Jürgen Hohmuth „1055 Berlin – Der Prenzlauer Berg 1980 bis 1990“, 128 Seiten, Edition Braus, 9,95 €, ISBN: 978-3862281107 (Taschenbuch);
Ein Bildband im Taschenformat. Wer wissen will, wie es einst aussah im heutigen Berliner Szeneviertel Prenzlauer Berg, dem sei dieses Büchlein angeraten. Jürgen Hohmuth hat im letzten DDR-Jahrzehnt die dortige Szene fotografiert, in all irrer Widersprüchlichkeit und Ost-Modernität.
Der Fotograf hat hier sein eigenes Leben(sgefühl) festgehalten. In den 1980er wohnte er hier, hatte viele ähnlich denkende Freunde, besetzt eine Wohnung und konnte sich als Fotograf sogar unabhängig arbeiten. „Es war archaisch, Suffkies, Punks und Lebenskünstler liefen rum, die Kneipen machten ja ooch schon um sieme uff“, erzählte er dem „Tagesspiegel“ von damals.
Längst aber ist Prenze gentrifiziert wie Mitte oder Kreuzberg, ein Künstlerviertel westlichen Zuschnitts. Der Beweis, wie anders es war, macht diees Buchs so reizvoll. Es erzählt aus einer Zeit, in der die Häuser noch Einschusslöcher vom Zweiten Weltkrieg hatten, in der man auf der Straße noch Ketwurst aß.
Gezeigt wird der Alltag jenseits der Mauer (aus meiner westlichen Sicht), ein Leben zwischen Alltagstristesse und Künstlerfesten. Und es bleibt die Erkenntnis. Irgendwie waren die zwei deutschen Staaten in vielerlei Hinsicht auch vor 1989 doch nur einer.
Bewertung: ****