnee in Samarkand“ ist allerdings eine neue Dimension.
Samarkand und der Pamir, Kirgistan und Tadschikistan, die Seidenstraße und die Chinesische Mauer, Alexander der Große und die Taliban, der ferne Osten steckt seit Jahrtausenden voller Geheimnisse. Und der Schweizer Fotograf und Journalist Daniel Schwartz (54) kennt sie fast alle.
Er war der erste Ausländer, der 1987/88 die Chinesische Mauer in ihrer ganzen Länge erwanderte. Seither ist er der gleichen Faszination erlegen, wie viele hundert Jahre vor ihm Entdecker wie Marco Polo. „Schnee in Samarkand“ ist allerdings nicht nur der Bericht über seine eigenen Reisen. Schwartz hat Literatur aus 3000 Jahren dazugepackt – Unbekanntes und Bekanntes.
Von Herodot bis Humboldt, von Robert Byron bis Ibn Khaldun. Wo heute abenteuerliche Sandpisten und moderne Glasfaserkabel die Gesellschaften miteinander verbinden, wanderten und bekriegten sich Seleukiden, Kushan, Sassaniden, Uiguren und Sogdier, Samaniden und Ghaznawiden.
Diese Detailfülle überfordert bisweilen, vor allem jene Leser, die sich in Mittelasien nicht auskennen. Es liefert aber viele unbekannte Einblicke und ganz neue Pespektiven – Wissen über eine Region, die uns aufgrund ihrer kulturellen Traditionen geprägt hat und der nicht zuletzt wegen ihrer Ressourcen die Zukunft gehört. In diesem Buch wird „Weltgeschichte“ beschrieben.
„Schnee in Samarkand“ ist ein wahrhaft epochales Werk, eine altmodisch anmutende Enzyklopädie, deren haptischer Faszination man sich trotz der Dominanz des Internets nicht entziehen kann. Ich werde noch in Jahren immer wieder in diesem Buch schmökern und dabei Neues entdecken. Grandios!
Bewertung: *****
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