Madeleine Thien, „Jene Sehnsucht nach Gewissheit“, 302 Seiten, 19,95 €, Luchterhand-Literaturverlag, ISBN: 978-3630872544;
So multikulti wie Autorin Madeleine Thien ist auch ihr Erstlingsroman. Das Kind malaiisch-chinesischer Eltern wuchs in Kanada auf, in den genannten Ländern, aber auch in Australien, den Niederlanden und auf Nordborneo spielt diese Geschichte über Trauer und Abschied – universell wie diese Gefühle.
Im Mittelpunkt steht eine Familiengeschichte mit einem halben Dutzend Figuren – über mehrere Generationen. Im Mittelpunkt steht Gail, eine 39-jährige Radioreporterin, die zu Beginn der Geschichte stirbt. Verzweifelt darüber ist ihr Mann Ansel, ein Arzt. Gails letzte Arbeit war ein Beitrag über das codierte Tagebuch eines Soldaten im Zweiten Weltkrieg.
Madeleine Thien verknüpft diese Gegenwarts-Geschichte mit der Geschichte von Gails Eltern. Vaters Matthew etwa musste kurz vor Kriegsende in seiner Heimat Britisch-Nordborneo den Tod seines Vaters miterleben. Von seiner Sandkasten-Liebe Ani wird er in den Kriegswirren nach dem Einmarsch der Japaner getrennt.
Verluste sind das Thema dieses faszinierenden, von einer sanften Melancholie durchzogenen Romans, der Charaktere und Gefühle in den Mittelpunkt stellt: Geliebte Menschen sterben, sie verlieren ihre Heimat, Liebesbeziehungen zerbrechen.
All dies erzählt Madeleine Thien in einer Weisheit und Leichtigkeit, die erstaunlich ist für eine 32-Jährige. Ihre Botschaft ist klar: Die Vergangenheit wird uns nie loslassen. Je eher wir anerkennen, dass sie die Gegenwart prägt, umso besser werden wir Trauer und Verlust bewältigen.
Bewertung: *****
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