Soll und Haben veränderten die Welt

Jane Gleeson-White „Soll + Haben – Die doppelte Buchführung und die Entstehung des modernen Kapitalismus“, 366 Seiten, Klett-Cotta, 24,95 €, ISBN: 978-3608948608;

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Eine Welt ohne doppelte Buchführung? Ist irgendwie undenkbar, oder. Aber wer kennt schon die Geschichte von Soll und Haben, Aktiva und Passiva? Wer weiß, dass es vor über 500 Jahren ein Franziskanerpater war, der erstmals den Versuch startete, den Kaufleuten in Venedig Zahlen zu liefern, wie es um ihr Vermögen und den Gang ihrer Geschäfte geht. Eine spannende Geschichte, die die australische Wirtschaftswissenschaftlerin Jane Gleeson-White hier erzählt.

Luca Pacioli, so hieß der Pater und Mathematiker, klingt wie ein moderner Kapitalist, als er des Kaufmanns Ziel so definierte, dass dieser „einen gerechten und angemessenen Gewinn erzielen (müsse), um sein Geschäft weiterhin betreiben zu können“. Nur über das „gerecht und angemessen“ wird bekanntlich bis heute gestritten.

Paciolis Konzept fand sehr schnell viele Freunde. In einem der ersten gedruckten Bücher verbreitete sich die Idee von „Soll & Haben“ über Europa. Mit dieser Rechenweise ließen sich Aufwand und Ertrag, Lagerbestände und deren Wert, schlicht Gewinne und Verluste nicht nur genau feststellen, sondern auch hochrechnen, zu dem, was man heute Businessmodell nennt.

Der Venezianer machte das Geldmodell populär, alle späteren Wirtschaftswissenschafter basieren auf seinen Ideen. Ob Marx, ob Schumpeter und auch John Maynard Keynes. Aber beschreibt das Modell der doppelten Buchführung heute noch die Realität?

Jane Gleeson-White meint nein und wird gegen Ende ihrer Abhandlung politisch: Sie fordert eine neue Art der Buchführung, eine die weiche Faktoren wie den Verbrauch von Ressourcenverbrauch, Beständigkeit und Wiederverwertung von Produkten, auch Umweltverschmutzung und andere gesellschaftliche Faktoren mit einbezieht. Ein nachdenkenswertes Konzept, auch wenn es hier nicht zu Ende gedacht wird.

Bewertung: ****

 

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