Der Journalismus ist im Wandel:
Claudia Mast „Zeitungsjournalismus im Internetzeitalter – Umfragen und Analysen“ (Lit);
Christian Jakubetz „Crossmedia“ (UVK);
Rolf Wespe/Marie Lampert „Storytelling für Journalisten“ (UVK);
Daniel Chmielewski „Lokale Leser, lokale Nutzer“ (Herbert von Halem);
Meike Mittmeyer „Lokaljournalismus im Spannungsfeld der Interessen“ (Akademische Verlagsgemeinschaft München);
Christian Jakubetz/Ulrike Langer/Ralf Hohlfeld (Hrsg.) „Universalcode“ (Euryclia);
Bernhard Pörksen/Hanne Detel „Der entfesselte Skandal – Das Ende der Kontrolle im digitalen Zeitalter“ (Herbert von Halem);
Hans Mathias Kepplinger „Mechanismen der Skandalisierung – zu Guttenberg, Kachelmann, Sarrazin & Co.: Warum einige öffentlich untergehen – und andere nicht“ (Olzog);
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Claudia Mast „Zeitungsjournalismus im Internetzeitalter – Umfragen und Analysen“, 112 Seiten, 19,90 €, Lit, ISBN: 978-3643114051;
Wird es in 20 Jahren noch gedruckte Tageszeitungen geben? Diese Frage beschäftigt die Journalistin-Professorin Claudia Mast (Stuttgart-Hohenheim) seit Jahren. Und in diesen tagen hat sie erneut Chefredakteure deutscher Regionalzeitungen (darunter auch mich) dazu befragt. Ähnliche Umfragen hatte sie schon drei Mal gestellt (2002, 2006 und 2009) und den Wandel in Richtung digitaler Kanäle dokumentiert – in diesem Buch. Gerade Politik- und Wirtschaftsberichterstattung stehen im Feuer – zu Recht. Denn sie sind noch immer näher an denVorständen als an den Lesern. Eine Neupositionierung des professionellen Journalismus tut not. Dass dies zu ist, hat Claudia Mast in ihren Fragen an die Zeitungsleute dokumentiert. Wie er aussehen muss, das ist noch nicht so richtig klar.
Eine gute Bestandsaufnahme, aber den Journalismus müssen die Journalisten neu erfinden.
Bewertung: ****
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Christian Jakubetz „Crossmedia“, 186 Seiten, 19,90 €, UVK, ISBN: 978-3867642392;
Vergessen wir mal das von Blogger und Medienberater kultivierte Bashing der traditionellen Medien. Denn irgendwie hat er Recht. In „Crossmedia“, seinem nun in aktualisierter Fassung (ergänzt um den Bereich Soziale Medien) erschienenen Lehrbuch von 2009, gibt er viele gute Ratschläge, wie die Konversion gelingen kann. Dass gedruckte Zeitungen allein keine langfristige Perspektive haben werden, weiß inzwischen der dümmste Journalist. Jakubetz befasst sich mit dem Wandel, darum, wie jeder digitale Ausgabekanal seine eigenen Besonderheiten hat. Copy & Paste, das noch vielerorts betrieben wird, ist jedenfalls keine Lösung.
Als Orientierungshilfe empfehlenswert, mehr nicht.
Bewertung: ****
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Rolf Wespe/Marie Lampert „Storytelling für Journalisten“, 262 Seiten, 24,90 €, UVK, ISBN: 978-3867642521;
Storytelling, das ist so ein Modewort, eines, das nervt. Und doch ist das Geschichtenerzählen, das bisher im deutschsprachigen Journalismus nicht daheim war, eine der großen Chancen für die sieche Branche. Vielleicht ist es sogar die Überlebenschance für die gedruckte Zeitung.
Weg von den klassischen Disziplinen Bericht und Kommentar, erlaubt das Storytelling hintergründige Einblicke, die Lesernähe garantieren – wenn der Autor sein Handwerk beherrscht. Schwer genug, die wenigsten Journalisten sind auch wirklich gute Schreiber. Und genau die sind hier gefordert.
Marie Lampert ist freie Journalistin und engagiert in der Aus- und Weitebildung, Rolf Wespe ist Studienleiter an der wichtigsten Schweizer Jozrnalistenschule MAZ in Luzern (an der ich auch einmal im Jahr einen Ein-Tages-Kurs geben darf). Der erfahrene Rechercheur in Print und TV und seine Kollegin erläutern hier professionelle Strategien und Werkzeuge für das Storytelling – und greifen sogar zurück bis zur griechischen Mythologie.
Lohnt sich.
Bewertung: *****
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Daniel Chmielewski „Lokale Leser, lokale Nutzer“, 216 Seiten, 28 €, Herbert von Halem, ISBN: 978-3869620336;
Wie lokal ist Lokaljournalismus wirklich? Daniel Chmielewski, ehemals Reakteur und nun Berater der Dortmunder Ruhr-Nachrichten, hat 3000 Leser seiner Zeitung befragt. Im Zentrum stand die These, dass sich die Leser nicht mehr für das Lokale interessieren – eine These, wie widerlegt wird. Denn je stärker die Bindung an einen Ort, umso größer auch das Interesse an Nachrichten von dort.
Für den Autor ist klar: Lokales ist die DNA der Regionalzeitung – und ihre Perspektive in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeitungen. Und: Redakteure sollen sich auf ihr Gefühl verlassen, dann finden sie die passenden Themen. Je überzeugter sie sind von der Region, in der sie arbeiten, umso authentische und damit erfolgreicher ist das Ergebnis.
Heimatzeitung hat eine Zukunft. Das haben wir Lokaljournalisten zwar gewusst, aber nun liegen empirische Egebnisse vor. Und Dortmund tickt ähnlich wie Bayreuth. Gut so!
Bewertung: ****
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Meike Mittmeyer „Lokaljournalismus im Spannungsfeld der Interessen – Berichterstattung zwischen Instrumentalisierung und Informationsauftrag“, 134 Seiten, 34,90 €, Akademische Verlagsgemeinschaft München, ISBN: 978-3869240671;
Und noch eine wissenschaftliche Arbeit über Lokaljournalismus: Der ist leider nicht so unabhängig und nutzbringend, wie er sein sollte. Das weist Meike Mittmeyer in ihrer Studie nach, in der sie anhand einer Untersuchung einer norddeutschen Lojkalzeitung nachweist, welche Verflechtungen zwischen Journalisten und Establischment bis heute die Berichterstattung bestimmen.
So richtig nutzbringend ist die Studie nicht, weil die Fallbeispiele nicht unbedingt exemplarisch sind. Nicht übeall sind die Anhängigkeiten so groß wie hier. Aber deutlich wird mmerhin, was es für Folgen hat, wenn Journalisten den Pfad der Tugend verlassen. Der Weg des geringsten Widerstands hat keine Zukunft!
Bewertung: ***
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Christian Jakubetz/Ulrike Langer/Ralf Hohlfeld (Hrsg.) „Universalcode – Journalismus im digitalen Zeitalter“, 590 Seiten, 27,90 €, Euryclia, ISBN: 978-3981422801;
Selten wurde um ein journalistisches Fachbuch so viel Bohei gemacht. Erst hatte Christian Jakubetz, Blogger aus Niederbayern, die Idee für dieses Buch, dann suchte er sich Mittstreiter und bekam Unterstützung von einigen der wichtigsten journalistischen Vordenker hierzulande. Im Internet, also quasi in Echtzeit, durften interessierte Leser dann den Fortgang des Buches verfolgen.
Sei es, wie es ist: In dem dicken Wälzer finden sich – nicht nur für junge Journalisten – enorm viele Tipps und Ideen zur zukünftigen Entwicklung der Branche.
Ein Muss!
Bewertung: *****
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Bernhard Pörksen/Hanne Detel „Der entfesselte Skandal – Das Ende der Kontrolle im digitalen Zeitalter“, 248 Seiten, 19,90 €, Herbert von Halem, ISBN: 978-3869620589;
Der entfesselte Skandal ist Pörksens Thema: Ein Skandal also, der so intensiv verbreitet wird, das jeder Bescheid weiß. Weil die digitalen Kanäle überall und von jedem nutzbar sind. Jeder enthüllt, und niemand kontrolliert. Das macht Journalismusforscher Pörksen in diesem Buch deutlich. Und das Intent wird zum Taktgeber, dem niemand widersteht.
Wie damit umgehen? Das wissen auch Pörksen und Detel nicht. Aber sie fordern eine neue Medienkompetenz. Und das ist gut so.
Bewertung: ****
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Hans Mathias Kepplinger „Mechanismen der Skandalisierung – zu Guttenberg, Kachelmann, Sarrazin & Co.: Warum einige öffentlich untergehen – und andere nicht“, 224 Seiten, 26,90 €, Olzog, ISBN: 978-3789282485;
Die Mechanismen des Skandals waren schon vor sieben Jahren das Thema des Mainzer Kommunikationsforschers Kepplinger. Jetzt hat er seine Untersuchung über den „Medienpranger“, die Strafe des 21. Jahrhunderts, noch mal ergänzt – um Erkenntnisse über Guttenberg, Kachelmann und Sarrazin.
Zu verstehen, wie Medien funktionieren, wie man mit aufkommendenSkandalen umgeht, ist wichtig nicht nur für Journalisten, sondern auch für alle anderen, die in enger Verbindung mit der Öffentchkeit stehen. Das macht dieses Buch so spannend.
Bewertung: *****