Fotos von der Schattenseite

Edith Tudor-Hart „Im Schatten der Diktaturen“, 137 Seiten, 35 €, HatjeCantz, ISBN: 978-3775735667;

Zu Unrecht ist sie heute fast vergessen: Edith Tudor-Hart, geborene Suschitzky. Die 1973 mit 65 Jahren verstorbene Fotografin war eine der wichtigsten Dokumentaristinnen derZwischenkriegszeit, erst in Wien und dann in London, wo sie ab 1933 auch als sowjetische Agentin, wenn auch in von geringer Wichtigkeit, tätig war. Ihr präziser Blick galt den sozialen Verwerfungen in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts.

Dem Wien-Museum gebührt das Verdienst die Fotografin wiederentdeckt zu haben. Sie machte es der Nachwelt allerdings schwer, denn 1951, als der sowjetische Spion Kim Philby aufgeflogen war, zerstörte sie einen Großteil ihrer Bilder. Freilich nicht alle und auch nicht alle Negative oder Abzüge, wie die Ausstellung zeigt, in der auch Exponate aus dem National Galleries of Scotland (Edinburgh) gezeigt werden.

Edith Suschitzky hatte am Bauhaus in Dessau studierte, bevor sie sich ab 1930 in Wien der Fotografie zuwandte und unter anderem für die sowjetische Agentur Tass arbeitete. Mit ihrem ebenfalls kommunistische Ehemann, einem Arzt,  ging sie drei Jahre später, nachdem sie in  Wien festgenommen worden war, nach England, wo sie sich auf Sozialreportagen spezialisierte, in den Londoner Slums oder im walisischen Kohlenrevier.

Ihre Arbeiten werden heute zu den Hauptwerken der britischen Arbeiterfotografie gezählt. Nicht zuletzt aus politischen Gründen waren sie jahrzehntelang unbeachtet geblieben. Für ihre sensiblen Schwarz-Weiß-Fotografien nutzte Tudor-Hart übrigens eine mittelformatige Rolleiflex, mit der sie aus Hüfthöhe Bilder schießen konnte. So konnte sie mit ihren Modellen während des Fotigrafierens reden, was die Bilder authentisch macht. bei der Arbeit ungehindert zu kommunizieren.

Tolle Fotos.

Bewertung: *****

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