Alexander Rodin „Global Warning“, 95 Seiten, 35 €, Hatje Cantz, ISBN: 978-3775732727;
Was für düstere Bilder, voll mythischer Allegorien und Details von großer Tiefe. Alexander Rodin, geboren in der weissrussischen Provinz und nun ein Wanderer zwischen Ost und West, zwischen Minsk und Berlin, verbindet Motive aus der tiefreligiösen belarussischen Volkskunst mit westlicher Kulturkritik. Das Kunsthaus Tacheles widmete ihm eine große Ausstellung.
Fast schon surreal muten die Traumlandschaften des 64-jährigen Künstlers an, dessen Kunst in seiner undemokratischen Heimat als unerwünscht gilt. Manches erinnert an die alten Meister in Westeuropa, anderes wieder an russische Utopisten wie die Brüder Strugatzkij, die in der Diktaturerfahrung eigene Welten erfanden.
Rodins Werkstatt im Tacheles ist 800 Quadratmeter groß, er belegt ein ganzes Stockwerk. „Berlin inspiriert mich immer wieder aufs Neue. Solche Werke wie hier hätte ich anderswo nicht schaffen können“, sagt der Maler in einem Interview mit der Deutschen Welle.
Er hadert wie so viele Künstler mit dem Regime Lukaschenko. Offene, freie Kunst wolle die Führung nicht, die den Einfluss der westlichen Demokratien fürchtet. „Die Behörden haben Angst. Sie setzen den Kunstschaffenden Grenzen“, sagt Rodin.
Umso wichtiger ist Kunst wie diese. Sie bringt uns den europäischen Nachbarstadt Weißrussland näher. Wer weiß schon, dass dort Oppositionelle und Künstler ins Gefängnis geworfen und gefoltert werden, dass – vermutlich – Unschuldige als angebliche Terroristen sterben müssen.
Rodin zeigt, dass Belarus ein Teil von Europa ist, indem er die unterschiedlichen Kulturen mischt und seine ganz eigene, nicht unbedingt leicht zu konsumierende Kunst geschaffen hat. Seine Bilder sind im besten Sinne politisch.
Bewertung: ****
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