Karl Ove Knausgard „Leben“, 624 Seiten, 22,99 €, Luchterhand, ISBN: 978-3630874135;
Mit „Sterben“ hat er angefangen. Nun. im vierten Band seiner auf sechs Teile angelegten autobiografischen Romanprojekts „Min Kampf“ ist Karl Ove Knausgard im „Leben“ angelangt. Endlich die Schulzeit und damit die Kindheit des Norwegers sind beendet.
Karl Ove will weg. Er tauscht die schnuckelige Kleinstadt Kristiansand, ganz im Süden des Landes, mit einem 250-Seelen-Dorf ganz im Norden, wo er als Aushilfslehrer anfängt und davon träumt, seinem Lebensziel Schriftsteller näher zu kommen.
Leben ist Freiheit, ein Traum davon. Auch die Freiheit Bockmist zu bauen, alles auszuprobieren. „Suff und Hoffnung auf Hurerei“ nennt er diesen Aspekt – den Gegenpol zu „Einsicht und Innerlichkeit“.
Knausgard ist der Meister der Banalität. Er erzählt den Alltag wie eine großes Abenteuer, mit einem Furor, wie er selten ist. Er schreckt in seinem „autobiografischen Roman“ – dahinter stecken Wahrheit und Erfindung – vor nichts zurück, auch nicht vor den eigenen tiefen Abgründen. Ijoma Mangold spricht in der „Zeit“ von einer Droge, die ihn beim Lesen erfasst hat. Im „Spiegel“ ist von den Peinlichkeiten die Rede, bevor auch das Magazin zu dem Schluss kommt, Knausgard sei wahrhaftig.
Genau, das ist der Punkt. Und darum fasziniert auch Band 4 der Reihe, selbst man man 1 bis 3 nicht gelesen haben sollte.
Bewertung: ****